Der Kaefig - Roman
Kuratorin des Museums und für die ägyptische Sammlung verantwortlich. Miss Connors, haben Sie eine Vermutung, was der Grund für diesen Einbruch war? Die vermisste
Mumie? Ist sie so wertvoll, dass jemand dafür morden würde?«
»In den Augen mancher offenbar schon. Drei Männer sind tot.«
»Wie viel ist so eine Mumie denn wert?«
»Normalerweise nicht mehr als ein paar Tausend Dollar. Ihr eigentlicher Wert – der Grund, aus dem seit Jahrhunderten Räuber hinter Mumien her sind – liegt in den Gegenständen, die zusammen mit ihnen begraben wurden, entweder im Sarg oder in die Bandagen eingewickelt. Diese Mumie wurde bereits geplündert … ausgewickelt. Falls sie Edelsteine und wertvolle Artefakte als Grabbeigaben hatte, wurden die Sachen schon vor langer Zeit gestohlen. Sie ist wirklich nicht mehr als ein Haufen Haut und Knochen.«
Der Reporter nickte. »Also gibt es aus ihrer Sicht wenig Grund, sie zu stehlen?«
»Sie ist ein bedeutender Teil des historischen Erbes. Das allein gibt ihr einen gewissen Wert. Einige Sammler würden keine Mühe scheuen, sie zu bekommen.«
»Sie? Kennen Sie ihren Namen?«
»Ja, den Hieroglyphen auf ihrem Sarg konnten wir entnehmen, dass sie Amara hieß.«
»Und so haben also einige Leute mörderische Anstrengungen unternommen, um Amara zu stehlen.« Das Gesicht des Reporters füllte nun den Bildschirm aus. »Zwei Männer sind tot, aus Gründen, die die Polizei sich weigert bekanntzugeben. Ein weiterer kam Donnerstagnacht bei einem mysteriösen Sturz ums Leben. Amara, die verschwundene Mumie. Die Polizei scheint vor einem Rätsel zu stehen. Das war Lenny Farrel aus dem Charles-Ward-Museum. Ich gebe zurück ins Studio zu Bonnie.«
Nervös sah Byron aus dem Wohnzimmerfenster auf die Straße. Seit den Nachrichten war eine Stunde vergangen. Bestimmt tauchte jeden Moment die Polizei auf, mit Blaulicht und Martinshorn. Uniformierte mit gezogenen Waffen. Ein Megafon würde krächzen: »Komm raus, Junge, wir wissen, dass du da drin bist …«
Aber vielleicht hatten die anderen Kinder ja die Nachrichten gar nicht gesehen, dann würde er doch nicht verhaftet werden.
»Alles in Ordnung?«, fragte Karen und sah von Jane auf, während sie ihr die schmutzige Windel auszog.
Er setzte ein Lächeln auf. »Klar.«
»Du siehst irgendwie krank aus.«
»Mir geht’s gut.«
»Sicher?«
»Ja.«
Byron wünschte, er könnte Karen von der Mumie erzählen. Er würde sich besser fühlen, wenn er mit jemandem darüber reden könnte. Karen war nett. Sie war seine Lieblingsbabysitterin. Manchmal ließ sie ihn lange aufbleiben und Horrorfilme gucken. Aber wenn er ihr die Mumie zeigte, würde sie ihn wahrscheinlich verraten.
Die Polizei würde ihn mitnehmen.
Ich trage Handschellen. Die Polizisten drücken meinen Kopf nach unten, als ich in den Streifenwagen mit dem flackernden Blaulicht steige. Und Barbara würde grinsend zusehen. Verdammt.
Die Polizei könnte ihn wegen der Morde an den Wachmännern einsperren. Sie würden bestimmt glauben, dass er es war. Seine Fingerabdrücke waren überall auf der Mumie. Vielleicht würde er in die Gaskammer kommen. Vor seinem geistigen Auge sah er Barbara auf einem der
Zuschauerplätze, ganz vorne, wo sie einen guten Blick durch die Glaswand hatte. Sie grinste von einem Ohr bis zum anderen. Lachte, während er erstickte. Blaue Lippen … hervorquellende Augen. Und das Letzte, was er sehen würde, wäre Barbaras Grinsen. Verdammt.
Ein schwarz-weißer Streifenwagen tauchte auf der Straße auf. Byrons Magen verkrampfte sich.
Sie sind da.
Um mich zu holen.
Ohne viel Federlesen.
Vielleicht war einer der toten Wachmänner der Freund eines Polizisten.
»Mach dir nicht die Mühe, den Burschen zu verhaften, Bill … das ist eine persönliche Sache … der kleine Spinner hat meinen besten Freund ermordet … Blas ihm einfach die Birne weg, sobald er sie rausstreckt ... «
Bitte nicht, lieber Gott. Unter dem T-Shirt war Byrons Brust glitschig vor Schweiß. Er musste dringend aufs Klo … so war das, wenn man Angst hatte … in der Gaskammer würde es ihm ähnlich ergehen. Barbara würde sich halb totlachen, wenn er sich in die Hose pinkelte …
Mein Gott.
Das Auto fuhr weiter. Die Polizisten waren anscheinend in ihr Gespräch vertieft. Sie hatten nicht mal in seine Richtung gesehen. Byron seufzte erleichtert, als der Streifenwagen sich langsam entfernte. In diesem Augenblick tauchte ein Fahrrad in der Einfahrt auf. Ein Mädchen stieg ab.
Barbara!
Sie legte
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