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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Kleine kicherte. Er war wieder wachsbleich, und seine Hände zitterten.
    Es währte nicht allzulange, bis Tokei-ihto und Red Fox in das Tipi zurückkehrten.
    »Nun?« fragte der Weiße auffordernd im Hereinkommen.
    Tokei-ihto ging zur Feuerstelle an seinen gewohnten Platz dem Eingang gegenüber. Er stopfte die Pfeife mit zeitraubender Sorgfalt und wartete, bis auch sein Gegner die seine in Brand gesetzt hatte.
    »Paco Bacerico hat nicht gelogen«, sagte er dann sehr beherrscht. »Die Waffen sind neu, die Munition ist gut. Ich bin bereit, sie zu übernehmen. Welchen Preis fordert der kleine weiße Mann?«
    »Wir haben Wort gehalten«, antwortete Red Fox an Monitos Stelle.
    »Wird Tokei-ihto auch Wort halten? Der Häuptling hat uns zugesagt, daß wir mit allen Begleitern, Maultieren und Waren unversehrt und unbehelligt abziehen können, wenn wir nicht handelseinig werden!«
    »Das habe ich gesagt, hau.«
    »Gut. Welchen Preis bietet der Häuptling der Dakota?« Die Augen des Red Fox lauerten, und der Zwerg hob die Nase höher aus der Decke.
    »Für die Gewehre und die Munition bezahlt Tokei-ihto, was die Armee des großen Vaters in Washington auch bezahlt. Für die Gefahr und für den Weg bezahlt Tokeiihto noch einmal dieselbe Summe.«
    »Hm. Was heißt Summe? Du willst also nicht in Biberfellen und Büffelhäuten bezahlen?«
    »Bacerico kann den Preis auch in Fellen erhalten.« »Das will ich nicht! Das will ich nicht!« schrie es aus dem Bündel.
    »Wenn ich so viele Felle bringe, verderbe ich an der Grenze den Preis und bin betrogen. Glaubt Tokei-ihto im Ernst, daß Paco Bacerico durch die Prärie reitet – reitet! –, um Biberfelle zu holen? Tokei-ihto versteht, daß dies kein gewöhnliches Geschäft ist! Bacerico lebt gut und hat es nicht nötig, seinen Kopf zu riskieren für ein paar Biberhäute. Weiß Tokayer, daß jetzt jeder mit dem Tod bestraft wird, der Waffen an aufständische Indianer verkauft?« Monito hatte sich in seinen Decken aufgesetzt und stierte den Dakota mit glänzenden Augen an.
    Der Häuptling nickte gleichmütig.
    »Versteht Tokei-ihto, daß Bacerico trotzdem kommt?«
    »Ja.«
    »Ja? Dann – werden wir uns bald einig sein. Tokei-ihto weiß also – was er zahlen wird!«
    »So ist es.« Der Häuptling stand auf und holte aus dem Hintergrund des Zeltes einige kleine Säckchen, öffnete sie und ließ den Feuerschein auf den runden Münzen schimmern, die die Säckchen enthielten. Er zählte die Münzen einzeln und baute sie in der Nähe der Feuerstellezu einer Reihe kleiner, jeweils gleich hoher Türmchen auf.
    »Die Hälfte des Preises in Geld«, sagte er bestimmt.
    Der Händler schien erstarrt. Dann begann er ein Lachen, mit dem er Tokei-ihto und sich selbst zu verhöhnen schien.
    »Tokei-ihto!« sagte er dabei und warf die Türmchen der Münzen mit seinen Krallenfingern um, so daß die runden Stücke auf dem Zeltboden umherrollten.
    »Tokei-ihto! Diese Münzen sind außer Kurs. Hast du mir nichts anderes zu bieten?«
    »Ich habe den weißen Mann oft genug aufgefordert, seinen Preis zu nennen. So mag er es endlich tun!«
    »Tokei-ihto! Du weißt so gut wie ich, wie es steht«, begann jetzt Red Fox und schob das Menschenbündel neben sich mit einer groben Bewegung zur Seite. »Du weißt, wie es steht – wir können als Männer offen miteinander reden! Dieser Krieg wird gewonnen oder verloren, ehe er überhaupt beginnt. Einen Dakota-Krieger kannst du in der Prärie gleich fünfzig oder hundert von unseren uniformierten Dummköpfen rechnen – wenn er Flinte und Munition hat. Er gilt nichts, wenn sie ihm fehlen. Du hast den Sieg – mit den Waffen. Wenn wir aber morgen abziehen und diese Waffen an die Armeezurückgeben …«
    »Das kann Paco Bacerico nicht tun«, fiel der Häuptling ein, als Red Fox seinen Satz nicht zu Ende sprach.
    »Diese Waffen sind gestohlen; Bacerico kann sie nicht zurückbringen und sich noch dafür bezahlen lassen. Will er sie lieber ins Wasser werfen und dafür zweimal durch die Prärie reiten – als den Preis nehmen, den ihm der Häuptling der Dakota hier vor seinen Augen aufzählt?«
    »Bist du nicht klug genug, Dakota, um zu verstehen, daß ich diese Waffen nicht ohne Grund in die Prärie geschleppt habe, noch ehe wir uns um den Preis einig waren? Wer tut das? Ich habe sie dir gebracht, ich, Bacerico, damit du sie sehen sollst und wissen, was du verlierst, wenn du nicht zahlst! Du wirst einen höheren Preis nennen müssen, Rothaut! Oder ich bin auch bereit, diese

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