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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf
Autoren: Adam Frank
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Glas: »Meine Herren, der Toast auf den König.«
    David war vorbereitet, erhob sein Glas und rief: »Lang lebe George der Dritte, unser König und Herr!«
    Alle tranken im Sitzen auf den König, ein Privileg der Flotte, aus der Rücksichtnahme auf die niedrigen Decks entstanden.
    Dann folgte der Hauptgang, Rindfleisch mit Kartoffeln und Gemüse. Die Unterhaltung wurde lebhafter. David wurde zum Objekt entgegengesetzter Bemühungen seiner Tischnachbarn. Der junge Leutnant wollte ihn zum Trinken verführen und Wein nachschenken. Der Schiffsarzt verdünnte Davids Wein immer wieder mit Wasser und sprach streng von dem Verbrechen am jugendlichen Körper, das mit dem Genuß von Alkohol erfolge.
    Der Leutnant entgegnete, ohne Rausch werde man nie zum Mann. Wenn Verstand den Mann auszeichne, dann würde bei manchem auch ein Dauerrausch nicht zu diesem Entwicklungsstand führen, behielt der Schiffsarzt das letzte Wort.
    David war ein wenig erstaunt, denn nach den Erzählungen im Cockpit ging Schiffsärzten der Ruf voraus, mindestens sechzehn Stunden am Tag betrunken zu sein.
    Dieser war offensichtlich anders. Unauffällig wie seine Erscheinung war auch seine Sprache, mit der er sich nach Davids Erinnerungen an die Tätigkeit seines Vaters erkundigte. Auch Mr. Lenthall hatte in Edinburgh studiert. Vielleicht habe er Davids Vater gesehen. Er war ein belesener und mitfühlender Mann, und David genoß die Atmosphäre nach dem ständigen Gebrüll und Geläster im Cockpit.
    Am anderen Ende der Tafel war es lauter. David sah mit Belustigung, wie sich Mr. Hopes Gesicht und Glatze gerötet hatten, so daß sein weißer Haarkranz gleich einem Heiligenschein abstand. Auch Kapitän Brisbane war erhitzt und wischte sich von Zeit zu Zeit die Stirn.
    Zum erstenmal bemerkte David, daß der Kapitän an der rechten Seite seiner fleischigen Nase eine große Warze hatte, die er immer mit dem Finger rieb, wenn er in Gedanken versunken zuhörte.
    Von der Schlacht in der Quiberon Bay wurde erzählt, von den aufsässigen amerikanischen Kolonisten, von Lord Sandwich, dem Ersten Lord der Admiralität, wobei der Kapitän eingriff und das Thema wechselte, als Kritik an dem Sparprogramm der Admiralität laut wurde.
    David hörte noch eine Information, die er nachher gleich den Gefährten im Cockpit mitteilen wollte. Der Kapitän antwortete auf eine Frage des Schiffsarztes, daß er in drei bis fünf Tagen, je nach Wind, mit dem Einlaufen in Gibraltar rechne und dort vier oder fünf Tage zur Ergänzung der Vorräte bleiben wolle, sofern keine anderen Befehle vorlägen. Ja, er wisse, welchen Wert der Schiffsarzt auf frisches Gemüse, auf Orangen und Zitronen lege und werde den Zahlmeister entsprechend instruieren.
    Während des Nachtischs erklärte Mr. Lenthall David, bei dem er ein medizinisches Interesse vorauszusetzen schien, daß er Dr. Linds und Kapitän Cooks Empfehlungen kombiniere und Zitronen, Sauerkraut und Malz gleichermaßen zur Vorbeugung von Skorbut einsetze. »Mit bestem Erfolg, junger Herr!«
    Als der Kapitän die Gesellschaft mit leisem Hinweis auf die Erfordernisse des Dienstes entlassen hatte, eilte David in das Cockpit, wo die älteren Midshipmen und Steuermannsmaate vor ihren Töpfen und Krügen hockten und Karten spielten.
    Sogar Mr. Morrison war interessiert und brachte die Runde zum Schweigen, damit David die Nachrichten über Gibraltar loswerden konnte. »Endlich wieder Landurlaub«, hofften einige.
    »Endlich mal wieder spanische und afrikanische Weiber!« äußerten andere.
    Als es lauter wurde und David nichts mehr zu berichten hatte, deutete Mr. Morrison nur stumm auf die im Holz steckende Gabel. David verschwand ebenso wortlos hinter dem Vorhang, hinter dem die Jüngeren schliefen.
    Der Wind war günstig. Drei Tage später lag die Bucht von Algeciras Backbord querab und Gibraltar vor ihnen. Charles Haddington zeigte David die Stadt, die alte Mole, wo sie anlegen würden, darüber das alte Maurenschloß auf halber Höhe, rechts davon das Hospital und noch ein Stück weiter rechts das Gouverneursgebäude, das hier Konvent heiße.
    David war enttäuscht, denn er hatte sich den Felsen imponierender vorgestellt.
    »Dazu mußt du ihn sehen, wenn du Gibraltar vom Mittelmeer aus ansteuerst«, erklärte ihm Haddington. »An der Mittelmeerküste ragt der Felsen direkt aus dem Meer auf, und keine Stadt und kein Hügelland mildern den Eindruck.«
    David mußte aufs Achterdeck an seinen Posten eilen. Der Kapitän betrat das Achterdeck. Als
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