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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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plötzlich los und hörte erst auf, als sie sah, dass Bruno es absolut ernst meinte.
    »Bruno«, sagte sie in einem kindlichen Tonfall, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. »Der Zaun ist nicht da, um zu verhindern, dass wir auf die andere Seite gehen. Er soll verhindern, dass sie auf unsere Seite kommen.«
    Bruno überdachte ihre Antwort, allerdings leuchtete sie ihm nicht ein. »Aber warum?«, fragte er.
    »Weil man sie zusammenhalten muss«, erklärte Gretel.
    »Mit ihren Familien, meinst du?«
    »Also, ja, mit ihren Familien. Aber auch mit ihresgleichen.«
    »Was meinst du mit ihresgleichen ?«
    Gretel seufzte und schüttelte den Kopf. »Mit den anderen Juden, Bruno. Hast du das nicht gewusst? Deswegen muss man sie zusammenhalten. Sie dürfen sich nicht mit uns vermischen.«
    »Juden«, sagte Bruno vorsichtig. Ihm gefiel das Wort ganz gut. »Juden«, wiederholte er. »Alle Leute auf der anderen Zaunseite sind Juden.«
    »Ja, genau«, sagte Gretel.
    »Sind wir auch Juden?«
    Gretel fiel die Kinnlade runter, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. »Nein, Bruno«, sagte sie. »Nein, das sind wir ganz bestimmt nicht. Du solltest so was wirklich nicht sagen.«
    »Aber warum denn nicht? Was sind wir dann?«
    »Wir sind ...«, setzte Gretel an, aber dann unterbrach sie sich und musste nachdenken. »Wir sind ...«, wiederholte sie, aber sie wusste nicht so recht, wie die Antwort auf diese Frage eigentlich lautete. »Wir sind eben keine Juden«, sagte sie schließlich.
    »Das weiß ich«, sagte Bruno mutlos. »Aber wenn wir keine Juden sind, was sind wir dann?«
    »Das Gegenteil«, sagte Gretel schnell und wirkte zufriedener mit dieser Antwort. »Ja, genau. Wir sind das Gegenteil.«
    »Gut«, sagte Bruno und war froh, dass wenigstens diese Frage geklärt war. »Das Gegenteil lebt auf dieser Zaunseite, und die Juden auf der anderen.«
    »Genau, Bruno.«
    »Mögen die Juden das Gegenteil nicht?«
    »Nein, wir mögen sie nicht, Dummkopf.«
    Bruno runzelte die Stirn. Immer wieder war Gretel gesagt worden, dass sie ihn nicht Dummkopf nennen durfte, aber sie konnte es nicht lassen.
    »Und warum mögen wir sie nicht?«, fragte er.
    »Weil sie Juden sind«, erwiderte Gretel.
    »Verstehe. Das Gegenteil und die Juden kommen nicht miteinander aus.«
    »Nein, Bruno«, bestätigte Gretel, aber sie sagte es langsam, weil sie etwas Komisches in ihrem Haar entdeckt hatte und es sorgfältig untersuchte.
    »Aber könnte jemand sie nicht einfach zusammenbringen und ...«
    Bruno wurde von einem durchdringenden Schrei unterbrochen, den Gretel ausstieß, einem Schrei, der Mutter aus ihrem Nachmittagsnickerchen weckte und ins Zimmer rennen ließ, um nachzusehen, welches ihrer Kinder das andere umgebracht hatte.
    Beim Herumexperimentieren mit ihrem Haar hatte Gretel ein winziges Ei entdeckt, nicht größer als ein Stecknadelkopf. Sie zeigte es Mutter, die rasch einzelne Strähnen trennte und das Haar untersuchte, bevor sie zu Bruno marschierte und das Gleiche bei ihm machte.
    »Ach je, ich kann es nicht glauben«, sagte Mutter ärgerlich. »Ich wusste, dass so etwas an so einem Ort passieren muss.«
    Wie sich herausstellte, hatten Gretel und Bruno Läuse im Haar. Gretel musste ein spezielles Haarwaschmittel verwenden, das grässlich roch, und hinterher hockte sie in ihrem Zimmer und heulte sich stundenlang die Augen aus.
    Bruno benutzte das Mittel ebenfalls, aber dann sagte Vater, dass es bei ihm das Beste wäre, für klare Verhältnisse zu sorgen. Er holte einen Rasierer und stutzte Bruno das Haar, was wiederum Bruno zum Weinen brachte. Er fand es schrecklich, mit anzusehen, wie seine Haare vom Kopf auf den Boden zu seinen Füßen segelten, aber Vater sagte, es ginge nicht anders.
    Als Bruno sich hinterher im Badezimmerspiegel betrachtete, wurde ihm übel. Durch die fehlenden Haare sah sein ganzer Kopf verunstaltet aus, und die Augen wirkten zu groß für sein Gesicht. Er fürchtete sich beinahe vor seinem eigenen Spiegelbild.
    »Keine Angst«, beruhigte ihn Vater. »Das wächst wieder. Dauert nur ein paar Wochen.«
    »Schuld daran ist nur der Schmutz hier«, sagte Mutter. »Wenn ein gewisser Jemand nur endlich begreifen wollte, welche Auswirkungen dieser Ort auf uns alle hat.«
    Als Bruno sich im Spiegel betrachtete, fand er, dass er Schmuel jetzt ganz ähnlich sah, und er überlegte, ob die Menschen auf der anderen Seite des Zauns auch alle Läuse hatten und man ihnen deswegen die Köpfe geschoren hatte.
    Als Schmuel seinen

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