Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
mit dem Heckgeschütz des Gegners Schuß um Schuß.
    Die Bark ließen sie an Backbord liegen und sahen, wie die Shannon kurz den Wind aus den Segeln nahm, um einen Kutter zu Wasser zu lassen, der zur Bark gepullt wurde. Die Shannon setzte die Jagd eine halbe Seemeile hinter der Cerberus fort.
    Leutnant Bates kommandierte das Enterkommando der Shannon. Die Enterhaken schlugen in den Rumpf der Bark. Die Draggen flogen zum Schanzkleid, und die Shannons enterten auf. An Deck wurden sie zu ihrer Überraschung von einem Dutzend Matrosen mit Jubelrufen empfangen.
    Ein anderes Dutzend stand schweigend an der Steuerbordreling und hatte die Waffen von sich geworfen. Das Rätsel löste sich schnell.
    Es handelte sich um die britische Bark Bristol, die vom Navy Board gechartert war und Pulver und Munition für die britische Garnison nach Saint Augustine transportieren sollte. Vor drei Tagen war sie von dem Toppsegelschoner gekapert worden.
    »Sie nennen sich Flotte von Südkarolina, aber so etwas gibt's doch gar nicht! Das ist doch Piraterie«, sagte empört der Zweite Maat der Bristol. Den Ersten Maat hatte der Schoner an Bord genommen.
    Leutnant Bates ließ sofort die Gefangenen nach Waffen durchsuchen und unter Bewachung im Vordeck einsperren. Zwei seiner Maate mußten die Bark auf Beschädigungen im Rumpf inspizieren. Seine Mannschaft und die Besatzung der Bark trieb er dann ins Rigg, um die Beschädigungen so weit auszubessern, daß sie der Shannon folgen konnten.
    »Sir«, wandte sich der Maat an Bates, »die Piraten laufen sicher ihren Schlupfwinkel in den Mündungsarmen des Altamaha River an. Ich hörte sie einmal unbemerkt darüber sprechen. An dem Fluß liegt eine Werft, und ihr Liegeplatz ist durch eine Batterie geschützt.«
    »Was sagen Sie da?« wurde Bates aufmerksam, »eine Batterie am Schlupfwinkel der Rebellen?«
    »Ja, Sir, unter den Piraten ist ein britischer Deserteur, und einer unserer Leute ließ sich auch von ihnen anwerben. Vielleicht können Sie aus denen etwas rausholen.«
    Bates sagte: »Wir hatten noch keine Zeit für Förmlichkeiten. Ich bin Leutnant Bates von Seiner Majestät Fregatte Shannon. Darf ich um Ihren Namen bitten?«
    Mr. Brady stellte sich vor, und Bates bat ihn, das Schiff mit aller Macht sofort auf Kurs zu bringen. Was noch herunterhänge, sei zu kappen, repariert werde später.
    Dann rief er Matthew Palmer zu sich und sagte ihm, er müsse in Kürze zur Shannon signalisieren. Er solle sehen, was er an Flaggen auftreibe.
    Mit dreien seiner Leute und einem Mann von der Bristol ging Bates zum Vorderdeck, ließ sich den Deserteur und den Überläufer zeigen, sie herausholen und zur Kajüte bringen. Auf dem Weg dorthin gab er einem seiner Leute laut den Befehl, ein Tau mit Schlinge an der Rahnock anzubringen. In der Kajüte war er zunächst mit einem seiner Leute allein und gab ihm flüsternd Weisungen. Dann ließ er den Überläufer hereinholen.
    »Du bist zu den Rebellen übergelaufen und hast an einem Akt der Piraterie teilgenommen. Darauf steht der Tod! Ich gebe dir eine Minute Zeit, dein Leben zu retten, indem du alles sagst, was du von dem Schlupfwinkel und der Batterie gehört hast.«
    Der Überläufer war verzweifelt. Er sei doch noch nicht dort gewesen. Die Rebellen hätten nur von einer Flaschenbucht am Südufer gesprochen, weil sie im Suff immer ihre Flaschen über Bord warfen. Das sei etwa vier Seemeilen landeinwärts von der Little-Saint-Simons-Insel. Die lange Bucht werde von drei Sechspfündern geschützt. Er wimmerte und flehte und versicherte, nicht mehr zu wissen.
    Bates ließ ihn rausbringen und den Deserteur hereinholen. »Du bist desertiert und hast an einem Piratenüberfall teilgenommen. Du hast nur eine winzige Chance, dein Leben zu retten, wenn du alles über Euren Schlupfwinkel und die Batterie sagst, aber wirklich alles. Der andere hat nicht genug gesagt. Nun wird er baumeln!«
    Der Deserteur schwieg verstockt. »Du hast noch eine halbe Minute!«
    Draußen hörte man Befehle, das Tau zu heißen, und dann einen gurgelnd absterbenden Schrei. Der Deserteur faßte sich an die Kehle.
    »Noch eine viertel Minute!«
    »Ich will ja alles sagen, wenn Sie versprechen, Sir, daß ich nicht gehängt werde!«
    »Bei meinem Wort«, versicherte Bates. »Rede!«
    Und der Deserteur verriet alles, den Schlupfwinkel, die versteckte Batterie, die Wassertiefen. Mein Gott! dachte Bates, wenn die Cerberus in die Falle tappt!
    Er stürzte an Deck und rief nach Matthew Palmer, der ihm einen

Weitere Kostenlose Bücher