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Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition)

Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition)

Titel: Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Brown
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sogar noch weniger darüber zu erzählen, wer Walker war und wie ihm die Welt erschien, als ich selbst schon wusste. Die aufwendigen Bilder erzählten mir weniger, als ich in zehn Minuten in seiner Gesellschaft selbst herausfinden konnte, und diese Bilder hatten keine Feingradierung, keine Feinheiten. Sie lieferten einen technischen Bericht über die Hardware, auch wenn der schwerwiegend genug war. »Allein ein Virus kann schon das ganze Internet zum Erliegen bringen«, sagte Raybaud, um einen Vergleich anzustellen. Er verglich die Bilder auf dem Computerbildschirm – das denke ich mir nicht gerade aus – mit dem Gehirn eines Hundes.
    »Der Hund hat das gleiche Erinnerungsvermögen wie Sie. Der Hund hat die gleiche emotionale Intelligenz wie Sie. Aber er kann keinen Computer bedienen. Er kann nicht sehr gut rechnen oder einen Kontext herstellen. Hunde haben diese anterioren Frontallappen nicht.«
    »Aber Walker hat sie«, ich zeigte auf den Bildschirm.
    »Aber sie sind vielleicht nicht angemessen verknüpft.« Es war möglicherweise das Werk des Ras-Transduktionswegs, der kleine Teile des Gehirns dahin versetzte, wo sie nicht hingehörten, zu viel baute, wo gar nicht gebaut werden sollte, zu wenig baute, wo gebaut werden musste. Darin lag nun weiß Gott nichts Gesundes. Walker besaß all die Teile: das Stammhirn, die somatosensorische Substanz, er hatte das sekundäre Fleisch, die verarbeitenden und vorausahnenden Teile, er hatte selbst die Teile, wenn auch etwas vermindert, die für die Querassoziationen des Gehirns sorgten, die Radarschüsseln, die normalerweise mit der Intelligenz verbunden werden. »Aber um zu wissen, was man mit all dem macht – um Formen in Raum und Zeit zu verorten – braucht man tertiäre Funktionen. Er besitzt das alles, aber es funktioniert nicht richtig.«
    Walkers intellektuelle Unzulänglichkeiten entstanden höchstwahrscheinlich, wie ich einige Wochen später von Dr. Robert Munn, seinem Neurologen, lernte, in seinen Nervenzellen, auf einer neurochemischen Ebene – der Ebene, die die Wissenschaft bislang nicht erkennen und noch viel weniger verstehen kann. Es gab einige neue Erkenntnisse darüber, sagte Munn, dass einige Kinder, deren Gesichter sich anormal entwickeln, auch anormale Stammhirne haben, mit dem Resultat, dass ihre Serotonin-Absorption gestört ist – was es diesen Kindern schwerer macht, Genuss zu empfinden und wahrscheinlich auch zu lernen. »Aber wir wissen nicht viel über das Gehirn«, sagte Munn. (Da kam wieder diese Standardformulierung.) »Wir können die neuronalen Pfade nicht gut erkennen. Es gibt alle möglichen Veränderungen in Walkers Gehirn, die neurochemisch bedingt sind. Und das ist das nächste Untersuchungsgebiet, das wir angehen müssen.« Es ist die Beschaffenheit des Gehirns selbst, die seine Erforschung so erschwert. Die Gehirnmasse, erklärte Munn, ist zu geleeartig, um sie in ihrem natürlichen Zustand aufschneiden zu können, und die Chemikalien, die sie so veränderten, dass man sie aufschneiden konnte, veränderten auch die Neurochemikalien im Gehirn. Wegen der Blut-Hirn-Schranke des Körpers sind diese Neurochemikalien auch nicht in Blutproben nachweisbar. Selbst die Rückenmarkflüssigkeit, ein anderer möglicher Weg, um das neurochemikalische Gehirn zu studieren, wird durch die Sedierung verändert, die nötig ist, um die Flüssigkeit überhaupt erst zu entnehmen. Es war, als wollte Walkers Gehirn einfach nicht näher untersucht werden.
    Munn war ein jugendlich wirkender Mann in den Vierzigern, lässig gekleidet, mit einem Büro am Stadtrand, nicht zu weit entfernt von dem Ort, an dem Walker lebte. Er machte oft Hausbesuche in dem Heim: Mehrere der Bewohner litten unter Anfällen. Walker normalerweise nicht, aber seine Selbstverletzungen blieben rätselhaft. »Ich denke, es ist ein zwanghaftes Bedürfnis danach, ein Gefühl, eine Empfindung hervorzurufen«, sagte Munn, »ob sie nun angenehm oder unangenehm ist. Und ich glaube auch, dass es manchmal Ausdruck von Frustration ist.« Aber das war Spekulation.
    »Scheint hoffnungslos«, sagte ich.
    »Für mich ist niemand ein hoffnungsloser Fall«, sagte Munn. »Wenn Sie sich ein Kind in einem Rollstuhl schnappen und ihn oder sie zum Lächeln bringen, dann haben Sie doch schon etwas zustande gebracht. Sie müssen kein Held sein.«
    Seine Frau war schon bald nach ihrer Heirat an Krebs gestorben, und nun widmete er sich den Gehirnen behinderter Kinder. Von einer unbeantwortbaren Frage zur

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