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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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wichtige Arbeit einigen.
    David ging an ihnen vorbei und sagte schmunzelnd: »Ist es nicht schwer, so ernste Gesichter aufzusetzen, wenn man sich doch nur Witze oder Klatsch erzählt.«
    »Aber Sir«, erwiderte der Kanadier mit Schalk in den Augen, »Sie sollten uns doch wirklich besser kennen.«
    »Ja, ich kenne euch schon ganz gut und denke noch oft an die Zeit«, gab David leise zu und entfernte sich mit einem Lächeln.
    Am Nachmittag legte die Gig des Kapitäns von der Shannon ab und pullte zur Cerberus. Matthew Palmer kam an Bord und zog seinen Hut vor Haddington: »Sir, der Kapitän gibt sich die Ehre, die Herren Haddington, Greg und Winter heute abend zum Dinner zu sich zu bitten.«
    Haddington nahm dankend an und meinte zu Palmer, gegen ein paar Minuten für ein kurzes Gespräch mit seinen Kameraden habe sicher niemand etwas einzuwenden.
    Matthew verneigte sich und ging strahlend zu David: »Na, du alter Hannoveraner, wie fühlst du dich mit vierzehn Jahren?«
    David schüttelte ihm die Hand und erzählte, wie gut es ihm auf der Cerberus gehe.
    »Ich wäre auch gern hier. Es ist doch alles viel familiärer auf eurem kleinen Bumboot.«
    Gegen diese Bezeichnung protestierte Nesbit Greg, der sich hinzugesellt hatte, und wollte jede Wette eingehen, daß sie die Shannon hart am Wind immer aussegeln würden. Dann geleiteten sie Matthew zum Schanzkleid und winkten ihm nach.
    David mußte sich sputen. Eintragungen im Logbuch waren nachzuholen, und wie seine Ausgehuniform aussehen mochte, nachdem er Wochen hindurch nur in Hemd und Hose herumgelaufen war, wollte er sich lieber nicht vorstellen.
    »Und ich muß mich noch rasieren«, stöhnte Nesbit Greg gespielt. »Davon hast du Grünschnabel natürlich keine Ahnung.«
    Um zwei Glasen der Ersten Wache betraten die drei Gäste das Deck der Shannon, wurden von Mr. Grant begrüßt und zur Kajüte des Kapitäns geleitet. Kapitän Brisbane stand im Gespräch mit den Leutnants Barnes und Bates, während Mr. Hope etwas abseits in Gedanken versunken durch die Heckfenster blickte.
    »Willkommen, meine Herren«, begrüßte sie der Kapitän, wehrte ihren Dank für die Einladung ab und bot ihnen Claret oder Port an. David gab er mit leichtem Schmunzeln ein etwas weniger gefülltes Glas. »Wir haben gerade davon gesprochen, daß wir in Saint Augustine wohl wieder Festlichkeiten in angenehmer Gesellschaft erleben werden. Die Stadt mit ihrer spanischen Kultur und den reichen Plantagenbesitzern wird für Sie sicher eine andere Welt darstellen.«
    »Saint Augustine, Sir?« stotterte Mr. Greg verwirrt. »Wir segeln doch in die Karibik.«
    »Ich sehe mit Befriedigung, daß Mr. Haddington in dienstlichen Belangen verschwiegen ist«, bemerkte Brisbane gutgelaunt. »Es geht schon in die Karibik, aber mit einem kleinen Zwischenaufenthalt. Gouverneur Patrick Tonyn hat um Unterstützung gebeten, da Rebellenbanden nicht nur von Georgia aus nach Ost-Florida einfallen, sondern weil jetzt auch Schiffe einer sogenannten Südkarolina-Flotte seinen Handel stören. Wir werden ihnen ein paar aufs Haupt geben und dann weitersegeln nach Jamaika.«
    Nesbit sah erleichtert aus, und Mr. Hope wunderte sich über die Unbekümmertheit des jungen Burschen, der von dem gelben Fieber in Jamaika noch nichts gehört zu haben schien.
    »Wer jung ist, lacht noch über den Tod, erst wir Alten nehmen ihn ernst«, murmelte er leise.
    Sie setzten sich zu Tisch, und Kapitän Brisbane konnte nach den vielen Landkontakten und nach der ›Durchsicht‹ der Prisen aus dem Vollen schöpfen. Auch das Meer hatte zur Tafel beigesteuert. Das Mahl wurde mit einer Schildkrötensuppe eingeleitet. Vor zwei Tagen noch trieb die Schildkröte behäbig im Meer, als ein Ausguck sie meldete und sich ein paar Schillinge damit verdiente. Als Hauptgänge wurde Schweinebraten und gebratener Fisch angeboten.
    »Raten Sie, was das für Fisch ist!« forderte der Kapitän Haddington auf.
    Der konnte nur antworten, daß der Fisch gut schmecke, ihn aber nicht identifizieren.
    »Es ist Delphin. Die putzigen Kolosse umspielen seit Tagen das Schiff, und einige der Mannschaft sind ganz wild darauf, sie zu harpunieren. Sie ergänzen ihren Speiseplan durch ein Gericht, das sie ›chowder‹ nennen, eine Mischung aus unserem Salzfleisch, Delphin, zerstoßenem Hartbrot und Zwiebeln.«
    Mr. Grant fiel ein: »Ich kann bestätigen, daß es nicht schlecht schmeckt, Sir.«
    »Das mag sein«, fuhr der Kapitän fort, »aber Mr. Lenthall hält uns für Barbaren. Er

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