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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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spreche.«

    »Ach!« Alferondas Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Wie sprechen Sie denn mit ihr?«
    Miguel hatte das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein. »Sie ist ein nettes Mädchen. Ein hübsches Ding mit raschem Verstand, aber Daniel hat nie ein freundliches Wort für sie. Ich glaube, sie hat großen Spaß an einer gelegentlichen Unterhaltung mit mir.«
    Jetzt bewegte Alferonda seine Augenbrauen auf und ab und blähte die Nasenlöcher. »Ich für meinen Teil hielte es für eine gute Sache, dass die Rabbis das Gesetz gegen Ehebruch widerriefen.«
    »Seien Sie nicht albern«, sagte Miguel und wandte sich ab, um sein Erröten zu verbergen. »Sie tut mir einfach Leid.«
    »Wenn Miguel Lienzo Umgang mit hübschen Mädchen hat, dann steckt gewöhnlich kein Mitleid dahinter.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mit der Frau meines Bruders das Bett zu teilen«, erwiderte Miguel. »Sie ist sowieso viel zu tugendhaft, um das zu gestatten.«
    »Möge der Heilige, gesegnet sei Er, Ihnen helfen«, sagte Alferonda. »Wenn ein Mann anfängt, die Tugend einer Frau zu beteuern, dann bedeutet das, dass er sie bereits gehabt hat oder dafür töten würde, sie zu haben. Ich gebe zu, es ist eine gute Methode, Ihrem Bruder seine Übellaunigkeit heimzuzahlen.«
    Miguel öffnete den Mund, um zu protestieren, überlegte es sich jedoch anders. Rechtfertigung war etwas für Schuldige, und er hatte ganz sicher nichts Unrechtes getan.

    Aus
    Die auf Tatsachen beruhenden und aufschlussreichen Memoiren des Alonzo Alferonda
    Ich war meinem Gewerbe einige Zeit mit ziemlichem Erfolg nachgegangen, als ein Tudesco-Kaufmann mit einem Vorschlag an mich herantrat, der mir nicht nur lukrativ, sondern auch als eine dankbare Abwechslung erschien. Die Anwesenheit der Tudescos, Juden aus Osteuropa, war inzwischen seit mehreren Jahren in Amsterdam immer deutlicher spürbar geworden, und diese Entwicklung gefiel dem Ma’amad ganz und gar nicht. Zwar gibt es unter uns Juden der portugiesischen Nation auch eine gewisse Anzahl von Bettlern, doch ebenso gut reiche Kaufleute, die es sich leisten können, wohltätig zu sein. Unsere Gemeinde hatte mit den Amsterdamer Bürgermeistern die Abmachung getroffen, für sich zu bleiben, die Pflege unserer Armen selbst zu übernehmen und der Metropole somit keine Last aufzubürden. So sorgten wir für uns, aber die Tudescos hatten wenige wohlhabende Männer aufzuweisen; die meisten waren sogar völlig mittellos.
    Obwohl wir mit unseren Bärten und leuchtenden Farben anders aussahen als die Holländer, hielten wir dies für ein würdevolles Anderssein. Ein Hebräer aus Portugal konnte nirgendwo in der Stadt hingehen, so sauber er seinen Bart auch stutzte und so eintönig seine Kleider sein mochten, ohne als Angehöriger seiner Nation erkannt zu werden, aber der Ma’amad war der Meinung, die Kaufleute unter uns seien Botschafter,
die mit ihrer Eleganz ausdrückten: Schaut uns an. Wir sind anders, doch wir sind ein achtbares Volk, mit dem ihr euer Land teilt. Wichtiger noch, wenn sie unsere Armen erblickten, dachten sie: Aha, die Juden ernähren und kleiden ihre Bettler selbst und laden diese Bürde nicht uns auf. So schlecht sind sie nicht.
    Daher das Problem mit den Tudescos. Sie hatten gehört, Amsterdam sei ein Paradies für Juden, deshalb flohen sie aus Polen, Deutschland, Litauen und allen möglichen anderen Ländern, wo sie grässlich misshandelt wurden, in unsere Stadt. Wie ich vernommen hatte, war es in Polen besonders schlimm: Männer wurden gefoltert oder mussten zusehen, wie ihre Frauen und Töchter geschändet wurden, Kinder wurden in Säcke gesteckt und auf Scheiterhaufen verbrannt, Gelehrte zusammen mit ihren ermordeten Familien lebendig begraben.
    Gewiss fühlten die Parnassim Mitleid mit diesen Flüchtlingen, doch sie hatten sich an die Annehmlichkeiten Amsterdams gewöhnt und waren wie die Reichen aller Nationen nicht willig, ihr Wohl für andere zu opfern. Ihre Sorgen waren nicht unbegründet, denn sie fürchteten eine Zukunft, in der es auf den Straßen von Amsterdam von jüdischen Bettlern und jüdischen Marktschreiern und jüdischen Huren wimmelte. Dann hätte es mit der früheren Großzügigkeit der Holländer gewiss rasch ein Ende. Und so kam der Ma’amad zu dem Schluss, die Sache mit den Tudescos am besten dadurch zu regeln, dass man ihre Gemeinde klein halte.
    Es gab etliche Pläne zur Erreichung dieses Ziels, aber im Mittelpunkt stand der Versuch, diese störenden Menschen nicht mit

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