Der Kaefig - Roman
möchtest.«
»Kannst du kochen?«
»Sicher. Soll ich Frühstück machen? Das krieg ich hin.«
»Gut«, sagte Imad. »Ich erlaube dir vorerst zu bleiben.«
Sie gingen nach unten. Imad führte die Frau durch die Küche. Der riesige Kühlschrank war leer bis auf eine Tüte Salat und ein Dutzend Eier. Während sie Omeletts zubereitete, ging Imad aus dem Haus und die lange Einfahrt hinunter, um die Zeitung zu holen.
Die Frau drehte die Flamme unter der Pfanne kleiner. Schnell ging sie durch die Küche zum Telefon. Sie wählte. Hörte das leise Freizeichen. Es erklang eine ganze Weile, während der sie auf den Ägypter lauschte, der sich bewegte wie ein verdammtes Gespenst.
Beeil dich, geh ran … geh ran … er kann jeden Moment auftauchen. Wenn er mich erwischt, wird er…
»Ja?«
»Blaze, Süßer, ich bin’s.«
»Hydra? Wo zum Teufel steckst du?«
»Ich bin mit dem Kamelficker nach Hause gegangen.«
»Was?«
»Hör zu. Er hat eine richtige Villa hier draußen in Greenside. Du würdest es kaum glauben. Die ganzen Zimmer, Marmor in den Bädern, riesige Fernseher. Der Typ hat so viel Geld, dass es ihm schon aus dem Arschloch quillt. Du solltest mal vorbeikommen.«
»Alles klar!«
»Das Haus ist an der Greenside Lane Nummer 285. Es ist eine große Mauer drum herum. Du parkst am besten draußen und kletterst drüber.«
»Kapiert. Ich komm heute Nacht zu euch.«
»Warum willst du so lange warten?«
»Weil es dann dunkel ist, Arschgesicht.«
Hydra hörte ihn lachen. »Was ist so lustig?«
»Ich freu mich nur auf das, was ich mit dem beschissenen Araber anstellen werde. Hoffentlich leidet er nicht an Klaustrophobie, weil ich ihm nämlich seinen stinkenden Kopf mit den öligen Haaren in den Arsch schiebe. Wenn ich mit ihm fertig bin …«
»Blaze. Ich muss Schluss machen. Er kommt zurück. Bis heute Nacht.«
8
Kurz vor zwölf Uhr rief Blumgard das Museumspersonal zu einer Besprechung zusammen. Susan setzte sich im Konferenzraum an den langen Mahagonitisch. Ihr Magen knurrte. Sie warf Esther Plum einen Seitenblick zu. Die verkniffene, silberhaarige Archivarin ließ keine Regung erkennen. Wenn sie das Geräusch gehört hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
Wieder knurrte Susans Magen. Diesmal lauter. Esther starrte auf ihre gefalteten Hände.
»Entschuldigung«, sagte Susan.
»Ist schon in Ordnung, meine Liebe.«
»Ich hab seit sieben Uhr nichts mehr gegessen.«
»Ich könnte keinen Bissen hinunterbekommen, nach dem, was dem armen Mann geschehen ist.«
Blumgard kam herein und schloss die Tür. Er ging zum Kopfende des Tischs.
Susan mochte ihn. Obwohl er sich immer äußerst förmlich benahm, konnte er doch seine Schüchternheit und seine Begeisterung nie ganz verbergen. Er liebte seine Arbeit. Er kümmerte sich um seine Mitarbeiter, als wären sie alle Mitstreiter bei einer großen, glorreichen Mission. Seine Augen unter den Brillengläsern waren rot gerändert. Die Hand zitterte, als er seine Pfeife anzündete.
»Ich bin sicher«, begann er, »dass wir uns alle der Tragödie bewusst sind, die sich hier letzte Nacht ereignet
hat. Barney Quinn war ein guter Mensch, ein loyaler und bewährter Mitarbeiter. Viele von Ihnen hatten nie das Vergnügen, Barney kennenzulernen, weil er immer nachts arbeitete, wenn das Museum wie ausgestorben war.« Man sah Blumgard an, dass er seine Wortwahl sogleich bedauerte. »Diejenigen unter uns, die ihn kannten, werden ihn vermissen.«
Er räusperte sich, erleichtert darüber, dass er diesen Teil hinter sich gebracht hatte.
»Die Polizei hat mir mitgeteilt, dass Barney offensichtlich an den Verletzungen gestorben ist, die er sich beim Sturz von der Treppe zugezogen hat. Ob es ein Unfall war oder ob er gestoßen wurde, können sie nicht sagen. Oder wollen es nicht. Und sie wissen auch nicht, wie die Einbrecher ins Gebäude gelangt sind. Sie haben keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens gefunden. Deshalb müssen wir annehmen, dass die Eindringlinge entweder einen Schlüssel hatten oder mit den Besuchern hereingekommen sind und sich kurz vor Schließung versteckt haben. Ich persönlich halte die letztere Möglichkeit für wahrscheinlicher.« Er räusperte sich noch einmal. »Außerdem glaube ich, dass sie zurückkommen werden.«
Esther murmelte: »Ach du meine Güte.« Einige andere am Tisch runzelten die Stirn und tuschelten.
»Die Polizei hat den Verdacht, dass jugendliche Vandalen für die Sache verantwortlich sind. Wer sonst, sagen sie, würde versuchen,
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