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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Freund am nächsten Tag sah, musste er über sein Aussehen lachen, was Brunos schrumpfendem Selbstvertrauen nicht gerade zuträglich war.
    »Jetzt sehe ich genauso aus wie du«, sagte Bruno traurig, als wäre das ein schreckliches Eingeständnis.
    »Nur dicker«, gab Schmuel zu.

Kapitel siebzehn

    Mutter setzt sich durch
    Im Lauf der nächsten Wochen wirkte Mutter zunehmend unzufrieden mit dem Leben in Aus-Wisch, und Bruno verstand sehr wohl, warum das so war. Immerhin hatte er es am Anfang auch nicht ausstehen können, weil es so anders war als alles in Berlin und ihm seine drei allerbesten Freunde fehlten. Für ihn jedoch hatte sich das mit der Zeit geändert, was vor allem an Schmuel lag, der ihm mittlerweile wichtiger war als es Karl, Daniel oder Martin jemals gewesen waren. Aber Mutter hatte keinen Schmuel. Ihr fehlte jemand, mit dem sie reden konnte, und den einzigen Menschen, mit dem sie ein bisschen befreundet war – der junge Oberleutnant Kotler –, hatte man woandershin versetzt.
    Bruno wollte eigentlich nicht zu den Jungen gehören, die an Schlüssellöchern und in Ecken lauschen, aber als er eines Nachmittags an Vaters Büro vorbeiging, führten seine Eltern im Inneren eines ihrer Gespräche. Er wollte wirklich nicht mithören, aber sie redeten ziemlich laut, und er konnte nicht anders.
    »Schrecklich ist das«, sagte Mutter gerade. »Einfach schrecklich. Ich halte es nicht mehr aus.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Vater. »Das ist unsere Aufgabe ...«
    »Nein, es ist deine Aufgabe«, sagte Mutter. » Deine Aufgabe, nicht unsere. Du kannst ja bleiben, wenn du willst.«
    »Was sollen die Leute denken«, fragte Vater, »wenn ich erlaube, dass du mit den Kindern ohne mich nach Berlin zurückfährst? Man wird mir Fragen über die Einstellung zu meiner Arbeit hier stellen.«
    »Arbeit?«, schrie Mutter. »Das nennst du Arbeit?«
    Viel mehr hörte Bruno nicht, denn die Stimmen näherten sich der Tür, und es bestand jederzeit die Möglichkeit, dass Mutter herausstürmte, weil sie aus medizinischen Gründen einen Sherry brauchte, und so rannte er wieder nach oben. Trotzdem hatte er genug gehört, um zu wissen, dass sie vielleicht nach Berlin zurückkehrten, und zu seiner eigenen Überraschung war er nicht sicher, ob er sich darüber freuen oder traurig sein sollte.
    Ein Teil von ihm wusste noch, dass ihm das Leben in Berlin gefallen hatte, aber inzwischen hatte sich bestimmt vieles verändert. Karl und die beiden anderen guten Freunde, an deren Namen er sich nicht mehr erinnerte, hatten ihn vermutlich längst vergessen. Großmutter war tot, und von Großvater, der laut Vater senil geworden war, hörten sie so gut wie nichts mehr.
    Andererseits hatte er sich an das Leben in Aus-Wisch gewöhnt: Herr Liszt störte ihn nicht mehr, Maria stand ihm viel näher als früher in Berlin, Gretel durchlief immer noch eine Phase und ging ihm aus dem Weg (und sie war auch nicht mehr ein ganz so hoffnungsloser Fall), und seine nachmittäglichen Unterhaltungen mit Schmuel stimmten ihn fröhlich.
    Bruno wusste nicht, ob er sich freuen oder traurig sein sollte, und nahm sich vor, die Entscheidung klaglos zu akzeptieren, egal wie sie ausfallen mochte.
    In den folgenden Wochen passierte nicht viel, alles ging weiter wie immer. Vater verbrachte die meiste Zeit in seinem Büro oder auf der anderen Seite des Zauns. Mutter zog sich tagsüber oft zurück und schlief nachmittags noch erschreckend viel häufiger als sonst, manchmal sogar schon vor dem Mittagessen; außerdem machte Bruno sich Sorgen um ihre Gesundheit, weil er niemanden kannte, der so viele Sherrys aus medizinischen Gründen brauchte. Gretel blieb in ihrem Zimmer und konzentrierte sich auf die verschiedenen Landkarten, die sie an die Wand gehängt hatte, und las stundenlang Zeitung, bevor sie die Stecknadeln ein wenig bewegte. (Herr Liszt rechnete es ihr besonders hoch an, dass sie diese Aufgabe übernahm.)
    Und Bruno machte alles genauso, wie man es von ihm verlangte. Er stiftete keine Unruhe und genoss die Tatsache, dass er einen heimlichen Freund hatte, von dem niemand wusste.
    Eines Tages rief Vater Bruno und Gretel in sein Büro und teilte ihnen die bevorstehenden Veränderungen mit.
    »Setzt euch, Kinder«, sagte er und wies auf die beiden riesigen Ledersessel, in denen sie wegen ihrer schmutzigen Hände gewöhnlich nicht sitzen durften, wenn sie Vater im Büro besuchten. »Wir möchten einiges verändern«, fuhr er fort und wirkte dabei ein bisschen

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