Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
war. Man hatte sie falsch erzogen.
    Draußen wurde eben von neuem zum Sammeln gepfiffen. Die Reiter und Soldaten kamen alle wieder heran. Major Smith wollte seinen ursprünglichen Beschluß ausführen und mit der ganzen Truppe aufbrechen, um die Munitionsräuber zu verfolgen. Kostbare Zeit war allerdings jetzt schon verloren. Erst hatte die Ankunft von Thomas, Theo und Cate, die der Dakotahäuptling absichtlich hatte laufenlassen, einen erheblichen Aufenthalt verursacht, dann hatte der junge Häuptling selbst mit seinem waghalsigen Eingreifen die Truppe lange genug hingehalten. – Adams erhielt wie zuvor den Auftrag, mit elf Mann auf der Station zu bleiben. Von Leutnant Roach wurde nicht mehr gesprochen. Wußte der Teufel, wo er überhaupt steckte. Adams hatte ihn im Verdacht, daß er sich in das Schlafzimmer des Kommandanten eingeschlichen und dort auf das einzige halbwegs bequeme Bett gelegt hatte, das in der Station vorhanden war.
    Als die Truppe unter Führung des Majors ausgezogen und jenseits des Flusses in den Wellentälern der Prärie verschwunden war, machte Adams seinen Rundgang durch die ganze Station. Er verteilte die Wachen an den Palisadenluken und auf dem Turm, ließ Jim ablösen und wies Thomas und Theo an, an der Feuerstelle bei der Pumpe einen großen Kessel Suppe für alle Mann zu kochen. Als er das geordnet und alles besehen hatte, begab er sich selbst zu den Zwillingen, die den Kessel schon gefüllt und die Holzscheite zum Brennen gebracht hatten.
    »Kein Fleisch?« fragte Thomas unzufrieden, als Adams herangekommen war.
    »Da ist doch das Gepökelte.«
    »Uns wäre mehr nach einer saftigen Büffelrippe zumute!«
    »Die könnt ihr euch selber verschaffen, sobald sich Büffel zeigen. Seit Wochen und Monaten ist kein Büffel zu sehen. Die von der Pacificbahn werden wohl alle Herden weggeschossen haben.«
    Adams steckte sich sein Pfeifchen an, und es trat ein langes Schweigen ein. Keiner mochte von dem anfangen, was die drei Männer am meisten bewegte, mehr noch als die Gefahr, in der sich die so schwach besetzte Station befand.
    »Hast du jetzt Geld genug?« fragte Thomas endlich geradezu.
    »Nein.« Adams schaute zu Boden.
    »Dann wird’s zu spät, und dein Vater muß runter von seiner Farm.«
    »Ich weiß. Hat er euch hergeschickt?«
    »Nein, wir sind von selbst gegangen, weil es nicht mehr zum Ansehen war. Wir haben den Red Fox getroffen, der sagte uns, daß du hier hängengeblieben bist.«
    »So, den habt ihr getroffen. Wo treibt er sich denn herum?«
    »Überall und nirgends. Aber in die Gegend hier geht er nicht mehr gern … hat er gesagt.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Dein Vater hat keinen klaren Gedanken mehr. Wenn die Landvermesser kommen, will er schießen. Warum bist du nicht wieder heimgekommen, Adam Adamson?«
    »Was nützt das Reden?«
    »Solange die Dakota sich behaupten, kann dein Vater auf seiner Farm bleiben«, meinte Theo. »Sie vertreiben ihn nicht, denn ihnen hat er bezahlt.«
    »Sie behaupten sich aber nicht, und wenn sie aus den Black Hills vertrieben werden, kann ich dort vielleicht Gold finden. Bis wann muß gezahlt sein?«
    »Bis zum Herbst siebzig Prozent. Aber der Preis ist noch höher geworden, weil die Nordbahn jetzt fest beschlossen ist.«
    Adams ließ die Pfeife ausgehen. »Ich muß Munition verteilen.«
    Er holte sich einen großen Schlüssel und ging zu dem alten Blockhaus.
    Während Adams mit den beiden Hirten und Rauhreitern am Kochkessel im Hof gesprochen hatte, war Cate im Kommandantenzimmer wieder allein geblieben. Sie hatte zunächst gehorsam den Rest erkaltete Erbsensuppe ausgelöffelt. Dann lehnte sie sich an die Wand zurück und schaute wieder durch das Fenster auf den Hof. Sie horchte dabei auf Geräusche, die nebenan in der Schlafkammer des Majors entstanden. Leutnant Roach schien auf dem Feldbett des Kommandanten zu liegen und von einem Feldscher behandelt zu werden. Was der Leutnant sagte, drückte keine Zufriedenheit mit der Behandlung aus.
    Der Feldscher schien sich aber nicht viel um die Kritik seines empfindlichen Patienten zu kümmern. Er erklärte vielmehr barsch, daß der Verband in bester Ordnung sei, und entfernte sich. Dabei ging er durch dasArbeitszimmer des Kommandanten und begrüßte auch Cate. »Keine Sorge, Miss! In ein paar Tagen ist alles geheilt.«
    Cate wurde dunkelrot. Sie hatte mit angesehen, wie ihr Vater Leutnant Roach die Hand durchschoß, um einen Wortbruch zu verhindern, und schämte sich für ihren Verlobten.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher