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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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könnte uns belauschen.«
    Er sah sich um und sagte dann laut: »Es ist mir scheißegal, ob jemand zuhört. Von mir aus kann er kommen und meinen Schwanz lutschen.«
    »Ed«, sagte sie warnend.
    »Wir können nicht einfach klein beigeben und uns wie Tiere behandeln lassen. Wir sind menschliche Wesen. «
    »Aber wir sind eingesperrt, Ed. Unsere Entführer haben das Sagen.«
    »Willst du sie mit deinem Körper machen lassen, was immer ihnen gefällt, Virginia?«
    »O Ed.« Sie klang gequält. »Wir müssen das Spiel mitspielen, sonst …«
    »Bringen sie uns um?«
    »Ja.«
    Er sah sie an. »Ist es das, was jetzt mit mir passieren wird?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Man hat mir Strafe angedroht.«
    »Vielleicht wird es nicht so schlimm, wie du glaubst, oder …«
    »Oder … krrrk.« Er fuhr sich mit dem Finger über die Kehle, als wäre es ein Messer.
    »Könnte sein«, stimmte Virginia ihm zu.

    »Dann werde ich kämpfend untergehen«, tönte er. »Habt ihr das gehört, wer immer ihr seid, ihr kleinen Arschlöcher? Ich werde kämpfend untergehen!«
    Das Licht ging aus.
     
    Oh, Scheiße.
    Große, große Scheiße.
    In dem Moment, als die Dunkelheit sie umhüllte, wusste Ed, dass jemand zu ihm kommen würde. Mann, Frau oder mehrere Leute … was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Man war fertig mit ihm. Jetzt würde er dasselbe Schicksal erleiden wie Marco.
    Die Kehle aufgeschlitzt. Dann weggeschleift. Irgendwo verscharrt oder Stück für Stück in einem Ofen verbrannt, wer weiß.
    Wenigstens ist es dann vorbei.
    Nach einer Weile spürte er den Luftzug, als irgendwo eine Tür geöffnet wurde. Dann hörte er das Rascheln von Füßen auf Beton.
    Er kam. Sein Entführer.
    Oder seine Entführerin. Oder mehrere.
    Er sollte sich wehren. Damit sie nicht einfach so angeschlendert kommen und ihm die Luftröhre aufschlitzen konnten. Sie sollten kämpfen müssen, um ihn zu schnappen.
    Aber in ihm schrumpfte etwas und ließ ein hohles Gefühl im Bauch zurück. Die Kraft hatte ihn verlassen.
    Was, wenn er um sein Leben flehen würde?
    Der Gedanke zu betteln stieß ihn ab. Aber wenn er dann eine Chance hatte? Vielleicht würde man ihn mit einer Warnung davonkommen lassen. Das war’s. Mach es nicht nochmal, Eddie. Bitte … flehe …

    Schön wär’s.
    Oder sollte er seine Kehle hinhalten? Wenn man sie ihm schnell und sauber durchschnitt, wäre es rasch vorbei. Keine Schmerzen.
    Zumindest nicht mehr Schmerz als nötig.
    The first cut is the deepest. Ja, ein altes Lied. Aber es steckte Wahrheit in der Zeile. Und hatten verurteilte Kriminelle nicht früher ihren Henkern ein Trinkgeld gegeben? Damit sie auf gnädige Weise getötet wurden. Keine Qualen. Keine Schreie.
    »Mein Gott. Okay, okay. Mach es kurz.«
    »Lake, zieh deine Kleider aus.«
    Er tat, was ihm gesagt wurde, bewegte sich tastend durch die Dunkelheit.
    »Jetzt geh nach vorn zu den Gitterstäben … Näher, Lake. Noch näher … geh weiter, bis du direkt am Gitter stehst.«
    Er gehorchte. Hielt die Augen fest geschlossen. Ballte die Fäuste.
    Komm schon, bringen wir es hinter uns.
    Mach es.
    Schwing die Klinge.
    Dann kam eine Überraschung. Eine schreckliche Überraschung.
    »O Gott, nein.«
    Sein Herz setzte aus. Der Magen rebellierte.
    Eine Hand schloss sich um seine Hoden.
    »Bitte nicht, o Gott, nein.«
    Er wartete darauf, dass die Hand fester zupackte. Gnadenlos zudrückte. Auf das Kitzeln der Klinge an seinem weichen Hodensack.
    Ich reiß dir die Eier ab, Eddie.
    Freu mich schon auf deine Schreie.

    Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte er in die Dunkelheit. Es fühlte sich an, als würden sie unter dem Druck in seinem Schädel einfach herausspringen. Und eine Sekunde lang konnte er etwas erkennen. Von irgendwoher schimmerte ein schwaches rötliches Licht. Er meinte eine Gestalt mit einer Kapuze zu sehen – fast wie ein Mönch. Und einer Art Brille.
    Er trug also wirklich eine Brille. Mit runden Gläsern. Eine Schweißerbrille?
    Dann erlosch das schwache rote Licht. Es war wieder dunkel.
    Plötzlich änderte sich der Griff um seine Hoden. Jetzt kommt das Messer.
    Warte nur … warte nur. Die Klinge wurde sorgfältig dicht an seinem Unterleib platziert.
    Plötzlich war die Hand weg. Vielleicht war sein Entführer auch weg. Das war’s! Psychospiele, wieder mal. Lieber psychischen als physischen Schmerz zufügen. Wenn es das war …
    Dann spürte er einen kalten Druck an seinem Fuß. Genauer gesagt an seinem kleinen Zeh.
    Das war seltsam. Warum sollte …
    Ed

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