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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Boston nach Nassau/Bahamas gewesen sei.
    Von seinem Kommandanten habe er erfahren, daß Washington Schoner bewaffnet habe, um britische Transporter zu überfallen. Mr. Hamond solle daher weit außerhalb jeder Küstensicht segeln und seine Geschütze feuerbereit halten, um sich und die Anne zu verteidigen.
    Die Baltimore entschwand dann bald mit der Anne seewärts ihren Blicken, während Shannon und Cerberus in die Mündung des Delaware segelten.
    Die ersten Wochen des Oktober 1775 kreuzten beide Schiffe zwischen Kap Henlopen und Kap May und versuchten, die Mündung des Delaware zu blockieren. Ihre Anwesenheit blieb nicht unbekannt, und Schiffe mit Schmuggelware oder Waffen hielten sich in Buchten versteckt, um nachts den Durchbruch zu wagen.
    Kapitän Brisbane wechselte ihre Station ständig und stand im Morgengrauen mitunter auch bei Bombay Hook. Weiter in die Flußmündung stieß er selten vor, denn die Shannon konnte nur in tieferen und breiteren Gewässern ihre Überlegenheit voll entfalten. Die Schiffe, die sie anhielten, hatten korrekte Papiere und erlaubte Fracht, soweit sie nicht in Ballast segelten.
    So ereignislos die Tage sein mochten, an Bord beider Schiffe herrschte kaum Langeweile. Die neuen Mannschaften mußten mit den altgedienten Seeleuten zu einer kampffähigen Besatzung geformt werden. Auch auf der kleinen Cerberus mit ihrem hohen Anteil an Amerikanern war im Geschützdrill, im Segelsetzen und im Gebrauch der Handwaffen immer noch etwas zu verbessern.
    Haddington hatte ein sicheres Gespür, wo die neuen Leute am besten eingefügt werden konnten, ohne daß es größere Reibereien zwischen den ›Alten‹ und den Kolonisten gab. Er ließ immer wieder anklingen, daß sie aus vielen verschiedenen Ländern stammten, daß jetzt aber die Cerberus ihre Heimat und die Mannschaft ihre Familie sei.
    William Hansen war Käpten des vorderen und Greg Miller des achteren Mastes. Der junge Edmond hatte sich mit John aus Schleswig angefreundet. Midshipman Nesbit Greg war wieder als Haddingtons Stellvertreter an Bord, aber David hatte neben seinen Signalflaggen viel mit der Navigation und dem Logbuch zu tun.
    Es war Haddingtons Ehrgeiz, ihm so viel beizubringen, daß Josuah Hope, der Master, überrascht sein sollte, wenn David wieder auf die Shannon überstieg.
    David dachte jetzt oft an Portsmouth und an Susan. England war so unendlich weit entfernt, und er hatte so lange Susans fröhliches Lachen nicht mehr gehört und gesehen, daß er sich kaum noch erinnern konnte. Es war die Zeit vor dem Morgengrauen, in der seine Sehnsucht oft am meisten schmerzte.
    Das Schiff war in stiller Erwartung dessen, was der Tag bringen würde. Am vorderen Mast stand der Ausguck, bereit zur obersten Rah aufzuentern, sobald die Sicht mehr als einhundert Yard betrug.
    David ging zu ihm. »Laß mich erst mal nach oben. Ich will ein wenig allein sein.«
    »Aye, aye, Sir«, folgte die stereotype Antwort.
    David hatte seine Beine auf der oberen Saling um den Mast geschlungen und sich mit einem Tau festgebunden, um die Hände frei zu haben. Der erste Rundblick zeigte außer der östlich von ihnen segelnden Shannon kein Schiff.
    Die aufgehende Sonne erfaßte die Mastspitzen der Shannon und tastete dann mit ihren Strahlen nach der Cerberus. David wandte sich ab, um nicht geblendet zu werden. Die Sonne hellte die Küste vor Deep Water Point auf, und da – Backbord voraus – war doch ein Schiff!
    Er sah noch einmal hin und nahm das Teleskop. Kein Zweifel, eine Brigg setzte Segel.
    »Deck ahoi! Brigg vier Strich Backbord voraus, anderthalb Seemeilen!«
    David raste die Webleinen hinunter, schickte den Ausguck nach oben und signalisierte auf Haddingtons Befehl der Shannon die Entdeckung. Die Cerberus setzte alle Segel. Der Wind wehte aus Nordost. Da der Schoner höher am Wind liegen konnte als die Brigg, waren sie im Vorteil. Die östlich segelnde Shannon konnte mit einem langen Schlag vorhalten und hatte den Wind fast querab.
    Die Brigg hatte nur die Cerberus gesehen und ging auf einen Kurs, der sie vor den Bug der Cerberus führte, so daß sie sich dann nach einer Wende in die Bucht freisegeln konnte. Sie erwartete wohl von dem kleinen Schoner nicht viel Gefahr.
    Aber ihr Kurs konvergierte mit dem der Shannon, und als dort die Jagdgeschütze donnerten, war der Weg zur Westküste durch die Cerberus blockiert, die mit einer Breitseite ihre Anwesenheit betonte.
    Die Brigg gab auf und strich die Segel. Von der Shannon löste sich der große

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