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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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aus.
    »Lassen Sie die unverletzten Gefangenen pullen, bis sie nicht mehr können. Nur völlig erschöpfte Gefangene denken nicht an Selbstbefreiung«, hatte Mr. Morsey dem Bootsmannsmaaten geraten.
    Das Fischerboot aus Whitehaven wollte das Kanonenboot noch bis zur Bloodsworth Insel begleiten, das sei fast der halbe Weg. Als die Schiffe sich in der Hooper Strait trennten, setzte Haddington sofort Segel- und Geschützdrill an, um die Freiwilligen in die Besatzung einzugliedern.
    Die Tage vergingen wie die vorangegangenen. Sie legten an kleinen oder größeren Dörfern an und wurden meist gastfreundlich empfangen. Ein oder zwei Freiwillige nahmen das Handgeld und kamen mit ihnen. Andere brüteten über den Werbezetteln und wollten überlegen, ob sie sich in Somers Cove melden würden.
    Das Wetter meinte es in diesen ersten Septembertagen des Jahres 1775 gut mit ihnen. Die Sonne wärmte, ohne das Land zu verbrennen. Die Eichen und die Ahornbäume, die die Ufer säumten, ließen erst einen winzigen Hauch des Herbstes ahnen.
    Die Fische sprangen und schnappten gierig nach den Angelhaken, die ihnen die Freiwilligen zuwarfen. Segel- und Geschützdrill wurden wie ein Sport, nicht wie eine Quälerei aufgefaßt.
    Wenn Haddington etwas von dem ›schwarzen‹ Pulvervorrat freigab und auf einen treibenden Baumstamm oder eine Eiche am Ufer feuern ließ, dann erhoben sich oft Wolken von Wildgänsen. Ganz unwaidmännisch übten sich dann die Musketenschützen, und immer fanden sie einige erlegte Gänse, die sie noch am Spieß grillen konnten.
    An einem Vormittag liefen sie in Cambridge ein, dem Endpunkt ihrer Kreuzfahrt. Der Ort war voller Leben, und ihre Ankunft erregte nicht soviel Aufmerksamkeit wie zuvor. Aber Mr. Kilby verteilte die Werbezettel, sprach mit Honoratioren und Fischern und beraumte eine kleine Versammlung ein.
    Zwei Freiwillige waren eine etwas magere Ausbeute, aber Mr. Kilby sagte, es seien viele Quäker in der Gegend, die jeden Waffendienst ablehnten, und mehr könne man ja gar nicht an Bord der Cerberus unterbringen.
    Als die Dunkelheit hereingebrochen war, näherte sich ein Mann dem Schoner und verlangte von den Wachen, die ihn anriefen, zum Kommandanten geführt zu werden. Haddington wurde gerufen, erschien an Deck und fragte, was man von ihm wolle.
    Der Mann sagte leise: »Ich bin ein Vertrauter von Mr. Lawson und habe geheime Nachrichten für Sie.«
    Haddington erinnerte sich, daß ihm Mr. Kilby von Alexander Lawson erzählt hatte, der ein Führer der Königstreuen war und überall Spione haben sollte.
    In Haddingtons kleiner Kammer wehrte der Mann Fragen nach seinem Namen ab, nahm dankend ein Glas Claret, setzte sich auf den dargebotenen Schemel, während Haddington sich auf seine Koje hockte, und begann seinen Bericht.
    »Viele Einwohner am Chaptank River sympathisieren heimlich mit den Rebellen. Sie verbreiten aufrührerische Schriften und bereiten sich auf den offenen Widerstand vor. Schmuggelei hat eine lange Tradition in diesen Gewässern, und in Kriegszeiten wurde mit Kaperschiffen gut verdient. Viele drängen darauf, daß die kolonialen Rebellenkongresse endlich Kaperbriefe ausstellen. Wir haben Informationen, daß Massachusetts kurz vor der Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes steht, und John Adams bohrt und wühlt im Kongreß in Philadelphia. Seien Sie also auf der Hut! Heute ist ein Schoner aus Westindien eingetroffen, der neben anderem Pulver, Flintsteine, Musketen und einige Kanonen im Ballast versteckt hat. Er wurde gewarnt, daß ein Schiff des Königs in Cambridge ankere, und hat sich in einer schmalen Bucht des Turlock Moores am Nordufer verborgen. Es stehen dort nur zwei Hütten von Moorbewohnern.«
    Haddington dankte für die Information und wollte Mr. Kilby und den Lotsen rufen, damit ihnen der Ankerplatz beschrieben werden könne. »Mit Verlaub, Sir, meine Aufgabe wäre gefährdet, wenn mich Einwohner dieses Landes bei meiner Arbeit erkennen würden. Ich zeichne alles genau auf und verschwinde unerkannt.«
    Als sich Haddington wenig später mit Mr. Morsey und dem Lotsen in der engen Kammer über Karte und Zeichnung beugte, erkannte der Lotse die Bucht.
    »Die Cerberus kann auch bei Ebbe noch in die Bucht einlaufen. Aber da wir wahrscheinlich entern müssen, reicht unser Beiboot für einen überraschenden und kraftvollen Angriff nicht aus. Wo kriegen wir ein zusätzliches Boot in der Nacht her, ohne Verdacht zu erregen?« gab Mr. Morsey zu bedenken.
    Der Lotse wußte Rat. Er

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