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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Cody hielt an einer roten Ampel. »Kannst du deine Schwester mal in Ruhe lassen?«

    »Aber es ist dämlich gewesen, hierherzufahren. Wir hätten nach New York gehen sollen.«
    »Pix …«
    »Da hätte es Arbeit gegeben … selbst für einen Trottel wie dich.«
    Einen Augenblick lang brannten Cody beinahe die Sicherungen durch.
    Setz die kleine Schwester in einen Greyhound-Bus. Schick sie zurück nach Osten. Sie gab ihr Bestes, um Grace zu demotivieren. Rivalität unter Geschwistern.
    Los, werd endlich grün.
    Nichts passierte.
    Immer noch rot.
    Nichts zu machen.
    Bleib ruhig.
    Obwohl es schon spät war, sah er Lichter in den Häusern, die sich an die Hänge der Hollywood Hills klammerten. Vor ihm an der Straße gab es Restaurants, Hotels und Geschäfte, die die ganze Nacht geöffnet hatten. Lichter glitzerten. Ihr seid da , schienen sie zu sagen, das ist L. A. Die Stadt der Träume. Wenn du Glück hast.
    Eine Gestalt torkelte aus den Schatten hervor.
    »Grace! Pass auf!«, kreischte Pix.
    Die dunkle Gestalt lehnte sich vor und legte eine braune Hand auf das halb heruntergelassene Beifahrerfenster.
    Cody sah, wie Grace sich wegdrehte, als die Mumie sich in den Wagen beugte.
    Die Ampel war immer noch rot. Vor ihm stand eine Autoschlange. Er konnte nicht weiterfahren. Trotzdem ließ er den Motor aufheulen.
    Entsetzt beobachtete er, wie die Mumie eine Hand ausstreckte.

    »Cody!«, schrie Grace.
    Er legte den Arm um die Schultern seiner Freundin und zog sie dicht zu sich.
    Die Mumie versuchte, sie beide mit ihrer braunen Pranke zu erreichen.
    Pix rief: »Sie schnappt sich Grace!«
    Die Hand kam bedrohlich nahe.
    Immer näher.
    »Hier«, sagte das Wesen. »Nimm.«
    Cody spürte, wie Graces schlanker Körper an seiner Seite zitterte.
    »Nimm«, wiederholte die Mumie. Sie hielt einen grünen Zettel in der Hand, nicht viel größer als eine Kinokarte.
    Die Mumie schob die Bandage nach oben, die herabgerutscht war und ein Auge verdeckte. »Zeigt das im Pyramid Diner vor, ein Stück die Straße entlang auf der linken Seite. Dann kriegt ihr einen kostenlosen Beilagensalat. «
    »Großer Gott«, rief Grace. »Du hast mich fast zu Tode erschreckt.«
    »Werbeaktion«, sagte der Typ in dem Mumienkostüm mit gleichmütiger Stimme. »Ein Beilagensalat gratis. Mitternachtsmenü des Tages für fünf neunundneunzig. Es gibt auch echtes ägyptisches Bier. Und Apfelkuchen, wie Mutter ihn schon vor dreitausend Jahren gebacken hat.«
    Benommen nahm Grace der bandagierten Gestalt den Zettel aus der Hand. Es war die Zeichnung einer Mumie darauf. Pyramid Diner: 24/7 Warum essen wie ein König, wenn man auch speisen kann wie ein Pharao? Gegen Vorlage dieses Zettels ein Beilagensalat gratis.

    Cody schüttelte den Kopf. »Los Angeles. Stadt der Engel. Was für ein Ort!«
    Pix fügte hinzu: »Wohl eher die Stadt der Toten.« Sie blickte aus der Rückscheibe und beobachtete, wie der Mann im Mumienkostüm die Autoschlange entlangging und weitere Zettel verteilte.
    Hupen ertönten.
    »Grün, Cody, du Obertrottel.«
    Als sie losfuhren, sagte Grace: »Cody, wir sollten uns was zum Übernachten suchen.«
    »Ein Motel«, schlug Pix hoffnungsvoll vor.
    »Geht nicht.« Cody schüttelte den Kopf.
    »Wir müssen uns einen Parkplatz suchen oder eine ruhige Seitenstraße.«
    »Was? Kein Motel?«
    »Es geht nicht.«
    »Scheiße.«
    Grace sah nach hinten zu ihrer Schwester. Sie hatte die Arme verschränkt, einen Schmollmund aufgesetzt und starrte aus dem Fenster.
    »Wir haben nicht genug Geld für ein Motel, Pix.«
    »Wie viel haben wir denn? So teuer kann das doch nicht sein.«
    »Acht Dollar und dreiunddreißig Cent«, sagte Cody.
    »Na, klasse.« Pix schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir sind Tausende von Kilometern von zu Hause weg, in Los Angeles, und haben nicht mal lausige zehn Dollar.« Sie legte sich auf den Rücksitz und blickte wütend zum schmutzigen Wagendach. »Wie sollen wir denn hier überleben? Hey, ihr beiden, hört ihr mir zu? Wie sollen wir hier überleben?«

31
    Ed Lake benutzte seine Sägemehlschüssel, als das Licht ausgegangen war. Im Dunkeln zu pinkeln war gar nicht so einfach. Es fühlte sich seltsam an.
    Er wusste, was auf ihn zukommen könnte.
    Bin ich der Nächste?
    Wird mir jetzt die Kehle aufgeschlitzt, so wie bei Marco?
    Armer Junge. Wie sich das wohl angefühlt hat, als die Klinge über seine Kehle gezogen wurde? Allein der Gedanke an das kalte Metall, das durch seinen Adamsapfel schnitt, brachte seinen Strahl zum

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