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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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kenne einen Loyalisten im Ort, der ein Boot mit acht Riemen habe. Er würde es unter einem Vorwand für einen Tag ausleihen.
    Zwei Stunden vor Sonnenaufgang lief die Cerberus aus und kreuzte im schwachen Licht des zunehmenden Mondes über den Choptank. Als der Morgen graute, liefen sie vorsichtig in die kleine Bucht ein. Zwölf erfahrene Seeleute saßen in den Beibooten. An den Geschützen und Segeln der Cerberus standen fast nur noch Freiwillige.
    Die Bucht war schmal und nur etwa sechshundert Yard lang, wie der Lotse versicherte. An einer Krümmung erhoben sich zwei kahle Masten über dem niederen Schilf. Haddington gab den Beibooten das Signal. Sie pullten am Ufer entlang, während die Cerberus etwas abhielt, um freies Schußfeld für ihre Kanonen zu haben.
    Sie brauchten nicht zu feuern. Alles geschah lautlos. Die Enterer fanden niemanden an Deck des Schoners und holten schließlich acht Seeleute aus dem Unterdeck, die dort ihren Rausch ausschliefen. Der Erste und der Zweite Maat schliefen noch in den beiden Hütten am Ufer, wo sie am Abend gezecht hatten.
    So leise wie möglich schleppten die Boote den Schoner Baltimore in die Fahrrinne. Die Männer setzten Segel und steuerten zum Choptank zurück.
    »Das nenne ich eine elegante Operation«, meinte Haddington. »Kein Schuß, keine Verletzung und ein Sechzig-Tonnen-Schoner mit vier Vierpfündern, etwa 50 Musketen und einer Reihe von Pulverfässer im Kielraum versteckt, ganz zu schweigen von dem Zucker und den Gewürzen im Laderaum.«
    Auch Mr. Morsey war in Gedanken an das Prisengeld guter Stimmung. Sie beschlossen, die acht Gefangenen am Todd Point auszusetzen. Die Cerberus würde das Beiboot zurückbringen, während Mr. Morsey mit der Hälfte der Besatzung die Baltimore übernehmen sollte.
    Sie segelten in drei Tagen nach Somers Cove zurück, wobei die Cerberus am Westufer noch ein halbes Dutzend Freiwillige auftreiben konnte. Die Shannon lag nicht auf der Reede, aber der Landposten und die Bewohner begrüßten die Cerberus und ihre Beute mit Begeisterung.
    Die Shannon sei vor sechs Tagen mit der Brigg ausgelaufen und wollte sie noch bis zum Delaware geleiten, ehe sie allein nach Boston weitersegele. Die Fregatte werde in ein bis zwei Tagen zurückerwartet. Der Schwerverwundete aus dem Gefecht mit den Kanonenbooten sei auf dem Weg der Besserung, und ein Dutzend Freiwilliger habe sich auch eingefunden.
    Mr. Morsey ließ die Freiwilligen an Bord der beiden Schoner einquartieren, sie vereidigen und in eine provisorische Musterrolle eintragen.
    »Sie sollen gar keine Gelegenheit haben, sich die Sache noch einmal zu überlegen«, sagte er. »Und Sie, Mr. Haddington, laufen morgen in die Bucht aus, um zwischen Flat Cap Point und Point Lookout zu patrouillieren. Ich übernehme acht Mann ihrer Stammbesatzung, und Sie erhalten dafür Freiwillige. Formen Sie daraus eine schlagkräftige Besatzung. Ich bleibe mit der Baltimore im Hafen und werde die vier Vierpfünder an Deck aufstellen lassen. Wenn die Rebellen sich noch mehr mit dem Gedanken an Kaperschiffe anfreunden, sind sie dort nützlicher als im Laderaum.«
    Die Cerberus kreuzte zwischen den beiden Landmarken hin und her. Da Mr. Greg auf der Baltimore geblieben war, nahm Haddington David noch mehr heran. Er mußte nicht nur eine Wache befehligen, sondern auch das Logbuch führen.
    Es war nicht immer einfach, den Kurs des Schiffes mitzukoppeln, aber Haddington war unnachgiebig: »Du mußt sicher werden in der Navigation, David. Wer weiß, wie bald dir eine Prise anvertraut wird, und dann sind Männer von deinem Können abhängig. Also übst du auch mit dem Sextanten, obwohl wir ihn hier nicht brauchen.«
    Am dritten Tag erkannten sie fern im Süden die Segel der Shannon. Die Cerberus lief auf sie zu und setzte ihr Erkennungssignal.
    »Kommandant an Bord!« befahlen die Signalflaggen.
    Haddington ließ sich hinüberpullen, und kurz darauf wurde signalisiert, daß die Cerberus in den Hafen von Somers Cove einlaufen solle. Jetzt mußte David allein die Befehle geben, und die Mannschaft folgte dem Jungen mit der Selbstverständlichkeit, die durch harte Disziplin anerzogen war.
    Seine Aufgabe war nicht schwer. Sie kannten den Hafen, und die Segelmanöver waren Routine. Dennoch freute sich David, als die Cerberus leicht am Pier anlegte und Mr. Morsey ihm zurief: »Gut gemacht, Mr. Winter!«
    Mr. Morsey mußte nicht lange warten, bis ihn das Signal der Shannon an Bord rief. Kapitän Brisbane begrüßte ihn

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