Der junge Seewolf
viele Formulare ausfüllen und von Büros zu Werfthallen und wieder zurück laufen, wenn die Geräte nicht den Anforderungen entsprachen.
Die Boote mußten zum Teil instandgesetzt werden. Hamond bestand auf Zweipfünder-Drehbassen und erhielt sie nach langem Hin und Her.
Bei der Beschaffung des Proviants war der Kanadier unentbehrlich. Manchmal holte er David, der bei den Intendanten den Schriftkram erledigen mußte, aber sonst schaffte und schleppte er mit Isaak Brot und Mehl, Fleisch und Wurst, Kartoffeln und Äpfel und anderes mehr herbei. Nur von Quebec mit seinen Straßen und Gassen unter der Felsenfestung sahen sie wenig.
Am dritten Tag fuhr ihre kleine Flottille flußaufwärts. Bald hatten sie das urbar gemachte Land hinter sich gelassen, und dichte Wälder säumten den breiten Fluß, auf dem Eisschollen trieben und an dessen Ufern das Eis noch festsaß. Hin und wieder lagen Gehöfte am Fluß, hier und da sahen sie auch Zeichen des Rückzuges der Rebellen, zerstörte Brücken an Seitenflüssen oder verbrannte Transportwagen.
Abends legten sie immer am Ufer an, wobei Leutnant Twiss sehr darauf achtete, vor Überraschungen geschützt zu sein. Auf den Booten mußten immer Wachen bleiben, die Drehbassen waren feuerbereit und die Boote so verankert, daß sie Annäherungen vom Fluß und den Flanken verhindern konnten.
Wenn die Wachen postiert waren und die großen Feuer brannten, war nie Mangel an frischem Fleisch. Kanadische Ranger fuhren auf einem kleineren Boot der Flottille voraus, und manches Reh, das am Fluß trank, wurde ein Opfer ihrer Rifles.
Eine Woche pullten sie flußaufwärts, was bei dem Frachtschiff harte Arbeit war. Wenn der Wind aus Nordost wehte, setzten sie Segel. Es war eine schöne Woche, in der David nicht nur von der ungewohnten, wilden und erregenden Landschaft beeindruckt war, sondern auch von den französischen Liedern, die die kanadischen Lotsen, Ranger und Ruderer sangen.
Von den Rebellen merkten sie kaum etwas. Nur an einem Vormittag knallten Musketen zu ihnen herüber. Eine versprengte Nachhut wollte wohl ihr Vorrücken aufhalten. Aber die Kartätschenschwärme ihrer Drehbassen waren ein starkes Argument, solche Absichten aufzugeben.
Dann kamen die Stromschnellen von Richelieu. Vorsichtig lotsten sie ihre Boote an Untiefen vorbei durch die schäumenden Wasser, bis Leutnant Twiss den Leuten der Shannon das Zeichen gab, eine Flußmündung am Südufer anzusteuern.
Er erklärte Hamond und David, was nun ihre Aufgabe sei. Der Fluß, der jetzt sechzig Yard breit zum Sankt Lorenz floß, mußte mit ein oder zwei Fähren so passierbar gemacht werden, daß nicht nur Soldaten, sondern auch Pferde, Wagen, sogar Kanonen schnell und sicher übersetzen konnten.
Er fuhr mit ihnen in seinem Boot etwas flußaufwärts, zeigte ihnen, wo die zerstörte Brücke gestanden hatte, wo die Böschungen zum sicheren Einladen befestigt werden mußten und schärfte ihnen ein, nicht nur schnell zu arbeiten, sondern auch sehr wachsam zu sein.
Er ließ ihnen zwei Ranger da, die Wild schießen und Patrouille gehen konnten, und ließ sein Boot weiterrudern, ehe sich's David und Hamond versahen.
Ihre erste Sorge galt einem sicheren Lagerplatz. Sie sprachen die kanadischen Ranger an, Jean und Charles, aber deren Englisch war schlecht und die Verständigung schwierig. Auch mit Französisch kam man nicht weiter, da der englische Akzent den Kanadiern und der kanadische Akzent den Engländern die französischen Laute seltsam fremd klingen ließ.
David hörte in dem Sprachgewirr, wie Jean einmal fluchte: »Herrgott noch eemol.«
»Sprichst du deutsch?« fragte er überrascht.
»Natierlich, ich kumm ja aas Zweebricke, Deux Pont, verschteest?«
David verstand, wenn auch mit etwas Anstrengung. Nun klappte es mit dem Übersetzen, mit getrennten Beratungen in Englisch und Französisch wesentlich besser.
Etwa einhundert Yard flußaufwärts sei ein sicherer Lagerplatz. Wie ein Wall liege dort ein etwa vierzehn Fuß hoher und vierzig Fuß breiter Fels und schirme eine Wiese vom Wald ab. Flußauf- und flußabwärts sei das Ufer relativ sumpfig und kaum zu überqueren. Mit einer Drehbasse und einigen Musketen auf dem Felsen könne man sich auch gegen stärkere Angreifer verteidigen.
Hamond ging mit David und den Kanadiern zum vorgeschlagenen Platz, sah sich um und nickte zustimmend. Zunächst schlugen sie aus den dünnen Bäumen am Ufer eine Leiter zusammen, damit die Posten auf den Felsen gelangten. David mußte Jean
Weitere Kostenlose Bücher