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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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gelassene Stimme.
    Sie eilten den Niedergang hinauf und sahen Mr. Hope mit den Midshipmen und Servants, die nicht auf Wache waren, in der Nähe des Ruders stehen.
    »Ah, die Herren von der Cerberus«, begrüßte er sie mit dem ihm eigenen ironischen Unterton, der aber noch mild und nicht verletzend war. »Wir brauchen Ihre Hilfe. Hier kann mir niemand sagen, wo man die Monde des Jupiters abgebildet findet, wie sie – in Abhängigkeit vom Meridian und von unserem Standort auf der Erde – aus dem Schatten ihres Planeten treten. Na, Mr. Winter?«
    »Die Abbildung ist in Fergusons fünfter astronomischer Tafel enthalten, Sir«, erwiderten David, den Haddington vor zwei Tagen gerade mit Fergusons Tafeln traktiert hatte.
    »Donnerwetter!« entfuhr es Mr. Hope. »Und wozu kann ich diese Information benutzen?«
    »Zur Bestimmung der Längengrade mit Hilfe der Messung der Monddistanz und der Bestimmung der Winkel zu einem anderen Gestirn, Sir.«
    »So ungefähr«, stimmte der Master zu. »Nun soll mir Mr. Greg aber noch sagen, welche Tafelwerke er braucht, wenn er die Länge auf astronomischem Wege bestimmen will.«
    Auch Greg war sicher: »Miers Tafeln und Maskalines' nautischen Almanach, Sir.«
    »Das war sehr gut«, erkannte Mr. Hope an, »aber wenn Sie mir jetzt noch sagen, daß Sie mit dem Almanach umgehen können, dann wette ich zehn Guineen dagegen, und wir probieren es heute nacht aus.«
    »Lieber nicht, Sir!« bat Nesbit Greg, und da sich Mr. Hope ein Schmunzeln gestattete, lächelten alle mit.
    Mr. Grant wollte sich gegen Ende der Vormittagswache auch noch als Examinator beweisen. »Sie haben doch jetzt Erfahrungen mit kleinen Seglern in leichten Gewässern. Was tun Sie, wenn Sie auf eine Sandbank ohne Beschädigung des Rumpfes aufgelaufen sind, sich nicht mehr in die Fahrrinne freiwarpen können und die Ebbe eingesetzt hat?« Er deutete auf Nesbit Greg.
    Der schoß los: »Bramstenge und Bramrah sowie obere Takelage streichen, Sir.«
    »Warum?«
    »Damit bei fallender Ebbe nicht zuviel Hebelgewicht den Rumpf zur Seite neigen läßt.«
    »Und dann?« Grant deutete auf David.
    »Ich lasse Rahen an den Mastgärten festlaschen, um das Schiff auf ebenem Kiel zu halten.«
    »Und wenn das nicht reicht?«
    »Dann werden Reservestengen und Ersatzrahen zum Abstützen benutzt.«
    »Na ja«, murmelte Mr. Grant und wandte sich ab.
    »Wenn er doch bloß mal ein wenig freundlicher sein könnte«, flüsterte Nesbit David zu.
    Der Kapitän nahm sich der beiden am Nachmittag an. Nesbit mußte eine Wende kommandieren, und David hatte den Geschützdrill der Steuerbordbatterie auf dem Achterdeck zu leiten. Auch am nächsten Tag wurden die beiden immer wieder während ihres Dienstes auf die Probe gestellt.
    Nesbit war gerade in einige Verlegenheit gekommen, als er die Konstruktion eines Ersatzruders aus Leesegelbäumen und Gangspillspaken erklären sollte, da ertönte der Ruf des Ausgucks: »An Deck! Segel drei Strich Backbord voraus!«
    Da war es vorbei mit Examen. Die Shannon nahm Kurs auf das fremde Segel und signalisierte der Cerberus. Nach vier Stunden Verfolgung identifizierten sie das fremde Schiff als einen britischen Transporter auf dem Weg nach Antigua. Er war vor New England von einem Schoner gejagt worden und konnte nur durch einen plötzlich einsetzenden Gewittersturm entwischen. Die Rebellen dehnten den Kampf immer stärker auch auf die See aus.
    Brisbane sah düster in die Zukunft: »Jetzt werden die wenigen Schiffe unserer Flotte noch Konvoidienst leisten müssen.«
    Greg und David hatten sich auf der Shannon wieder eingewöhnt. Nur von Zeit zu Zeit sahen sie zu dem fernen Segel der Cerberus hin, die sie in Küstennähe begleitete. Der Kapitän ließ die beiden am fünften Tag zu sich rufen und sagte ihnen, daß er sehr zufrieden mit ihren Fortschritten sei.
    »Sie, Mr. Greg, sollten sich in Jamaika dem Examen als Steuermannsmaat unterziehen, damit ich Sie auch als Prisenkommandanten einsetzen kann. Das bedeutet aber, daß Sie auf der Shannon bleiben und eng mit Mr. Hope zusammenarbeiten sollten.«
    Nesbit bestätigte mit dem üblichen »Aye, aye, Sir«, war einerseits stolz über das Vertrauen, andererseits ein wenig traurig, daß er nicht zur Cerberus zurück konnte.
    »Und Sie, Mr. Winter«, ergänzte der Kapitän, »können zu Ihrem fünfzehnten Geburtstag zum Midshipman ernannt werden, wenn Sie weiterhin Ihre Pflicht tun. Heute zur Ersten Wache werden Sie auf die Cerberus zurückkehren.«
    »Aye, aye, Sir, vielen

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