Der Kaefig - Roman
Versiegen.
Ed schüttelte seinen Penis ab. Dann zog er so schnell wie möglich den Reißverschluss hoch.
Was passiert jetzt?
Er wartete in der Dunkelheit.
Wartete auf Anweisungen.
Sie kamen.
»Virginia … Virginia …«
Virginia genoss also die Gunst, mit Vornamen angeredet zu werden.
»Virginia. Steh auf.«
Ed tastete sich zu seiner Matratze zurück und glitt mit den Händen über den Boden, bis er die Schaumstoffmatte gefunden hatte. Er setzte sich hin. Wartete. Lauschte. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
Würde dieses Mal Virginia getötet werden? Bei dem Gedanken, sie dort liegen zu sehen, die hübsche Kehle aufgeschlitzt, zog sich alles in ihm zusammen.
Er konnte in der Dunkelheit nichts erkennen. Aber er konnte sie gut hören. Ihr ängstliches Keuchen.
Das Geräusch kam ihm sehr laut vor.
Er dachte an ihr kupferfarbenes Haar, das über ihre nackten Schultern hing. An ihr Dekolleté, auf das er einen Blick erhascht hatte, als sie versucht hatte, mit zitternden Händen ihre Decke hochzuhalten.
Mein Gott, was geschieht mit ihr? Bitte töte sie nicht. Bitte, sie ist so jung und schön. Sie hat noch das ganze Leben vor sich.
»Virginia, steh auf.«
Also war ihr Entführer jetzt im Raum. Betrachtete Virginia durch sein Nachtsichtgerät. Sah im Infrarotlicht ihre Haut schimmern und ihre Augen leuchten wie Lampen.
Ed blickte in die Richtung, wo er Virginia in der Mitte ihres Käfigs vermutete. Sie musste solche Angst haben. Sie wusste nicht, was als Nächstes geschah. Auch sie dachte bestimmt an Marco. Wie er dort mit aufgeschlitzter Kehle gehangen hatte. Und wie später das Licht erloschen war und sie ein schleifendes Geräusch gehört hatten, als sein Mörder die Leiche wegzerrte. Anschließend hatte es geklungen, als würde jemand mit einem nassen Schwamm das Blut vom Boden wischen.
»Virginia. Lass die Decke fallen.«
Die Stimme war tief, maskulin. Aber etwas daran war seltsam. Ed hörte genau hin. Wieder kam sie aus keiner bestimmten Richtung. Und sie klang irgendwie unnatürlich.
»Zieh deine Kleider aus … jetzt stell dich mit dem Gesicht an die Gitter … schiebe deine Hände durch die Schlingen.«
Eds Augen weiteten sich in der Dunkelheit. Schlingen? Wurde sie gefesselt?
Virginia keuchte leise. Flüsterte etwas, das er nicht verstehen konnte. Was er dann hörte, jagte ihm einen Schauder über den Rücken.
»Oooooh …«, stieß sie langgezogen aus.
Er legte den Kopf zur Seite und lauschte, versuchte, das Geräusch zu deuten. War es Schmerz? Er saß da und zog seine Knie an die Brust.
Dann erklang ein Rascheln. Kleider? Papier?
Wie die Stimme schien das Geräusch nicht aus einer einzelnen Quelle zu stammen. Es kam aus allen Richtungen.
Virginias Atem beschleunigte sich. Sie machte leise: »Hmmm« und »Ah«. Eds Herz klopfte immer heftiger.
»Bitte …«
Er erinnerte sich an das letzte Mal, als er sie so keuchen gehört hatte.
Man hatte ihr die Brüste aufgeschnitten.
Wenn ich nur aus diesem Käfig heraus und dieses Schwein in die Finger kriegen könnte. Ich würde ihm die verfluchte Kehle zudrücken, bis …
Aber dann veränderte sich alles.
Virginia stöhnte. »Bitte … ja, ja … tiefer. Schieb deinen Finger rein … ja, so … tiefer. Bitte, tiefer … ah …«
Ed konnte es nicht glauben. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gedacht, sie genoss es.
Sie hatte Sex mit ihrem Entführer. Ob sie etwa auch genoss, was immer er mit ihr anstellte? Wie konnte sie
nur? Es konnte doch nicht sein, dass sie sich ihrem Entführer völlig hingab und sich an seiner Aufmerksamkeit erfreute. Und hast du etwa eine blütenreine Weste, Eddie, alter Kumpel? Du hast dich ja auch widerwillig hingegeben. Du hast auch erlebt, dass dein Entführer sich dir gewidmet hat.
Er umklammerte seine Knie fester, als er diese Laute hörte.
Virginias Stöhnen und ihr Gemurmel erregten ihn. Auch wenn er es nicht wollte.
Ich hätte gerne Sex mit ihr, dachte er, obwohl er den Gedanken eigentlich hatte zurückhalten wollen. Ich will Virginia bumsen, und ich will, dass sie diese Geräusche an meinem Ohr macht. O Gott, das wäre ja unglaublich. Sie hätten großartigen Sex. Vor seinem geistigen Auge sah er sie. Sie stand mit dem Gesicht zu den Gitterstäben, ihre Hände waren über dem Kopf gefesselt, ihr nackter Körper presste sich dicht an die Stangen.
Aber was geschieht mit ihr?
Er wusste es nicht.
Man kann es nicht wissen.
Aber, Wahnsinn. Hoffentlich passiert ihr nichts und mir auch nicht.
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