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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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eine Mumie zu stehlen? Obwohl ihre Annahme in gewisser Hinsicht vernünftig erscheint, habe ich meine Bedenken geäußert.«
    Mit dem Zeigefinger klopfte er die lose Asche im Pfeifenkopf fest. »Wie viele von Ihnen wissen, haben Diebstähle
von ägyptischen Antiquitäten in letzter Zeit weltweit zugenommen. Einige davon wurden zweifellos von denselben Leuten begangen, die schon all die Jahre zuvor auf der Suche nach persönlichem Reichtum die Gräber geplündert haben. Aber das ist nicht die Mehrheit. Es hat sich herauskristallisiert, dass eine große Zahl dieser Diebstähle von Fachleuten begangen wurden – ägyptischen Patrioten. Viele Objekte von unschätzbarem Wert, die aus Museen und privaten Sammlungen gestohlen wurden, sind in Ägypten wieder aufgetaucht. Es ist durchaus möglich, dass die Verantwortlichen für die Tragödie letzte Nacht unsere Sammlung dorthin schaffen wollten … ein fehlgeleiteter Versuch, die Mumie, Amara, in ihr Heimatland zurückzubringen.«
    Susan hob die Hand, um Blumgards Aufmerksamkeit zu erringen. »Ja, Mrs. Connors?«
    »Ich finde es seltsam, dass solche Leute die Mumie aus dem Sarg genommen haben sollen. Nach allem, was ich über sie gehört habe, wäre es wahrscheinlicher, dass sie den ganzen Sarg mitgenommen hätten – und übrigens auch den Rest der Sammlung.«
    »Ich stimme Ihnen natürlich zu. Ich habe keine Ahnung, warum sie es für sinnvoll hielten, nur die Mumie mitzunehmen. Und ich verstehe auch nicht, warum sie so plötzlich wieder verschwunden sind, ohne überhaupt etwas zu stehlen. Vielleicht hat die Polizei mit ihrer Theorie von den Vandalen doch Recht. Trotzdem möchte ich, dass wir alle davon ausgehen, es könnte sich um professionelle Diebe handeln, die zurückkommen und ihre Arbeit von letzter Nacht zu Ende bringen wollen.
    Wir müssen alle auf der Hut sein. Die ehrenamtlichen Führer sollten informiert werden. Wir müssen auf verdächtiges
Benehmen achten, besonders kurz bevor wir schließen. Wenn Sie etwas Ungewöhnliches bemerken, berichten Sie es sofort Hank.«
    Hank, der Sicherheitsmann, der tagsüber Dienst hatte, nickte selbstsicher. Er sah aus, als würde er sich ein Grinsen nur verkneifen, weil sein nächtliches Gegenstück kalt im Leichenschauhaus lag.
    »Ich habe bei Haymer Security angerufen. Sie schicken uns heute Nacht zwei bewaffnete Wächter. Ich hoffe, dass ihre Gegenwart weitere Diebstahlversuche unterbinden wird.«
    Blumgard klopfte mit dem Mundstück der Pfeife gegen seine Schneidezähne. »Gibt es Fragen oder Anmerkungen bezüglich dieser Angelegenheit?«
    Niemand sagte etwas.
    »Gut. Dann werden wir um dreizehn Uhr das Museum wieder öffnen.«
     
    Susan biss in ihr Sandwich. Die Füllung aus scharfem Eiersalat schmeckte köstlich. Genau die richtige Menge Senf und Pfeffer. Sie drehte das Sandwich um und leckte an einer Ecke, wo ein Klacks Eiersalat herausgepresst wurde.
    Das Geräusch von Schritten ließ sie aufblicken. Verdammt.
    Schnell sah sie weg und tat, als wäre sie völlig mit ihrem Sandwich beschäftigt.
    Wenn man diesen Leuten in die Augen blickt, hat man es schon verbockt. Sie hauen einen um einen Vierteldollar an oder beginnen, Blödsinn zu brabbeln oder Gott weiß was.
    Das war der einzige Nachteil daran, im Museumspark Mittagspause zu machen: Man musste sich mit einer
Ansammlung von Bettlern und Verrückten auseinandersetzen.
    Susan betrachtete die Eiweißbröckchen und Paprikastücke in ihrem Sandwich, während sich die Schritte ungleichmäßig und langsam näherten. Vor ihr verstummten sie.
    Sie blickte nicht auf. Biss in ihr Sandwich. Starrte auf die schwarzen Schuhe der Frau. Zerrissene Schnürsenkel, an mehreren Stellen geknotet. Die Spitzen abgewetzt. Hundescheiße klebte an einem Absatz. Grüne Socken hingen schlaff um ihre Fußgelenke. Die Knöchel waren dick und grau; dunkelrote Flecken … Na toll, mein Sandwich … vorhin hat es noch prima geschmeckt, aber jetzt … uh …
    Quillt da Eiter aus dem Geschwür an ihrem Schienbein?
    »Jetzt reicht’s«, schnauzte eine weibliche Stimme. »Willst du mich nicht endlich angucken?«
    Susan hob den Blick zum finsteren Gesicht der Frau. »Ich habe gar nicht …«
    »Du bist ein wahres Prinzesschen, weißt du das?«
    Susan kaute auf ihrem Sandwich, aber das Schlucken fiel ihr schwer.
    »Du hältst dich für außergewöhnlich, was?«
    »Ich will einfach nur in Ruhe mein Mittagessen …«
    »Sieh dich doch an. Die Klamotten. Du bist ein Prinzesschen. Glaubst du, du wärst was

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