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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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dürfen.
    David erfuhr durch den Ersten Offizier von seiner Abkommandierung und war überrascht, enttäuscht und ärgerlich. Er hatte sich wieder so gut eingewöhnt und sollte erneut herausgerissen werden. Er wollte Marineoffizier werden und sollte jetzt Landdienst tun. Aber seine Bitten und Argumente wurden kurz abgeschnitten. »Wissen Sie, wer noch deutsch spricht?«
    »William Hansen, Sir, Toppgast am Fockmast.«
    »Gut, er muß auch mit. Der Kapitän will Mr. Hamond das Kommando unserer Abteilung geben. Sprechen Sie mit ihm über die Vorschläge, die Sie mir dann vorlegen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Mit Hansen gingen Greg Miller, der Kanadier und der Neger Isaak. Sieben Handwerker kamen dazu. Sie erhielten Musketen, Messer, einen Sack aus Segeltuch, der über der Schulter getragen werden konnte und neben ihrer sonstigen Habe eine Wolldecke enthielt. Mr. Morsey überprüfte, daß sie anständige Kleidung hatten.
    Die Mannschaften sahen der Abordnung freudiger entgegen als Hamond und David. Neben der Abwechslung war es die Aussicht, der strengen Borddisziplin zu entgehen, abwechslungsreicheres Essen zu bekommen und leichter an Schnaps und Frauen zu gelangen, die sie erwartungsfroh stimmte.
    »Wartet nur ab«, sagte der Kanadier, »an Land können sie nicht hinter jeden Baum und Strauch einen Maat stellen, der uns kontrolliert. Kanada ist ein herrliches Land, und ich kenne mich da aus. Was wir brauchen, werden wir uns organisieren«, und er zwinkerte vieldeutig.
    Unmittelbar vor dem Auslaufen der Shannon und Davids Übersiedlung auf den bewaffneten Transporter Niobe wurden in der Offiziersmesse noch die bestandenen Leutnantsexamen von Hugh Kelly, Nesbit Greg und James Hamond gefeiert.
    Mr. Kelly war bereits diensttuender Leutnant und würde in Kürze seine Kommission erhalten. Die beiden anderen mußten warten, bis sie auf eine freie Stelle berufen wurden. Erleichtert und vom Wein beschwingt, amüsierten sie sich über die Prüfung, der sie mit viel Bangen entgegengesehen hatten.
    Nesbit imitierte einen älteren Kapitän, der ihn mit piepsender Stimme gefragt habe: »Sie treiben vor Topp und Takel und sollen halsen. Was tun Sie, Sir?«
    James stieß Mr. Kelly an: »Ein Glück, daß er mich das nicht gefragt hat.«
    »Und was haben Sie geantwortet, Mr. Greg?« wollte der Kapitän wissen.
    »Ich habe gesagt, daß ich eine lange Trosse an einer Boje vertäue und Boje und Trosse an der Leeseite des Achterdecks herauslasse, bis das Schiff auf dem Achtersteven herumgedreht ist und vor dem Wind liegt.«
    »Richtig«, sagte Brisbane, »man kann es auch durch Brassen der vorderen und achteren Marsrahen erreichen, aber das hat seine Gefahren.«
    »Eine Frage konnte ich nicht beantworten«, räumte Hugh Kelly ein.
    Er mußte sie wiedergeben.
    Ihm sei gesagt worden, führte Kelly aus, der Sturm treibe sein Schiff in einer engen Bucht auf die Felsenküste zu, was er dann tun würde. Auf seine Antwort, er würde wenden mit Ankerkappen, also Clubhaulen, habe ihm der Kapitän gesagt, daß das Schiff die Buganker verloren habe. »Da wußte ich nicht mehr weiter.«
    »Kennen Sie nicht das Vaterunser, Mr. Kelly?« fragte der Master.
    »Doch, wieso?«
    »Nun, in einer solchen Lage können sie nur noch beten«, lächelte Mr. Hope.
    Kelly faßte sich an den Kopf: »Ach, darum hat Kapitän Martiner immer die Hände gefaltet.«
    David fiel in das Gelächter der anderen ein. Dann wurde ihm wieder bewußt, daß er diese Gemeinschaft künftig entbehren müsse, und eine leise Angst vor dem Ungewissen krampfte seinen Magen zusammen.
    Der Bootsmann des bewaffneten Transporters Niobe hatte die Shannonsempfangen, denn der Kapitän, ein älterer Leutnant, war mit seinem Stellvertreter an Land, um die letzten Befehle zu empfangen, da morgen die Truppen eingeschifft werden sollten. Dann werde es sehr eng.
    Hamond und David wurden in der Messe der Maate untergebracht, die Mannschaften hatten einen kleinen Verschlag im Vorschiff. Die Kammern waren für Offiziere des 47. Infanterieregiments reserviert.
    Hamond und David gingen an Deck, um das Auslaufen der Shannon zu beobachten und ihren Kameraden zuzuwinken.
    »Sie fahren Aufklärung vor New York. Viele sagen, dort solle in Kürze gelandet werden«, berichtete Hamond.
    Dann hörten sie, wie der Bootsmannsmaat Seite pfiff, eine Gruppe älterer Seeleute so etwas wie eine Wachaufstellung an der Fallreeppforte veranstaltete und der Kommandant an Bord kam.
    Kurz darauf ließ er sie in seine Kajüte rufen.

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