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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Tintenfäßchen, wickelte die Feder ein, verstaute sie mit den angefangenen Briefen in der Seekiste und nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit konzentrierter an den Briefen zu arbeiten.
    Boston empfing sie mit den Schauern der ersten Apriltage. Kapitän Brisbane näherte sich vorsichtig der Einfahrt, aber es hätte nicht voreilig abgefeuerter Schüsse bedurft, um ihm zu zeigen, daß Boston bereits von den Briten geräumt war.
    David starrte mit Abneigung auf die ferne Stadt und den Hafen. Er hatte viele unangenehme Erinnerungen an ihren ersten Aufenthalt. Warum mußten so viele bei Breeds und Bunker Hill sterben, wenn die Stadt nun doch aufgegeben wurde? Der Colonel hatte doch damals schon gesagt, daß die Stadt nicht zu halten wäre.
    Die Generäle und Admirale schienen nicht halb so fähig zu sein, wie sie immer taten. Leute wie Kapitän Brisbane sollten das Kommando haben.
    David respektierte ihn sehr.
    »Wenn Sie nicht mehr träumen, Mr. Winter, würden Sie dann bitte den Prisen signalisieren, daß wir mit Kurs Ostnordost ablaufen?« Das war Kapitän Brisbane.
    »Aye, aye, Sir, Signal Kurs Ostnordost.« Das bißchen Ironie tat nicht weh, und er hatte ja wirklich geträumt. David zog das Ölzeug in dem kalten Aprilschauer fröstelnd enger zusammen. Der warme Regen in der Karibik war doch angenehmer. Aber jetzt lag Neu-Schottland querab.
    »An Deck! Kanonendonner voraus!« Der Ausguck hatte anscheinend nicht nur gute Augen. David sah hinauf. Isaak war es, der freigelassene Sklave aus Saint Augustine.
    Was muß der arme Kerl erst frieren! dachte David.
    Der Wachoffizier hatte sich zum Bug begeben und lauschte angestrengt nach vorn. Er schickte Andrew als Läufer zum Kapitän: »Zwei bis drei Schiffe im Gefecht voraus, maximal Neunpfünder, Sicht zur Zeit nur ein bis zwei Seemeilen.«
    Andrew wiederholte die Meldung und sauste los. Der Kapitän ging nach vorn, lauschte und gab dem Wachoffizier Recht. Es seien zwei bis drei Schiffe, kleiner als Fregatten. Er schätze die Entfernung auf drei bis vier Seemeilen.
    Brisbane ordnete an, mehr Segel zu setzen. Die Prisen sollten sich in gutem Abstand leewärts postieren.
    Zehn Minuten später rissen die Schauerwolken kurz auf und ließen in zwei Seemeilen Abstand zwei größere Schoner erkennen, die eine Dreimastbark angriffen. Einer der Schoner schien zum Entern anlegen zu wollen. Dann waren wieder die Schauer dazwischen.
    »Klarschiff«, befahl der Kapitän. »Haltet die Kartuschen und Zündrohre gut trocken!«
    Mit der Uhr in der Hand verfolgte Mr. Morsey, wie die Männer auf ihre Stationen eilten.
    »Klarschiff, Sir, in etwas unter zehn Minuten.«
    »Sehr gut, Mr. Morsey! Was halten Sie von dem Gefecht vor uns?«
    »Wahrscheinlich greifen zwei Kaperschiffe ein britisches Transportschiff an.«
    Der Kapitän war auch dieser Meinung. Es müsse aber ein bewaffneter Transporter sein, denn sonst hätte es ja kein Geschützduell gegeben.
    »Wir müssen sie auch bei diesem Wetter jede Minute sichten«, meinte er.
    Da waren sie!
    Zwei Schoner lagen längsseits der Bark, an deren Bord ein erbitterter Kampf tobte. Der Abstand betrug nur knapp eine Seemeile.
    »Backbordbatterie doppelte Ladung. Wir kreuzen hinter dem Heck der drei Schiffe in etwa einhundert Yard Entfernung. Jedes Geschütz feuert einzeln, wenn es sicher ist, einen Schoner und nicht die Bark zu treffen. Auf den Rumpf halten. Sofort nachladen!« rief der Kapitän durch sein Sprachrohr.
    Schweigend liefen sie auf den Tumult zu. Auf einem Schoner war anscheinend ihre Ankunft bemerkt worden. David sah, wie einige Männer sich bemühten, die Enterer zurückzuholen, um Segel zu setzen.
    Brisbane ließ das Ruder herumlegen und die Segel neu trimmen. Im Bogen näherten sie sich dem Kampf. Der Schoner, der an der Steuerbordseite der Bark angelegt hatte, warf jetzt los, ohne Rücksicht auf Enterer, die noch auf der Bark kämpften.
    Aber die Shannon war heran.
    »Ziel auffassen. Einzelfeuer frei!«
    In krachendem Stakkato feuerte die Batterie. Am Heck der beiden Schoner zeigten gähnende Löcher die Einschläge. Wieder kam das Ruder herum, und sie würden in Kürze die Schiffe längsseits passieren.
    »Drehbassen und Musketen feuern nach Zielauffassung. Backbordbatterie Salve auf Kommando. Tief auf den Rumpf halten!«
    Der Schoner war etwa zehn Yards von der Bark abgekommen und setzte Segel. Hastig wurden drüben Geschütze geladen und ausgerannt.
    Die Musketen und Drehbassen der Shannon hielten

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