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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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eine Schwachsinnige klingen ließ. Bruno hätte die beiden am liebsten stehengelassen und nichts von dem mitbekommen, worüber die beiden redeten, doch ihm blieb keine Wahl, er musste seine eigenen Interessen voranstellen und Oberleutnant Kotler um das Undenkbare bitten. Einen Gefallen.
    »Ich dachte mir, ich könnte Sie vielleicht um einen Gefallen bitten«, sagte Bruno.
    »Bitten kannst du«, sagte Oberleutnant Kotler, worauf Gretel wieder lachte, obwohl es nicht besonders lustig war.
    »Ich wollte wissen, ob es hier irgendwo einen Ersatzreifen gibt«, fuhr Bruno fort. »Vielleicht von einem Auto. Oder einem Lastwagen. Einer, der nicht mehr gebraucht wird.«
    »Der einzige Ersatzreifen, den ich in letzter Zeit zu Gesicht bekommen habe, gehört Feldwebel Hoffschneider, und der trägt ihn um seine Taille«, sagte Oberleutnant Kotler, und seine Lippen verzogen sich zu etwas Ähnlichem wie einem Lächeln. Für Bruno ergab das überhaupt keinen Sinn, doch Gretel fand das so amüsant, dass sie förmlich auf der Stelle zu tanzen schien.
    »Und benutzt er ihn?«, fragte Bruno.
    »Feldwebel Hoffschneider?«, fragte Oberleutnant Kotler. »Ja, ich fürchte schon. Er hängt sehr an seinem Ersatzreifen.«
    »Hören Sie auf, Kurt«, sagte Gretel und trocknete ihre Augen ab. »Er versteht Sie nicht. Er ist erst neun.«
    »Ach, sei du doch still«, rief Bruno und schaute seine Schwester verärgert an. Es war schon schlimm genug, dass er herauskommen und Oberleutnant Kotler um einen Gefallen bitten musste, aber dass ihn seine eigene Schwester dabei ständig triezte, machte alles noch schlimmer. »Und überhaupt bist du erst zwölf«, setzte er hinzu. »Hör also auf so zu tun, als ob du älter wärst.«
    »Ich bin fast dreizehn, Kurt«, fauchte sie. Jetzt war ihr das Lachen vergangen, und ihr Gesicht war vor Schreck erstarrt. »In ein paar Wochen bin ich dreizehn. Eine Jugendliche genau wie Sie.«
    Oberleutnant Kotler lächelte und nickte, sagte aber nichts. Bruno starrte ihn an. Bei jedem anderen Erwachsenen, der vor ihm gestanden hätte, hätte er die Augen verdreht, um anzudeuten, dass sie beide wussten, wie albern Mädchen und wie ganz und gar lächerlich Schwestern waren. Aber dies war nicht jeder andere Erwachsene. Dies war Oberleutnant Kotler.
    »Wie auch immer«, sagte Bruno und ignorierte den bösen Blick, den Gretel ihm zuwarf, »könnte ich sonst noch irgendwo einen Ersatzreifen finden?«
    »Natürlich«, sagte Oberleutnant Kotler, der jetzt nicht mehr lächelte und von der ganzen Sache plötzlich gelangweilt schien. »Aber wozu willst du ihn eigentlich?«
    »Ich wollte mir eine Schaukel bauen«, sagte Bruno. »Sie wissen schon, mit einem Reifen und an Baumästen befestigten Seilen.«
    »Stimmt«, sagte Oberleutnant Kotler und nickte weise, als wären solche Dinge für ihn jetzt Erinnerungen aus fernen Tagen, obwohl er, wie Gretel betont hatte, selbst noch ein Jugendlicher war. »Ja, als Kind habe ich oft Schaukeln gebaut. Meine Freunde und ich haben viele glückliche Nachmittage zusammen verbracht und auf ihnen gespielt.«
    Bruno staunte, dass er etwas mit dem Soldaten gemein hatte (und dass Oberleutnant Kotler jemals Freunde gehabt hatte, überraschte ihn noch mehr). »Was meinen Sie?«, fragte er. »Gibt es irgendwo einen?«
    Oberleutnant Kotler starrte ihn an und schien sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen, als wüsste er nicht so recht, ob er ihm eine klare Antwort geben oder ihn, wie schon die ganze Zeit, ein bisschen ärgern sollte. Dann entdeckte er Pavel, den alten Mann, der jeden Nachmittag kam und in der Küche beim Gemüseputzen für das Abendessen half, bevor er sein weißes Jackett anzog und am Tisch servierte. Als Kotler den alten Mann aufs Haus zugehen sah, schien er zu wissen, was er wollte.
    »He, du!«, schrie er und fügte dann ein Wort hinzu, das Bruno nicht verstand. »Komm mal her, du ...« Wieder sagte er das Wort, und sein grober Tonfall ließ Bruno zur Seite blicken, und er schämte sich, an der Szene beteiligt zu sein.
    Pavel kam auf sie zu, und Kotler redete ihn frech an, obwohl er vom Alter her sein Enkel hätte sein können. »Bring diesen kleinen Mann zum Lagerschuppen hinter dem Haupthaus. Dort sind an einer Seitenwand alte Reifen aufgereiht. Er sucht sich einen aus, und du trägst ihn dahin, wo er ihn haben will, ist das klar?«
    Pavel hielt seine Kappe vor sich in den Händen und nickte, wodurch sich sein Kopf noch tiefer neigte, als er es ohnehin schon war. »Ja, Herr«, sagte

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