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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Kapitel fünf

    Zutritt jederzeit und ausnahmslos verboten
    Es gab nur eine Möglichkeit, Bruno musste mit Vater reden.
    Vater hatte am Morgen nicht mit ihnen zusammen Berlin verlassen. Er war schon ein paar Tage vorher abgereist, am Abend des Tages, als Bruno nach Hause gekommen war und Maria seine Sachen durchwühlt hatte, auch die ganz hinten versteckten, die nur ihm gehörten und keinen etwas angingen. An den folgenden Tagen hatten Mutter, Gretel, Maria, Koch, Lars und Bruno alles in Kartons gepackt und in einen großen Lastwagen verladen, der sie in ihr neues Heim in Aus-Wisch bringen sollte.
    An jenem letzten Morgen, als das Haus leer aussah und gar nicht mehr wie ihr richtiges Zuhause, packten sie die allerletzten Sachen in Koffer, und dann hielt vor der Tür ein Dienstwagen mit rotschwarzen Flaggen und holte sie ab.
    Mutter, Maria und Bruno verließen als Letzte das Haus, und Bruno war überzeugt, dass Mutter das Dienstmädchen, das immer noch dastand, nicht wahrnahm. Denn während alle einen letzten Blick in den leeren Flur warfen, in dem die Familie so glückliche Zeiten verbracht hatte, auf die Stelle, wo im Dezember immer der Weihnachtsbaum stand, die Stelle, wo in den Wintermonaten die nassen Schirme in einem Ständer abgestellt wurden, und die Stelle, wo Bruno beim Hereinkommen seine schmutzigen Schuhe ausziehen sollte, es aber nie tat – während alldem schüttelte Mutter den Kopf und sagte etwas sehr Merkwürdiges.
    »Wir hätten den Furor nie zum Essen kommen lassen sollen«, sagte sie. »Und alles nur, weil ein gewisser Jemand unbedingt vorankommen will.«
    Kaum hatte sie das gesagt, drehte sie sich um, und Bruno entdeckte Tränen in ihren Augen, als sie jedoch Maria sah, die dastand und sie beobachtete, fuhr sie erschreckt zusammen.
    »Maria«, sagte sie verstört. »Ich dachte, du wärst schon im Auto.«
    »Ich wollte gerade gehen, gnädige Frau«, sagte Maria.
    »Ich hatte nicht vor ...«, setzte Mutter an, schüttelte dann den Kopf und fing von vorne an. »Das sollte nicht heißen ...«
    »Ich wollte gerade gehen, gnädige Frau«, wiederholte Maria, der offenbar die Regel, Mutter nicht zu unterbrechen, unbekannt war. Jedenfalls huschte sie zur Tür hinaus und rannte zum Auto.
    Mutter hatte die Stirn gerunzelt, dann aber die Schultern gezuckt, als wäre jetzt ohnehin alles nicht mehr so wichtig. »Dann wollen wir mal, Bruno«, sagte sie, nahm ihn an der Hand und sperrte die Tür hinter ihnen zu. »Hoffen wir nur, dass wir eines Tages wieder zurückkommen, wenn das alles vorbei ist.«
    Der Dienstwagen mit den Flaggen vorne hatte sie zu einer Bahnstation gebracht, an der ein breiter Bahnsteig zwei Gleise voneinander trennte. Auf jeder Seite stand ein Zug und wartete auf Fahrgäste. Da auf der anderen Seite sehr viele Soldaten auf und ab gingen und die Gleise von einem langen Häuschen getrennt wurden, das dem Stellwerkswärter gehörte, konnte Bruno die Massen von Menschen nur kurz sehen, bevor er mit seiner Familie in einen sehr behaglichen Zug stieg, in dem kaum jemand saß und es jede Menge freie Plätze gab und frische Luft, wenn man die Fenster herunterzog. Wären die Züge in verschiedene Richtungen gefahren, hätte Bruno das Ganze verstanden, aber das war nicht der Fall: Beide Züge wiesen in Richtung Osten. Er überlegte kurz, ob er über den Bahnsteig rennen und die Leute auf die leeren Plätze in seinem Waggon aufmerksam machen sollte, aber er entschied sich dagegen, weil ihm eine innere Stimme sagte, wenn es seine Mutter nicht ärgern würde, dann ganz bestimmt Gretel, und das wäre noch schlimmer.
    Bruno hatte Vater seit der Ankunft in ihrem neuen Haus in Aus-Wisch nicht gesehen. Als vorhin die Tür knarrend geöffnet wurde, hatte er gedacht, Vater sei vielleicht im Schlafzimmer, aber dann war es nur der unfreundliche junge Soldat gewesen, der Bruno eiskalt angestarrt hatte. Bisher hatte er weder Vaters dröhnende Stimme irgendwo gehört noch das schwere Schlagen seiner Stiefel unten auf den Dielenbrettern. Aber es gingen zweifellos Leute ein und aus, und gerade als Bruno überlegte, was am Sinnvollsten wäre, drang von unten ein schrecklicher Krach herauf. Er trat auf den Flur und warf einen Blick über das Geländer.
    Vor der offenen Bürotür seines Vaters standen fünf Männer, die lachten und sich die Hand gaben. Vater stand in ihrer Mitte, er sah sehr schick aus in seiner frisch gebügelten Uniform. Sein dichtes schwarzes Haar war eingecremt und gekämmt, und als Bruno ihn

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