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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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macht so etwas nicht zum ersten Mal. In ein paar Tagen könnt ihr losreiten.«
    Joshua schrieb ruhig weiter. Ab und zu warf Henri ein Wort oder einen Satz ein. Joshua strich hier ein Wort durch, ersetzte es durch ein anderes oder feilte an der treffenden Formulierung.
    Schließlich fragte Suleiman: »Wenn wir lange genug verschwinden sollen und nicht nach Askalon reiten müssen – wo sollen wir uns aufhalten?«
    »Dort, wo Uthman Seans Rappen untergestellt hat«, antwortete Henri. »Es ist eine Siedlung, die man Madina el-Ramla nennt, es gibt dort nur wenige Häuser. Der Sohn eines Freundes von Uthmans verstorbenem Vater lebt dort.«
    Suleiman wägte Henris Worte ab und nickte dann bedächtig. »Ich kenne diese Siedlung. Dann werde ich jetzt wohl am besten mit meinem Vater reden und mir genügend Geld für den Ritt nach Askalon geben lassen.«
    »Habt ihr den jungen Juden gefunden?«, fragte Henri, während Joshua die Feder ablegte und mit dem Papier wedelte, um die Schrift trocknen zu lassen.
    »Erzählt ihnen!«, sagte Suleiman zu Sean. Dieser grinste und berichtete dann, wie Suleiman im Haus mit der schwarzen Tür vorgegangen war.
    Als er geendet hatte, fragte Joshua: »Ihr habt den Jungen gesehen; was haltet ihr von ihm?«
    »Nun, er ist so groß wie Sean und ich«, entgegnete Suleiman, »hat braunes Haar und wahrscheinlich braune Augen – es gab nur eine mäßig brennende Fackel in dem Gelass unter dem Haus mit der schwarzen Tür, sodass ich nicht alles richtig erkennen konnte, doch der Gefangene scheint kräftig und nicht verwundet zu sein. Den nächtlichen Überfall hat er somit anscheinend gut überstanden.«
    »Und er hat uns seinen Namen genannt«, fügte Sean hinzu. »Er heißt Elazar ben Aaron. Er spricht nur sehr wenig Arabisch.«
    Joshua lächelte, blickte Henri an und sagte: »Demzufolge ist er nicht in einem Land aufgewachsen, das von Muslimen regiert wird oder besetzt ist. Vielleicht kommt er von weit her.«
    »Wenn er frei ist, werden wir’s wissen«, entgegnete Henri. Er sammelte die Papiere ein, legte sie sorgfältig aufeinander und schob sie dann zu Joshua hinüber. »Bald wirst du wissen, wann du zum Kaiser reiten sollst. Dann werden wir dir helfen.«
    »Mir und Sean«, antwortete Suleiman. »Er wird mich begleiten, ohne dass es mein Vater weiß.«
    Joshua und Henri blickten Sean überrascht an.
    Der nickte nur und sagte entschlossen: »So haben wir es besprochen. Und auf dem Ritt überlegen wir uns, wie wir Suleimans Vater ein für alle Mal von seinen finsteren Vorhaben abbringen können.«
    »Noch mehr Pläne und Listen«, stöhnte Joshua, griff in einen Korb und zog ein eng zusammengerolltes Pergament heraus. Er strich das leere weiße Blatt auf dem Tisch glatt und sagte an Suleiman und Sean gewandt: »Ich schreibe den Antwortbrief. Wenn ihr im Sattel sitzt, wird er fertig sein, mit kaiserlichem Siegel und allem, was dazugehört.«
     
     
    Zwei Tage danach, im Morgengrauen, stand Abu Lahab neben dem Hoftor und sah gähnend zu, wie zwei Diener das Packpferd beluden. Suleiman überprüfte den Sattelgurt seines Pferdes und ging dann zu der braunen Stute, auf der Layla reiten sollte. Die Satteltaschen und die Wassersäcke waren prall gefüllt. In einer Tasche hinter Suleimans Sattel steckte eine Röhre aus feinstem Leder mit einem silbernen Deckel, in der zusammengerollt das Pergament steckte.
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte Suleiman zu seinem Vater. »Layla und ich werden dich würdig vertreten. Höflich und bestimmt. Entweder reitet der Kaiser mit uns, oder ich bringe dir seine Antwort. Acht bis zehn Tage wirst du dich allerdings gedulden müssen, Vater.«
    »Wenn du dich weiterhin so geschickt anstellst wie bisher, kann ich nicht zufriedener mit dir sein.«
    Gerade, als Abu Lahab dies sagte, führte der Eunuch eine tief verschleierte Gestalt aus dem Haus, sie trug bauschige Hosen, die bis zu den Knöcheln reichten. Die Gestalt packte das Sattelhorn und stellte ihren Fuß in die verschränkten Hände, die der Eunuch ihr als Aufstiegshilfe hinhielt. Mit einem Ruck schwang sie sich in den Sattel und ließ sich den Zügel reichen.
    »Wage ja nicht, erfolglos heimzukehren, Söhnchen!«, rief Abu Lahab und hielt seinen Turban fest, als Suleiman anritt. Layla, von der nicht mehr als die Augen im Schlitz ihres Schleiers zu sehen waren, band den Zügel des Packpferdes an ihren Sattel. »Du weißt genau, wie viel davon abhängt.«
    »Ich werde mich dir würdig erweisen«, rief Suleiman

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