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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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nicht widerstehen können. Und er wusste mit absoluter Sicherheit, dass sie ihn nicht verraten würde.
    Miguel schüttelte den Kopf und verfluchte sich selbst. Hatte er nicht genügend Probleme auch ohne unsägliche Liebschaften? Wenn Daniel etwas zustoßen sollte, dachte er, würde er sich mit Freuden um Hannah kümmern. Wie schnell konnte ein Unfall oder ein Mord geschehen oder eine tödliche Krankheit über ihn hereinbrechen. Miguel nahm sich einen Moment
Zeit, um in Gedanken zu schwelgen, er sah Daniels Leichnam vor sich, der, mit offenen Augen den Tod anstarrend, die Haut irgendwo zwischen Blau und Weiß, aus einer Gracht gezogen wurde. Er empfand Reue über sein Vergnügen an solchen Gedanken, doch gleichzeitig erregte ihn die Vorstellung, Hannah von der unseligen Fessel ihrer Kleider zu befreien.
    Sollte Kaffee solche Fantasien nicht verhindern? Aber selbst Kaffee war nichts gegen den Reiz eines Gesprächs mit Hannah. Er hatte das Mädchen immer für nichts weiter als ein simples und hübsches Ding gehalten, entzückend, aber hohlköpfig. Jetzt wusste er, dass das alles Schauspielerei gewesen war, um ihren Ehemann versöhnlich zu stimmen. Gib der Frau eine Schale Kaffee, dann erblüht ihr wahres Ich. Wie viele Frauen spielten wohl noch die Närrin, nur um ihre Männer zu täuschen?
    Der Gedanke an eine Welt voller listiger und doppelzüngiger Frauen beruhigte ihn ganz und gar nicht, deshalb widmete er sich seinem Nachmittagsgebet, dem er einen lautlosen Dank an den Heiligen, gesegnet sei Er, hinzufügte, weil sein Disput mit Joachim nicht an die Öffentlichkeit gelangt war.
     
    Miguel stellte bald fest, dass sein Dank verfrüht war.
    Er hatte es für sein Glück gehalten, dass Joachim ihm aufgelauert hatte, während die Männer der Vlooyenburg ihren Geschäften nachgingen, doch er hatte vergessen, die Frauen mit in Betracht zu ziehen, Frauen, die in Wohnzimmersesseln saßen und in ihren Küchen standen und darum beteten, dass der Himmel sie durch einen Skandal aus ihrer Langeweile erlöste. Joachims grobes Benehmen war bemerkt worden: von Hauseingängen, Fenstern und Nebenstraßen her. Ehefrauen und Töchter und Großmütter und Witwen hatten alles gesehen und eifrig darüber geredet, miteinander und mit ihren Männern. Als Miguel am selben Abend Daniel begegnete, gab
es kaum einen Juden in Amsterdam, der nicht wusste, dass Hannah und ihr Mädchen von einem Fremden bedroht worden waren und Miguel ihn vertrieben hatte. Der Esstisch knirschte unter der Last des Vorfalls. Miguels Bruder sagte kaum ein Wort, und Hannahs klägliche Versuche, eine Unterhaltung zu beginnen, scheiterten völlig.
    Später kam Daniel in den Keller hinuntergeschlichen. Er nahm auf einem der alten Stühle Platz, die Füße ein Stück vom nassen Fußboden angehoben, und schwieg so lange, dass das Unbehagen, das sie bereits befallen hatte, noch größer wurde. Sein Blick war halb auf Miguel gerichtet, während er in einem Backenzahn herumstocherte und dabei saugende Geräusche machte.
    Endlich zog er seinen Finger aus dem Mund. »Was weißt du über diesen Mann?«
    »Das geht dich nichts an.« Die Worte klangen sogar in Miguels eigenen Ohren lahm.
    »Natürlich geht es mich etwas an!« Nur selten geriet Daniel Miguel gegenüber in Wut. Er mochte herablassend sein oder Vorträge halten oder seine Enttäuschung zeigen, aber er scheute davor zurück, offen seinen Ärger zu zeigen. »Weißt du, dass diese Begegnung Hannah so aufgeregt hat, dass sie nicht einmal darüber sprechen will? Was ist da Entsetzliches vorgefallen?«
    Miguel spürte, wie sein eigener Zorn sich ein wenig legte. Er hatte Hannah gebeten, ein Geheimnis zu bewahren, und das hatte sie getan. Er konnte sich nicht auch noch darum sorgen, inwieweit er den häuslichen Frieden seines Bruders gestört hatte. Daniel glaubte, dass seine Frau lediglich durcheinander war.
    »Es tut mir Leid, dass Hannah sich geängstigt hat, doch du weißt, ich würde nie zulassen, dass man ihr schadet.«
    »Und dann dieses törichte Mädchen. Jedes Mal, wenn ich
sie frage, was geschehen ist, tut sie so, als verstünde sie mich nicht. Dabei versteht sie mein Holländisch recht gut, wenn es darum geht, dass ich ihr den Lohn zahle.«
    »Wenn es um Geld geht, bist du mit deinen Worten wohl ge- übter«, meinte Miguel.
    »Spiel nicht den Narren.«
    »Und spiel du nicht meinen Vater, kleiner Bruder«, dröhnte Miguel.
    »Ich versichere dir, ich spiele nicht deinen Vater«, erwiderte Daniel scharf. »Ich

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