Der Kaffeehaendler - Roman
Frage kann ich nicht beantworten, ohne meinen Eid zu brechen«, log Miguel. »In dieses Geschäft sind andere Juden von Bedeutung verstrickt, und um uns zu schützen, haben wir alle Stillschweigen gelobt.«
»Andere Juden von Bedeutung?«, erkundigte sich Joachim. Er stand offensichtlich lange genug in Paridos Diensten, um zu erkennen, wann er auf etwas Wichtiges gestoßen war.
»Ja«, sagte Miguel. Seine kleine Täuschung war so hinterlistig, dass er kaum an sich halten konnte vor Freude. »Ich habe mich mit mehreren Mitgliedern der Gemeinde in höchster Position zusammengetan. Deshalb hatte ich auch nie Angst davor, dass Sie unsere Geschichte dem Ma’amad verraten würden. Ich wollte es nur vermeiden, vor meinen Partnern in Verlegenheit gebracht zu werden. Ich habe einen Feind in diesem Gremium, doch ich habe auch sehr mächtige Freunde.« Er hielt inne, um sich vorzubeugen und die gebückte Haltung des Geheimniskrämers einzunehmen. »Wissen Sie, eines der Mitglieder des Rates gehört meinem Konsortium an, und ein anderer hat große Summen in unser Vorhaben investiert.«
Joachim nickte und wirkte sichtlich entspannter. Anscheinend hatte er genügend Auskünfte für seinen Herrn und musste dessen Ärger nicht mehr befürchten. Er besaß das glänzende Juwel, nach dem er gesucht hatte.
»Ist Ihre Neugier befriedigt, Joachim?«
»Fürs Erste«, sagte Joachim. »Es kann aber sein, dass ich später noch weitere Fragen habe.«
»Wenn sie Ihnen einfallen, meinen Sie.«
»Ja, es könnten mir noch mehr einfallen.«
»Sie waren immer schon ein wissbegieriger Bursche. Daran ist wohl nichts zu ändern.«
Miguel begleitete ihn die Treppe hinauf und verabschiedete ihn an der Küchentür. Als er sie schloss, stieß er ein bellendes Lachen aus. Miguel brauchte den Ma’amad nicht mehr zu fürchten. Bestimmt würde Parido jetzt davon Abstand nehmen, Miguel befragen zu lassen. Er hatte zu viel zu verlieren.
28
Eine Woche darauf erhielt Miguel eine Nachricht von Geertruid. Sie sei von ihrer Reise zurückgekehrt, alles sei in Ordnung, und sie wünsche ihn noch am selben Tag im Singenden Karpfen zu sehen.
Als Miguel dort eintraf, erwartete sie ihn bereits. Sie sah ungewöhnlich schön aus in ihrem leuchtend roten Gewand mit blauem Mieder und der dazu passenden, blau garnierten roten Haube. Ihre Lippen waren tief rot, als hätte sie draufgebissen.
»Es ist schön, wieder hier zu sein«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. »Meine kränkelnde Tante in Friesland hat sich vollständig erholt – sie ist so gesund, dass ich mich frage, ob sie jemals wirklich krank war. Und nun«, sie ergriff Miguels Hand, »berichten Sie mir, was es Neues gibt, mein hübscher Partner.«
Miguel wünschte, er könnte die jüngsten Ereignisse vergessen, aber er hatte gesehen, was er gesehen hatte. Geertruid hatte seine Freundschaft durch Schwindelei errungen, und er wusste immer noch nicht, warum.
»Es freut mich, dass es Ihrer Tante gut geht.«
Miguel hatte einige Zeit über sein Problem nachgedacht und war zu einem tröstlichen Schluss gekommen: Wenn Geertruid für Parido arbeitete, würde sie jeden zumutbaren Betrag beschaffen, um den er sie bat; sonst würde jeder Plan scheitern,
den der Parnass ausgebrütet hatte. Miguel würde das Geld bekommen, das er benötigte, um seine eigenen Investitionen abzudecken, und dann würde er Parido zeigen, wie töricht der Versuch war, einen Mann zu überlisten, der so bewundert war in den Geschichten über den verwegenen Pieter. Aber auch nach Tagen des Überlegens war er sich unsicher, wie er seine Bitte vorbringen sollte.
»Nun dann«, sagte Geertruid. Sie trank ausgiebig von ihrem Bier. »Irgendwelche Neuigkeiten über unsere Ladung? Neuigkeiten an der Börse? Ich fiebere vor Verlangen, die Sache voranzutreiben.«
»Es gibt Neuigkeiten«, begann Miguel, »allerdings nicht so gute, wie es mir lieb wäre. Sie müssen verstehen, dass derartige Unternehmungen selten so glatt laufen wie geplant, und ein Händler muss immer auf unerwartete Zwischenfälle und verborgene Gefahren gefasst sein.«
Geertruid leckte sich die Lippen. »Verborgene Gefahren?«
»Wissen Sie, der Preis einer Ware verändert sich im Laufe eines bestimmten Zeitraums. Niemand kann ihn genau voraussagen – es sei denn, man hat ein Monopol, wie wir es anstreben -, aber wir haben noch keines.«
»Der Kaffeepreis ist gestiegen?«, fragte sie ausdruckslos.
»Ja, und zwar mehr, als ich hätte ahnen können. Außerdem sind da
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