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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Nordufer entlang, wobei Jean auf treibende Äste achtete, während David flußabwärts spähte.
    Als sich nach einer Krümmung der See verbreiterte und ihren Blicken öffnete, sahen sie die Schiffe der Rebellen und paddelten am Ufer vorsichtig näher, bis Jean einen ganz schmalen Bachlauf entdeckte, der unter überhängenden Bäumen fast verborgen war. Er suchte einen Busch, dessen Äste er so biegen konnte, daß sie das Kanu völlig zudeckten.
    »Nicht die Zweige brechen! Abgestorbenes Laub verrät jedes Versteck«, schärfte er David ein.
    Dann stieg er am Rand des Baches vorsichtig aufwärts. Das Wasser war nur ein schmales Rinnsal im Spätsommer, aber das Bachbett war einer der wenigen gangbaren Wege durch den Urwald. Nicht nur, daß gestürzte und verfaulende Baumstämme rechts und links den Weg gehemmt hätten, auch Gestrüpp wucherte dazwischen.
    Oft genug waren es dornige Sträucher, von denen David nur eine Brombeerart kannte. Der Weg war mühsam genug, und nach einer guten Stunde bog der Bachlauf nach Westen ab.
    Jean bedeutete David zu warten, ließ den Beutel mit dem Proviant da und huschte lautlos davon. Nach etwa zwanzig Minuten kehrte er zurück und flüsterte, daß er einen Wildwechsel gefunden habe, der sie weiter nach Osten führe.
    »Präge dir den Übergang vom Bach zum Wildwechsel gut ein. Sieh dich um, damit du alles aus der anderen Richtung erkennst«, schärfte ihm Jean ein und huschte voran.
    Der Wildwechsel war oft wie eine Röhre unter Gestrüpp und umgestürzten Bäumen, und sie mußten manchmal auf allen vieren kriechen. Aber dann wurde der Boden felsiger und der Bewuchs geringer.
    Jean deutete voraus: »Von der Felsspitze aus müßten wir gut sehen können. Merk dir jetzt die Wegemarken.« Und er wies hier und da auf einen auffälligen Felsen oder eine bizarr gewachsene Kiefer hin.
    Er achtete darauf, daß David auf Steine und festen Boden trat und nicht auf die kleinen Moos- und Sumpfpolster, die immer wieder den Weg unterbrachen. Zur Felsspitze war es weiter, als sie gedacht hatten, weil sie eine Schlucht umgehen mußten.
    Als sie endlich angelangt waren, war es so spät, daß sie gegen den dunklen Abendhimmel den See und die Schiffe mehr ahnen als sehen konnten.
    Jean und David gingen eine kurze Strecke zurück und suchten nach einer Höhle oder einem Überhang. Zwischen einem vorragenden Felsen und einem dichten Gebüsch fanden sie schließlich ein Lager für die Nacht. Jean kroch wieder hinaus und brachte noch einige Büschel Reisig, damit sie eine Unterlage hatten.
    Dann öffnete er seinen Verpflegungsbeutel, und sie kauten so lange auf dem Trockenfleisch herum, bis sie es mit Brot und verdünntem Wein herunterbrachten. David fragte ihn, warum er so leise sei und kein Feuer anzünde. Die Rebellen kämen doch bestimmt nicht hier herauf.
    »Aber vielleicht ihre Indianer«, sagte Jean. »Carleton hat Irokesen angeworben, und die Rebellen sollen ebenfalls Indianer bezahlen. Es spielt auch keine Rolle. Die Stämme hier im Osten sind so heruntergekommen, daß sie erst schießen und dann nachsehen, welcher Partei ihr Opfer angehörte. Dem Skalp, für den sie ihr Geld kassieren, sieht sowieso keiner mehr an, ob er auf einen britischen, hessischen oder Rebellenkopf gehörte.«
    David meinte, daß der Krieg an Land vielleicht noch grausamer sei als der auf See. Im Einschlafen faßte er an sein Medaillon und dachte an Susan.
    Im ersten Morgengrauen rüttelte Jean ihn wach. Etwas Fleisch und Brot gab es zur Stärkung, und dann stiegen sie hinauf. Jetzt war die Kette der Rebellenschiffe gut sichtbar.
    David identifizierte einen größeren Schoner mit zwölf Kanonen, zwei kleinere Schoner, wahrscheinlich jeder mit acht Kanonen, einen Kutter mit vier Kanonen, und dann sah er noch vier sonderbare Schiffe mit einem Mast, zwei Rahsegeln, einem Buggeschütz und je einem Geschütz an der Seite. Ihrer Breite nach mußten sie einen flachen Boden haben. Und hinter der Schlachtreihe kreuzte noch eine kleine Sloop mit zwölf, nein, mit zehn Kanonen auf.
    Neben Beibooten, die sich zwischen den Schiffen und dem Ufer bewegten, sahen sie noch zwei größere Kanus. »Indianer«, meinte Jean. »Wenn du genug gesehen hast, wollen wir lieber verschwinden.«
    David bat noch um einen kurzen Augenblick und prüfte, wo man eine Batterie nicht zu weit vom Ufer entfernt aufstellen könne. Eine kleine Hochebene bot sich an.
    »Führen dort auch Bachläufe abwärts?« fragte er Jean und zeigte ihm die Stelle.
    »Ich weiß

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