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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Brief an den Onkel den Empfang der beiden Briefe, zeigte seine Freude, teilte ihm mit, daß es in die Karibik gehe und daß er seinen morgigen Geburtstag nun mit guten Nachrichten aus der Heimat feiern könne.
    In dem Postskriptum zum Brief an Susan teilte er ihr nur mit, daß er ihren Brief erhalten habe, es kaum erwarten könne, ihn zu lesen, aber bis morgen zu seinem Geburtstag warten werde, um dieses unerwartete, dieses beste aller denkbaren Geschenke zu genießen.
    Im nächsten Morgengrauen kletterte er wieder auf seinen Lieblingsplatz auf dem Vormast. Nachdem er der Pflicht Genüge getan und aufmerksam in die Runde geblickt hatte, öffnete er den Brief.
    »Mein lieber David! Du kannst dir nicht denken, wie traurig ich war, als ich erfuhr, daß du mit der Shannon in Sheerness gelegen hast und schon ausgelaufen warst, als wir von Besuchen bei meinen Großeltern in Glasgow zurückkehrten.«
    Das also war die Erklärung für das damalige Schweigen. Und David las von den Sorgen, die sich Susan seiner Verletzung in Lissabon wegen gemacht habe, von den Vorwürfen, die ihren Vater quälten, weil er Gilbert Marsh nicht gleich angezeigt habe. David erfuhr, daß sich die MacMillans ein Stadthaus in London gekauft hätten und Susans Mutter schon die Einladungen für die Bälle der Wintersaison vorbereite.
    »Wie sehr wünsche ich, du könntest kommen, und wir könnten wieder tanzen wie auf jenem Fest in Gibraltar, das ich nie vergessen werde. Sei nur vorsichtig in den Gefahren, die auf dich lauern. Ich freue mich so sehr auf ein gesundes Wiedersehen und bin Deine immer an dich denkende Susan.«
    Routinemäßig kontrollierte David Kimm und Küste, aber außer der Shannon war nichts zu sehen. Seine Gedanken wanderten zu Susan. Sie hatte ihn nicht vergessen! Aber wen würde sie in London alles kennenlernen? Mit wem dann tanzen? Die Eifersucht nagte leise in ihm. Er konnte gar nichts tun, um ihre Liebe zu erhalten, nur Briefe schreiben, die sie nach Monaten erreichen würden.
    Aber dann verscheuchte er die trüben Gedanken. Er hatte Geburtstag, Post aus Portsmouth und von Susan. Es ging zu den sagenumwobenen Inseln der Karibik. Er konnte es nicht fassen, daß es erst ein Jahr her war, daß er zur Flotte gegangen war. Und wie furchtbar war sein erster Geburtstag an Bord gewesen.
    Als er den Ausguck nach oben rief und bedächtig die Wanten abenterte, sah er unten Haddingtons lächelndes Gesicht. An Deck schüttelten ihm Haddington und Greg kräftig die Hand, klopften ihm auf die Schulter, wünschten Glück und Prisengeld.
    William Hansen und der Kanadier schenkten ihm im Auftrag der Mannschaft ein kleines Modell der Cerberus, das sie kunstvoll aus einem Walknochen geschnitzt hatten. Bewegt drückte David auch ihnen die Hände. Hier an Bord war jetzt seine Heimat. Hier hatte er Kameraden und sogar Freunde.
    Würde er an seinem nächsten Geburtstag auch so glücklich sein?

Kurs auf Saint Augustine
    Den ganzen Tag über hatte sich kaum ein Windhauch gerührt, ein ungewöhnliches Wetter in diesen ersten Novembertagen. Die Shannon und die Cerberus dümpelten in Rufweite voneinander in der Dünung etwa acht Seemeilen östlich von Kap Hatteras.
    Die Hitze des Sommers lähmte sie nicht mehr, und die südliche Breite verhinderte stärkere Abkühlung. Es war ein Tag, den Wind und Wetter für sie als Ruhetag bestimmt hatten. Die Segel, die in den Vormittagsstunden schlapp an Masten und Rahen geschlagen hatten, waren geborgen worden, als die Hoffnung auf Wind erlosch.
    Es wurde der Tag des Bootmanns, der Zimmerleute und Segelmacher. Sie stiegen durch Fregatte und Schoner und dirigierten die Gruppen der Seeleute, die mit Farbtöpfen hantierten, das stehende Gut teerten, das laufende Gut einfetteten und die vielen kleinen Reparaturen durchführten, für die sonst nur im Hafen Zeit war.
    Nur die Seesoldaten an Bord der Shannon wurden von ihrem Sergeanten immer wieder durch die eintönige Routine des Musketendrills getrieben.
    David hatte mit John die Signalflaggen überprüft und einige herausgelegt, an denen John die Ränder neu einfassen mußte. Da saß dieser nun mit Nadel und Zwirn und drehte die Zunge im Mund, während er Stich um Stich den Faden durchzog.
    David mußte lächeln, als er ihm zusah. Selbstbewußter und kräftiger war der kleine Kerl geworden, selbst schon wieder Schutzpatron für den jüngeren Edmond.
    Am achteren Mast standen William Hansen, Greg Miller und der Kanadier und taten so, als müßten sie sich über eine

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