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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihr interessiert. Verstehen Sie das doch.«
    »Meine Mable steht aber auf Sie.«
    »Tja …«
    »Ich möchte, dass sie bekommt, was sie will.«

    »Mich bekommt sie jedenfalls nicht«, sagte Tag.
    »Da würde ich nicht drauf wetten.« Sie lachte. »Vielleicht kriegen wir Sie sogar beide. So ein gut aussehender Mann wie Sie. Jung und stark. Wir könnten ein Bullensandwich machen, mit Ihnen in der Mitte … ja.« Sie sah ihn von Kopf bis Fuß an. »Ich schätze, Sie könnten uns beiden eine Menge Freude bereiten.«
    »Richten Sie ihr bitte meine Nachricht aus.«
    »Sie kommt bestimmt gleich zurück. Warum bleiben Sie nicht und sagen es ihr selbst? Bier steht im Kühlschrank. «
    »Nein danke.«
    Sie kniff die Augen zu einem gemeinen Gesichtsausdruck zusammen. »Dann eben nicht. Wer will so einen überhaupt?« Sie schnippte ihm ihren Zigarettenstummel ins Gesicht.
    Tag wich aus. Der brennende Stummel streifte sein Ohr.
    »Auf Wiedersehen, Mrs. Rudge«, sagte er. »Bitte denken Sie daran, es Mable auszurichten.«
    Auf seinem Weg zur Tür bemerkte er, dass die Zigarettenkippe ein Loch in den Teppich schmorte. Er trat sie mit dem Absatz aus und ging, ohne sich noch einmal umzusehen.

10
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Susan.
    »Nicht so gut. Die alte Mama Rudge glaubt, Mable und ich würden ein hübsches Paar abgeben.«
    Susan grinste. Die geschwollene Seite ihres Gesichts spannte sich, tat aber kaum noch weh.
    »Du könntest die Sache vereinfachen, indem du Anzeige erstattest«, sagte Tag.
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie ließ Geoffrey auf ihren Knien hüpfen. Er kicherte.
    »Du solltest kein Mitleid mit Mable haben.«
    »Ich kann es nicht ändern.«
    María kam strahlend ins Zimmer und brachte eine Margarita. Sie reichte Tag das Glas. »Du machst die besten der Welt«, sagte er.
    »Ja, die besten! Sí. Gracias, Señor Tag.«
    Als sie ging, sagte Susan: »Kannst du dir vorstellen, wie es ist, Mable zu sein?«
    »Das möchte ich lieber nicht.«
    »Was hat so eine Frau schon zu erwarten?«
    »Das Gefängnis, höchstwahrscheinlich.«
    »Ich meine es ernst. Alles läuft gegen sie. Ich hatte so eine Freundin auf dem College. Sie war nicht so gemein wie Mable, aber sah genauso aus. Wir waren während meines ersten Jahrs in Weston zusammen auf dem Zimmer, und ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung
davon bekommen, wie das sein muss. Alle haben sie die ganze Zeit angestarrt. Sie war das Opfer von tausend fiesen Witzen. Meistens geschah es hinter ihrem Rücken, aber sie wusste, was los war. Als es Zeit war, sich bei einer Studentinnenverbindung zu bewerben, hat sie es auch versucht, aber man wollte sie nirgendwo haben. Das ist der Hauptgrund, warum ich auch nicht mitgemacht habe. Wenn diese Leute so grausam sein konnten, wollte ich nichts mit ihnen zu tun haben.
    Sie hatten auch nie einen Freund. Manchmal hat sich ein Junge mit ihr verabredet.« Susan schüttelte den Kopf, verärgert und traurig. »Aber für die Typen war alles nur ein Riesen-Witz. Sie war ihnen scheißegal. Sie wussten bloß, dass man sie leicht flachlegen konnte. Es spielte keine Rolle, wie hässlich sie war, solange sie die Beine breit machte. Sie haben sie schrecklich behandelt. Eines Nachts haben ein paar Jungs sie betrunken gemacht und im Kreis rumgereicht. Als sie zurück in unser Zimmer kam, konnte sie kaum noch laufen. Sie hat geblutet. Sie konnte nicht aufhören zu weinen. Ich bin die ganze Nacht mit ihr wach geblieben, weil ich Angst hatte, sie könnte sich was antun. Du weißt schon, sich die Pulsadern aufschlitzen oder so.
    Am nächsten Tag habe ich ihr geholfen, ihre Sachen zum Bahnhof zu bringen. Sie hat den Zug genommen und ist nie mehr zurückgekommen.«
    Tag starrte mit finsterer Miene in seinen Drink. »Was ist aus ihr geworden?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nie mehr was von ihr gehört. Aber Mable erinnert mich an sie. Ich kann mir vorstellen, dass ihr Leben hart genug ist, auch ohne dass ich versuche, sie einsperren zu lassen.«

    »Weißt du was, Susan?«
    »Was?«
    »Du bist wirklich eine nette Frau.«
    »Findest du?«
    »Ich möchte die nette Frau heute zum Essen einladen. «
    »Klingt gut.«
    »Ich geh nach oben und zieh mir einen Anzug an.«
    »Ah, ein richtig feines Abendessen.«
    »Genau. Mit Krawatte und allem Drum und Dran.«
    »Eine Krawattenparty! Wie aufregend. Dann sollte ich mich wohl auch schick machen.«
    »Ich gebe dir fünfzehn Minuten.«
    »Eine halbe Stunde.«
    »Zwanzig Minuten.«
    »Du bist ein knallharter

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