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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Kutter mit dem Durchsuchungskommando.
    »Der beste Fang, den wir bisher geschnappt haben!« rief Haddington vor Begeisterung, als er zwei Stunden später von der Shannon zurückkehrte.
    »Das ist eine neue, im spanischen Westindien gebaute Brigg mit zweihundertfünfzig Tonnen, die jeder Admiral gern kaufen wird. Und sie hat nicht nur Pulver, Kanonen und Stiefel für die Rebellen geladen, nein auch noch dreißigtausend Pfund für ihre Kriegskasse, Spenden von französischen Sympathisanten!«
    Die Mannschaft tobte vor Begeisterung, und Haddington dachte bei ihrem Gebrüll, ihren Umarmungen und Freudensprüngen plötzlich, die Szenerie sei auf einem Piratenschiff wohl angemessener als auf einem Schoner seiner Majestät.
    »Alle Mann auf ihre Stationen. Fertig zum Segelsetzen!« brüllte er zu aller Überraschung los.
    Aber wie die Marionetten eilten alle an ihre Plätze und führten die weiteren Befehle in geübter Routine aus.
    Nesbit Greg flüsterte David zu. »Jetzt denkt er wieder, er sei zu lasch und vertraulich gewesen.«
    Sie geleiteten ihre wertvolle Prise nordwärts, um sie zumindest bis zur Mündung des Hudson zu beschützen. Der Weg war mühselig, denn sie hatten überwiegend Wind aus Nordost und mußten gegenankreuzen. Nach zehn Tagen sichteten sie ein Segel im Osten. Die Shannon lief ihm entgegen und identifizierte das Schiff als Seiner Majestät Sloop Dragon auf dem Weg von Plymouth nach Boston. Kapitän Brisbane übergab dem Kommandanten die erbeutete Kriegskasse und übertrug ihm das Geleit für die Prise. Sein Prisenkommando holte er an Bord zurück und ging auf Gegenkurs.
    In bewährter Formation, die Cerberus dicht unter Land, die Shannon seewärts, patrouillierten sie die Küste von New Jersey entlang nach Süden. Eines Morgens, sie waren mit gekürzten Segeln während der Nacht gelaufen, kam von achtern ein Segel auf. Die Cerberus erhielt Befehl, dem fremden Schiff entgegenzukreuzen.
    Es war ein britischer Kutter, der ihnen signalisierte, er habe Nachrichten und Post für sie. Als er sich der Cerberus auf Rufweite genähert hatte, bemerkten sie, wie etwa zwölf Seeleute freudig riefen und winkten.
    Haddington hob das Teleskop: »Das ist Midshipman James Hamond mit Leuten unserer Prisenbesatzungen. Da wird sich der Kapitän aber freuen.«
    Mit Hilfe des Sprachrohrs forderte er den Kommandanten des Kutters, einen jungen Leutnant, auf, zur Shannon zu segeln und dort seine Nachrichten abzuliefern. Die Cerberus nahm ihre alte Position wieder ein, aber sie hatte den Abstand zur Shannon verringert, und alle fieberten dem Signal entgegen, das sie zum Empfang der Post auffordern würde.
    Endlich stiegen die Signalflaggen empor. Die Cerberus nahm den befohlenen Platz in Kiellinie der Shannon ein, und Haddington ließ sich mit dem Beiboot übersetzen.
    Mr. Grant empfing ihn herzlich: »Gute Nachricht, Charles! Wir segeln in die Karibik. Ich schicke Ihr Boot mit dem Postsack zum Schoner, während Sie mit dem Kapitän reden.«
    Die Bootscrew hatte auf den üblichen Flüsterwegen schon das Stichwort ›Karibik‹ erfahren und bemühte sich, ihre Freude zu zügeln und unter dem strengen Auge des Bootsmannsmaaten mit exakten Schlägen zur Cerberus zu pullen.
    David erhielt drei Briefe, zwei von Onkel und Tante und einen von Susan. Er war wie erstarrt vor Freude und betrachtete mechanisch immer wieder das Wachspapier der Umschläge, die Anschrift, das Siegel.
    »Soll ich dir beim Öffnen und Lesen helfen, David?« spottete Nesbit Greg.
    David fuhr hoch. Susans Brief würde er sich für morgen aufbewahren. Dann war der 27. Oktober 1775, sein vierzehnter Geburtstag. Er lief zu seiner Seekiste, um die Briefe aus Portsmouth zu lesen und die abgehende Post schnell fertigzumachen. Onkel und Tante hatten von ihm Briefe bis zur Ankunft in Boston erhalten und sorgten sich nachträglich, weil er so schwere Stürme überstehen mußte.
    Wie gut, daß ich die vorübergehende Degradierung verschwiegen hatte, dachte David. Die Tante ließ ihm ausrichten, er solle bloß vorsichtig sein, wenn er an Kampfhandlungen teilnähme. Julie und Henry waren wohlauf. Der alte Bill Crowden, der ihn in die Anfangsgründe der Seemannschaft eingeführt hatte, sei an einer Lungenentzündung gestorben. Freunde und Bekannte ließen grüßen. Die Geschäfte gingen gut. Die Flotte rüste auf. Die Nachricht von Lexington habe wie ein Schock gewirkt. Nun seien die meisten für ein strenges Durchgreifen.
    David bestätigte in einem Nachsatz zu seinem

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