Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
erleichtert: »Jetzt kann ich mich so richtig über die Beförderung freuen.«
    Als er Brisbane sagte, wie sehr er sich vorwerfe, daß er den Deserteur mit auf die Prise geschickt habe, wurde das Einlaufen der Lion gemeldet.
    Brisbane bat Haddington, sich zu vergewissern, ob der Deserteur an Bord sei und dann sofort beim Admiral ein Kriegsgericht für diesen Nachmittag zu beantragen.
    »Wir können mit dem Auslaufen nicht länger warten«, fügte er hinzu.
    David mußte mit den Männern seiner Prisenbesatzung vor dem Kriegsgericht aussagen.
    Das Urteil stand fest: Tod durch Erhängen!
    Im Morgengrauen traten die Mannschaften auf der Shannon und allen anderen Kriegsschiffen im Hafen an. Trommelwirbel erklang vom Flaggschiff. Ein Kanonenschuß wurde gefeuert, und an der Rahnock baumelte ein strampelnder Körper. Dann hing er still.
    David durchlief ein Schauer. Man konnte doch frösteln in der Karibik.

Der weite Weg zum Lake Champlain
    In den letzten Tagen des März 1776 kreuzte die Shannon auf der Höhe von Kap Cod mit langen Schlägen gegen einen nordöstlichen Wind an. In ihrem Kielwasser segelten eine Brigg und ein großer Schoner als Prisen.
    David saß im spärlich erleuchteten Cockpit und grübelte über einem weiteren ›Kapitel‹ seiner Briefe an Susan und an die Verwandten in Portsmouth.
    Es war schon ein sonderbarer Briefwechsel. Er schrieb in gewissen Abständen immer Fortsetzungen für seine Briefe, bis sie einen Hafen erreichten oder ein heimsegelndes Schiff trafen. Dann wurden schnell ein Schlußsatz und ein Gruß unter das umfangreiche ›Werk‹ gekritzelt, und ab ging es.
    Zu Hause schickten sie öfter kürzere Briefe los, aber sie wußten nie genau, wo er war. Mitunter traf ihn die Post am vermuteten Ort, aber viel öfter erreichte sie ihn nur nach zeitraubenden Umwegen.
    Der Onkel war erfahren genug, numerierte seine Briefe und schickte zwei Kopien an verschiedene Häfen. Als David Brief sieben in Kingston erhielt, wußte er, daß Briefe fünf und sechs noch irgendwo unterwegs waren. Susan hatte die Methode nicht übernommen, und so wußte er nie, ob sie lange Pausen im Schreiben einlegte oder ob Briefe noch unterwegs waren.
    Gedankenverloren strich David über die tiefe Rille an der einen Ecke des Tischs. Er erinnerte sich, daß sie ihm bereits am ersten Tag an Bord aufgefallen war, weil sich in ihr immer die Krümel ihres Hartbrotes sammelten. Was hatte sich nicht alles geändert auf der Shannon! Die Besatzung war fast zur Hälfte ausgetauscht durch den Abgang von Prisenbesatzungen und den Zugangvon Freiwilligen, Genesenen aus Hospitälern und durch Prisenbesatzungen anderer Schiffe.
    Mr. Morsey war ein umgänglicherer Erster Leutnant, aber David mußte zugeben, daß Mr. Grants Kompetenz und Genauigkeit dem Schiff manchmal fehlten.
    Im Cockpit war mehr Raum jetzt, da einige befördert, andere als Prisenkommandanten unterwegs und einige gefallen waren. David dachte mit Wehmut an Richard Baffin, den ersten Freund, den er sterbend gesehen hatte. Und an den kleinen John, der in seinen Armen gestorben war.
    Matthew Palmer war aus der Freundesrunde geblieben, und Andrew Harland war hinzugekommen. Matthew würde wohl bald zum Midshipman ernannt werden, Harry Simmons, fast sechzehn Jahre alt, war es schon.
    Wo mochte Charles Haddington jetzt stecken, dem er so viele Fertigkeiten und Erfahrungen verdankte?
    David riß sich aus seinen Gedanken. Die Briefe mußten geschrieben werden! Aber es hatte sich ja auf der vierwöchigen Fahrt aus der Karibik in den Norden nicht viel ereignet. Widrige Winde hatten ihr Vorankommen verzögert, ein plötzlicher Sturm hatte sie fast bis zu den Bermudas abgetrieben.
    Fünf Prisen hatten sie genommen. Drei waren morsche, alte ›Kähne‹, so daß der Kapitän sie nach Umstauen wertvoller Ladung und Waffen versenken ließ.
    Das Wiedereinleben an Bord der Shannon war nach der Unabhängigkeit auf der Cerberus ein wenig sauer gewesen. Aber er war ja kein Neuling mehr und wurde als Offiziersanwärter anerkannt.
    Andrew Harland sah in ihm so etwas wie einen größeren Bruder. Und für Mr. Hope, den Master, war er eine Art Lieblingsschüler. Davids Begabung und Neigung für Navigation wurden von ihm kräftig gefördert. Er wollte, daß er in einem Jahr das Examen als Steuermannsmaat ablegen sollte. Sogar Dick Stradley, dieses Ekel von einem Bootsmannsmaat, behandelte ihn unterwürfig.
    »Fertigmachen zum Wachwechsel!« mahnte Nesbit Gregs Stimme.
    David verschloß sein

Weitere Kostenlose Bücher