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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Besonderes?«
    Susan schüttelte den Kopf und wünschte, die Frau würde sich in Luft auflösen. »Ich glaube gar nichts. Ich will einfach nur in Ruhe zu Ende essen.«
    »Wen interessiert das schon?«
    »Mich«, antwortete Susan scharf. Wütend und hilflos stopfte sie die verbliebene Hälfte des Sandwichs in die Tüte und stand auf.

    »Du gehst nirgendwohin.«
    »Doch, allerdings. Es gibt kein Gesetz, demzufolge ich hier sitzen und mir Beschimpfungen anhören muss. Also, wenn Sie mich jetzt …«
    Mit ihrer großen grauen Pranke packte sie Susans Arm.
    »Verdammt! Lassen Sie mich los!«
    Die andere Hand der Frau schoss nach vorn und schlug Susan auf die Wange. »Wie gefällt dir das, hä?« Sie knallte ihr noch eine. »Na? Schmecken dir ein paar Ohrfeigen genauso gut wie dein Sandwich?«
    Susans1 Ärmel zerriss, als sie ihren Arm mit einem Ruck befreite. Sie stieß ihre Angreiferin weg. Die schwere Frau taumelte nach hinten, wirbelte mit den Armen durch die Luft und stieß ein seltsames Knurren aus. Susan sah den Schmerz in ihrem Gesicht, als sie mit dem Hintern auf den Gehweg schlug.
    Das ließ sie zögern.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Die Frau knurrte erneut. Sie zog die Lippen zurück wie ein zähnefletschender Hund und entblößte zahlreiche Lücken zwischen den kariösen, mit billigen Füllungen versehenen Zahnruinen, die noch in ihrem ungesund wirkenden Zahnfleisch wurzelten.
    Susan sah sich um. Sie hatte ein schlechtes Gewissen und fragte sich, ob jemand die Auseinandersetzung beobachtet hatte. Es war niemand in der Nähe. Sie wandte sich wieder der Frau zu. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Aber sie hätten nicht …«
    »Geht’s noch?« Die Frau stöhnte. »Mich einfach so umzuhauen.« Sie drehte sich auf alle viere. Dann stand sie auf und klopfte Blätter von ihrem schäbigen Kleid. »Was hab ich dir denn getan, hä?«

    »Zunächst einmal haben Sie mich geschlagen. Meine Bluse zerrissen … Man sollte Sie einsperren.«
    Susan ging weg. Als sie schnelle Schritte hinter sich hörte, drehte sie sich um und sah, wie die Frau auf sie zustürmte. Sie wollte losrennen, aber eine Hand packte ihren Kragen. Der Ruck brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie stürzte rücklings auf den Beton. Es tat nicht besonders weh, aber dann war die Frau über ihr – sie setzte sich auf Susan, presste die dicken Hinterbacken auf ihren Bauch und drückte ihre Arme zu Boden.
    »Geh runter!« Susan wand sich und versuchte, die Frau abzuwerfen.
    »Halt still.«
    Susan starrte in das blasse, aufgedunsene Gesicht mit den Pickeln um den Mund, die wie verschmierter Lippenstift aussahen. Die Frau grinste gemein und zeigte erneut ihre braunen Zahnstumpen.
    »Lass einfach deine dreckigen Hurenhände von meinem Kerl, klar? Du hast kein Recht dazu. Lass die Finger von ihm. Sonst mach ich dich fertig … und zwar richtig, kapiert?«
    »Du bist Mable.«
    »So ist es, Schätzchen.«
    »Tag wird davon erfahren.«
    »Wenn du petzt, bist du dran. Du und dein Balg.« Grinsend begann sie, den Mund zu bewegen.
    Susan wusste, was passieren würde, aber konnte es nicht glauben. Der Letzte, der so etwas bei ihr versucht hatte, war ihr älterer Bruder, als sie kleine Kinder gewesen waren, und er hatte sie absichtlich verfehlt. Er hatte lediglich gewollt, dass sie sich ein wenig ekelte.
    Ihr war klar, dass Mable nicht vorhatte, sie zu verfehlen.

    Susan bockte und wand sich, als sich der Speichel aus Mables Mund ergoss. Sie presste die Lippen zusammen, drehte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Die klebrige Flüssigkeit tropfte auf ihre Wange und floss zu ihrem Ohr hinab. Sie spürte, wie der Speichel eine Spur auf ihrer Haut hinterließ.
    Mit einem rauen Lachen stieg Mable von ihr runter.
    Susan wischte die zähflüssige Masse mit dem Ärmel ab. Sitzend beobachtete sie, wie Mable davonhumpelte und ihre schweren Arme hin und her schwangen.
    Susan stand auf. Ihr nasser Ärmel haftete an ihrem Arm. Das Haar um ihr Ohr herum war verklebt. Als sie sich bückte, um ihre Tüte mit dem Mittagessen aufzuheben, roch sie den Gestank von saurer Milch, den der Speichel der Frau verströmte.
    Würgend stürmte sie ins Gebüsch.

9
    Tag stieg die Treppe hinauf und achtete darauf, nicht das Geländer zu berühren. Wäre Atmen nicht lebensnotwendig, hätte er es beim Betreten des Gebäudes eingestellt; das Haus stank wie eine Mülltonne. Sein Fuß rutschte weg, als er etwas Weiches auf der Stufe zertrat. Er sah nicht nach, worum es sich handelte. Im ersten

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