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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wahrscheinlich nackt.«
    »Legt die Hand aufs Herz und schwört bei eurem Leben«, sagte Byron.
    Alle außer Barbara legten die Hand auf ihr Herz. »Geht nicht«, sagte sie. »Das verstößt gegen meine Religion. «
    »Na gut. Aber du musst es versprechen. Wenn du es jemandem erzählst, verprügeln wir dich.«
    »Und wer hilft euch dabei, du Trottel?«
    »Mensch, Barbara«, sagte Tina. »Lass uns sehen, was es ist.«
    »Ich weiß, was es ist. Es ist Tommy Jones mit nacktem Pimmel.«

    Die Watson-Zwillinge kicherten.
    »Tommy ist in Yosemite«, sagte Hank Greenberg. »Sein Onkel hat da eine Hütte. Sie angeln im …«
    »Hey! Wollt ihr es sehen oder nicht?« Byron klang jetzt, als würde er die Geduld verlieren.
    »Klar«, sagte Barbara angriffslustig und mit immer noch verschränkten Armen. »Zeig mal, was du da Tolles hast.«
    Byron nickte Toby zu.
    Toby zog an dem Bettlaken. Als das Laken sich löste und die vertrocknete Leiche entblößte, kippte die Gestalt nach vorn. Die Mädchen schrien auf. Sie sprangen zur Seite. Der Körper fiel mit wehendem Haar zwischen sie und starrte sie dabei aus blicklosen Augen an. Kreischend rannten die Mädchen davon. Sie hielten nicht an. Ihre durchdringenden Schreie verklangen in der Ferne.
    Hank wich blass und kopfschüttelnd zurück. »Ihr beide seit ja verrückt«, murmelte er. Dann rannte auch er los. Er kam bis zur Einfahrt, spuckte sein Frühstück aus und rannte weiter.
    »Sie werden es petzen«, sagte Toby.
    »Lass sie doch … lass sie ruhig. Wir sagen einfach, dass sie lügen.« Er spürte das Geld in seiner Hosentasche. Zweieinhalb Dollar. Das war erst der Anfang. Er würde das reichste Kind der ganzen Stadt sein.
    »Aber was machen wir mit ihr ?« Toby zeigte auf die Mumie, die mit dem Gesicht nach unten dalag. Ihr Haar bedeckte den Rücken in einer Mähne aus wirren Locken.
    Byron starrte sie stirnrunzelnd an. Das war sein Goldesel. Er würde ihn nicht so leicht abgeben. »Ich hab’s!
Wir verstecken sie irgendwo. In meinem Zimmer. Unter meinem Bett. Sie kommen bestimmt nie auf die Idee, da nachzusehen.«
    »Ist bei dir jemand zu Hause?«, fragte Toby.
    Byron schüttelte den Kopf. »Meine Mutter ist beim Einkaufen. Los. Fass am Kopf an.«

24
    »Ich fühle mich so schmutzig«, sagte Susan, als sie am Vormittag das Museum verließen. Tag hielt ihre Hand. Sie gingen die breite Betontreppe hinab. »Als hätte mich irgendwas Ekliges berührt.«
    »Aber nicht meine Hand, oder? Ich schwöre, dass ich sie heute Morgen gewaschen habe.«
    Sie lachte leise. »Nein, nicht deine Hand. Ich bin sicher, deine Hand ist makellos.«
    » So sauber ist sie nun auch wieder nicht.«
    »Kennst du das Gefühl nicht? Als wäre man verseucht, nur weil man in der Nähe eines Ortes war, an dem so schreckliche Dinge passiert sind?«
    »Das Gefühl habe ich oft. Weißt du, was dagegen hilft? Eine lange heiße Dusche, Seife, ein paar Drinks, ein gutes Essen, intelligente Gespräche – und das möglichst nicht allein. Eine kleine Siesta.«
    »Möglichst nicht allein«, wiederholte Susan, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Das sollte helfen. Aber ich muss mich heute wirklich mal mehr um Geoffrey kümmern. Ich sehe ihn im Moment zu selten. «
    »Wir haben ja noch den ganzen Tag vor uns«, sagte Tag.
    »Ich fühle mich jetzt schon weniger schmutzig.«
    »Ich mache nur meine Arbeit, Ma’am.«

    Sie gingen in Tags Wohnung. Zuerst kam die Siesta, aber sie schliefen nicht. Dann duschten sie lang und heiß und seiften sich gegenseitig ein. Die glitschige Haut erregte sie so, dass sie sich in unbequemer Stellung in der Duschkabine liebten, während das Wasser auf sie niederprasselte wie warmer Regen. Als sie sich abgetrocknet und angezogen hatten, fuhren sie mit dem Fahrstuhl zu Susans Wohnung hinunter.
    Susan mixte Tag eine Bloody Mary. Sie selbst trank Wasser und spielte mit dem Baby, während María Tacos zum Mittagessen zubereitete.
    »Der Tag hat sich ja noch ganz anständig entwickelt«, sagte Tag.
    »Halb so schlimm«, stimmte Susan ihm zu. Sie fühlte sich gut. Ihre Haut prickelte. In ihrem Inneren verspürte sie ein warmes Gefühl, eine angenehme Zufriedenheit. Die Schrecken des Museums und die Bedrohung durch Mable schienen weit entfernt.
    Nach dem Essen gingen sie mit Geoffrey nach draußen, um ein wenig durch die Sonne zu spazieren. Tag wirkte, als machte es ihm Spaß, den Kinderwagen zu schieben. Sie gingen ein paar Häuserblocks weit, bis sie zu einem Park kamen, wo sie sich auf eine

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