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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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kommt jeden Tag mit neuen Zitaten aus Schriftstellern der Antike zu mir, die belegen, daß der Delphin ein Freund und Retter der Menschen sei, ein Lieblingstier der Götter. Biologisch gesehen sei er auch kein Fisch, sondern ein Säugetier. Ich soll verbieten, daß ihm nachgestellt werde. Aber der Dienst ist für unsere Männer hart und streng genug. Wenn ein Kapitän die Freizeitbeschäftigungen zu sehr beschneidet, wird die Mannschaft mißmutig und unwillig. Nur eine zufriedene Mannschaft kämpft gut. Denken Sie daran, Mr. Grant, wenn Sie Ihr eigenes Kommando haben.«
    »Wo sollte das wohl herkommen, Sir?«
    »Warten Sie ab! Die Karibik mit ihren Krankheiten ist nicht nur ein Witwenmacher, sie ist auch eine Beförderungsleiter. Gebe Gott, daß unser Schiff nicht zu sehr leiden muß!«
    Nach dem Tisch hatten sie die Auswahl zwischen spanischen und französischen Weinen, auch eine Zugabe der Prisen. Sie sprachen dann über Saint Augustine, ihren nächsten Bestimmungsort.
    »Von unseren Offizieren und Deckoffizieren war noch niemand dort. Das ist auch kein Wunder, denn Florida ist erst vor zwölf Jahren von den Spaniern an uns abgetreten worden. Und Spanien duldete freiwillig keine britischen Schiffe in seinen amerikanischen Häfen. Drake hat allerdings Saint Augustine einmal geplündert, aber das ist selbst für so alte Männer wie Mr. Hope und mich zu lange her.«
    Der Master nahm das als sein Stichwort: »Nach den Karten und nautischen Handbüchern ist das kein Hafen für uns. Saint Augustine liegt zwischen zwei Salzwasserflüssen, eigentlich mehr Lagunen, parallel zum Strand, San Sebastian im Nordwesten und Matanzas im Südosten. Die vorgelagerte Sandbank erlaubt nur Küstenfrachtern das Einlaufen. Die Cerberus müßte es schaffen, aber die Shannon muß vor der Küste ankern oder den nächsten Tiefseehafen in der Mündung des Saint Marys River anlaufen, rund 60 Seemeilen nordwestlich.«
    Brisbane schaltete sich wieder ein: »Ich weiß nicht, was der Gouverneur für Befehle hat, aber ich glaube kaum, daß sie mich veranlassen könnten, mich so weit von meinem Schiff zu entfernen. Voraussichtlich wird unsere Zeit in Saint Augustine sehr kurz sein. Ich werde mit der Cerberus einlaufen, sofern das Wetter der Shannon erlaubt, vor der Einfahrt zu ankern.«
    Kapitän Brisbane blickte jetzt Greg und David an und erklärte, daß er und Mr. Hope die beiden jungen Herren gern für einige Tage auf der Shannon hätten. Mr. Hamond und Mr. Palmer könnten solange Erfahrungen auf einem Schoner sammeln. Er würde sich gern mit Mr. Hope überzeugen, welche Fortschritte die beiden Herren in ihrer Ausbildung als künftige Offiziere erzielt hätten.
    »Sie werden zufrieden sein, Sir«, beeilte sich Mr. Haddington zu versichern.
    »Das hoffe ich sehr«, war Brisbanes lakonische Antwort. »Und die jungen Herren haben doch sicher auch nichts dagegen.«
    Natürlich hatten sie etwas dagegen, aber was blieb ihnen übrig, als eifrige Zustimmung zu heucheln.
    Brisbane bemerkte abschließend: »Dann werden wir morgen um vier Glasen der Morgenwache den Austausch vornehmen.« Das war gleichzeitig das Signal zum Aufbruch.
    Pünktlich am nächsten Morgen brachte das Beiboot Nesbit Greg und David zur Shannon. Beide hatten ihre Seekisten auf dem Schoner gelassen und nahmen nur die wichtigsten Sachen in Beuteln aus Segeltuch mit.
    Haddington hatte ihnen versichert, daß sie höchstens eine Woche abwesend sein würden. An Bord der Shannon erwarteten sie Hamond und Palmer mit Gesichtern, als ob Schulferien begonnen hätten.
    Greg und David grienten nur säuerlich, erwiesen die Ehrenbezeugung zum Achterdeck und meldeten sich beim wachhabenden Offizier. Mr. Morsey munterte sie mit einigen Scherzen auf, und sie gingen ins Cockpit, um ihre Sachen zu verstauen.
    Ältester der Fähnrichsmesse war jetzt Hugh Kelly, Steuermannsmaat, der erst vor wenigen Jahren aus der Handelsmarine übergewechselt war und nun mit bereits fünfundzwanzig Jahren seinem Leutnantsexamen entgegensah. Er hoffte, daß auf der Jamaikastation eine Kommission zusammentreten werde.
    Kelly war ein großer, ruhiger und besonnener Mann, der sich zu Morrisons Zeit stets im Hintergrund gehalten hatte. Er begrüßte die beiden freundlich, aber reserviert und zeigte ihnen ihre Plätze.
    David verstaute seine Sachen und war ziemlich deprimiert, wie dunkel es hier unten war und wie es wieder nach Schweiß und Urin stank.
    »Ihr sollt euch gleich beim Master melden«, erinnerte sie Kellys

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