Der Kaefig - Roman
Haus ging, rollte er sie auseinander. Auf der Titelseite wurde nicht erwähnt, dass in einem abgelegenen Waldstück Leichen gefunden worden wären. Erst im Haus nahm er sich die Zeitung gründlicher vor. Er studierte jede einzelne Seite. Während er weiterblätterte, wurde ihm klar, dass in dieser Zeitung nichts über die Leichen von Blaze und Hydra stehen konnte. Schließlich wurde die Zeitung doch schon in der Nacht gedruckt, oder? Vielleicht um zwei oder drei Uhr morgens?
Es würde erst in der morgigen Ausgabe darüber berichtet werden. Vorausgesetzt, die Leichen wurden bis dahin gefunden.
Er wollte die Zeitung gerade zuschlagen, als ein Artikel seine Aufmerksamkeit erregte. Oder eigentlich nur eine einzelne Spalte unter einem unscharfen Foto eines uniformierten Mannes mittleren Alters.
WARD-WACHMANN STÜRZT ZU TODE
Wie die Polizei mitteilte, verunglückte der Nachtwächter des Charles-Ward-Museums am Donnerstag spät in der Nacht tödlich. Der Polizeisprecher sagte, der Wachmann, Barney Quinn, 53, habe sich bei seinem Sturz von der Haupttreppe in das Foyer des Museums schwere Verletzungen im Halsbereich zugezogen. Die Ursache des Todesfalls wird noch untersucht.
Quinn, ein früherer Polizeibeamter mit …
Imad übersprang die biografischen Details und las stattdessen immer wieder den ersten Absatz. Charles-Ward-Museum … schwere Verletzungen im Halsbereich … Das sagte ihm wenig. Trotzdem beunruhigte es ihn. Es steckte mehr hinter den düsteren Zeilen, als Imad sich einzugestehen wagte.
Amara …
23
»Peng, peng!«, brüllte Toby.
Byron rannte weiter. Wenn er das Gebüsch erreichen würde, könnte er einen Bogen schlagen und Toby aus dem Hinterhalt angreifen.
»Hey! Ich hab dich getroffen!«
»Gar nicht wahr«, rief Byron über die Schulter zurück.
»Das ist unfair! Ich hab dich genau ins Herz getroffen. «
»Ich hab eine kugelsichere Weste an!«
»Nein!«
»Doch!« Byron duckte sich hinter den Büschen. Er blickte zu Toby zurück und sah, wie er langsam durch das hohe braune Gras auf ihn zukam. Der Junge zog eine Schnute.
»Ich hab dich erwischt!«, rief Toby. »Keine kugelsicheren Westen. Das haben wir doch abgemacht.«
»Okay, ich zieh sie aus.« Byron schlich sich zur Seite und blieb dabei tief hinter die Büsche geduckt. Dann sprang er heraus. »Peng! Peng, peng!«
Toby drehte sich erschrocken zu ihm um.
»Drei Schüsse genau ins Herz.«
»Ha, ha. Ich hab auch eine kugelsichere Weste an.«
»Ja, aber ich hab panzerbrechende Munition!«
»Gar nicht wahr!« Toby hob seine Spielzeugpistole. »Peng! Mitten in die Fresse!«
Byron griff sich ans Gesicht, wirbelte herum und ließ sich zu Boden fallen. Als er die Hände von den Augen nahm, blickte er in ein ledriges, augenloses Gesicht. Er richtet sich auf den Knien auf und starrte es an. Dann betrachtet er den Rest des Körpers. Das ganze Haar … rot wie die Folie, mit der manche Pralinen eingewickelt waren … und die Haut. Trocken. Hart. Glänzend. Aus irgendeinem Grund erinnerte sie ihn an die Schale einer Melone, nur dass sie dunkelbraun war. Er konnte das Ding sogar riechen. Ein würziger Geruch. Wie in einem Feinkostladen, der dringend mal gelüftet werden müsste. Der würzige Duft schlug sich schwer auf seinem Gaumen nieder.
»Wow«, flüsterte er. »Toby … hey, Toby!«
»Du bist tot.«
»Toby …«
»Solltest du zumindest sein.«
»Nein. Komm her.«
»Ich hab dich mitten im Gesicht erwischt.«
»Komm her und sieh dir das an!«
»Den Trick kenn ich schon, also vergiss es.«
»Toby. Komm gucken! Das ist echt cool. Schnell!«
Toby schob seine Made-in-Hongkong-Pistole ins Holster und rannte durch das Gras zu Byron.
Während sie beide das dunkle Gesicht anstarrten, kroch eine Spinne aus der linken Augenhöhle und über die Wange, die so zerfurcht und zerknittert war wie ein Relief der Rocky Mountains.
Schließlich gelang es Toby zu sagen: »Was ist das?«
»Eine Leiche.«
»Ich hab die Leiche von meinem Onkel Frank gesehen. Die hat nicht so ausgesehen wie dieses Ding da.«
»Vielleicht ist die hier schon älter«, schlug Byron vor.
»Vielleicht ist es auch gar keine richtige Leiche. Vielleicht ist es nur eine Puppe. Jemand hat sie hier hingelegt, um uns zu erschrecken.«
»Für mich sieht es wie eine Leiche aus, eine nackte Leiche«, sagte Byron. »Eine richtig alte. Wie ein Indianer, der vor hundert Jahren getötet wurde.«
»Und was ist das da?«, fragte Toby und deutete mit dem Finger darauf.
»Ihre Titten,
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