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Der Kaiser von China

Der Kaiser von China

Titel: Der Kaiser von China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Rammstedt
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»Okay, bis gleich« und legte auf, und ich härte noch eine Weile dem Besetztzeichen zu, »In Ordnung«, sagte ich dann leise und machte mich auf den Weg.
    Natürlich war Franziska vor mir beim Standesamt. Die Hände in die Hüfe gestemmt, erwartete sie mich vor dem Eingang. »Na endlich«, sagte sie, als ich angerannt kam, sie habe sich schon gefragt, ob das alles etwa nicht ernstzunehmen gewesen sei, und ich sagte: »Immer. Immer ist das ernstzunehmen «, und fragte, ob wir hier seien, um uns zu unterhalten oder um zu heiraten, und Franziska verkniff sich ein Lächeln.
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte sie, und genau das wollte ich. Ich wollte mich jetzt beeilen, ich wollte endlich einmal schnell genug sein, ich wollte schleunigst Tatsachen schaffen, denn wenn sie einmal geschaffen waren, konnte ich auch mit ihnen umgehen, das hoffte ich zumindest.
    Aber wir konnten keine Tatsachen schaffen. So kurzfristig sei da leider nichts zu machen, sagte der Standesbeamte, erst in zwei Wochen habe er wieder einen freien Termin. »Der Mai ist halt sehr beliebt«, und ich war aufrichtig entsetzt, denn das letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war Bedenkzeit, ich flehte ihn an, ich beschimpfte ihn, ich schob ihm sogar einen Schein aus dem Umschlag mit dem Reisegeld zu, aber es half nichts. Franziska schien das alles nichts auszumachen. »Was sind schon zwei Wochen?«, fragte sie, und ich sagte: »Für dich wahrscheinlich nichts.«
    Und dann fiel mir ein, dass ich in zwei Wochen in China sein sollte, aber ich wollte gerade keine neuen Probleme, ich wollte auch nichts weiter aufschieben, dafür tat die Eile viel zu gut, ich wollte nur noch zu allem Ja sagen, und deshalb sagte ich es, als der Standesbeamte fragte »Dann machen wir den 25. Mai also fest?«, ich sagte es, als Franziska anschließend meinte: »Immerhin sind wir jetzt verlobt«, ich sagte es, als sie verkündete, das müsse nun aber gefeiert werden, ich sagte es später jedes einzelne Mal, als sie »Noch eins?« fragte, nur ganz am Ende des Abends, als ich im Bett lag, sagte ich es nicht mehr, da sagte ich Nein, und ich sagte es mehrmals schnell hintereinander, aber da war es schon zu spät, und diesmal war ich mir nicht sicher, so schnell eine Lösung zu finden.
    Das Kasino war Franziskas Idee gewesen, und auch dazu hatte ich natürlich genickt. »Komm, wir sprengen die Bank«, hatte sie gesagt, und dass sie sich ein todsicheres System ausgedacht hätte. »Wir setzen einfach immer auf die 25 und die 5«, flüsterte sie mir ins Ohr, das sei schließlich unser Hochzeitsdatum, und da müsse es schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese Zahlen nicht fielen.
    Und auch mir erschien das einleuchtend, auch ich hätte das für ein gutes Omen gehalten, und mir war sehr nach guten Omen zumute. Und als dann zunächst nur andere Zahlen fielen, ich erinnere mich an die 9, an die 33, die 18, machte ich mir keine Gedanken. Wir schauten kaum aufs Tableau , so beschäftigt waren wir damit zu besprechen, was wir mit dem Gewinn anstellen würden, es ging um die Hochzeitsreise, es ging um Ferienhäuser, es ging um Südseeinseln. Ich erinnere mich, dass die 21 fiel, die 2, die 17 und die 11, und die Jetonstapel, die Franziska auf unsere beiden Felder schob, wurden immer höher, und die vor uns immer kleiner. Es fiel die 31 , es fiel die 3, das beobachtete ich langsam argwöhnisch. »Keine Sorge«, sagte Franziska, »jetzt kommt die 25, das weiß ich genau«, und sie schob mit beiden Händen unsere restlichen Jetons aufs Tableau , lachte mich vorfreudig an, sie ging sogar, während die Kugel noch wild von Kästchen zu Kästchen sprang, schon in die Hocke und ballte die Fäuste, um sofort mit dem Jubeln beginnen zu können, aber es fiel die 26, und Franziska sah mich so erschrocken an, dass ich schnell sagte: »Wir sind schon ganz dicht dran«, und auch wenn ich Franziskas todsicherem System nicht mehr vollkommen traute, zog ich den Umschlag mit dem Reisegeld aus der Tasche und tauschte einen Teil davon in neue Jetons um. Ich wollte einfach nicht, dass der Abend so endete, ich wollte die Müdigkeit austreiben, die mich nun allmählich überfiel, ich wollte jubeln, ich wollte Jetons in die Luft werfen, Franziska in die Luft werfen, ich wollte horrende Trinkgelder an die Croupiers verteilen und alle Anwesenden auf ein Getränk einladen, damit sie mit uns anstießen, damit sie uns gratulierten, damit zumindest hier einmal Tatsachen geschaffen waren, und es fiel die 0, es fiel die 12, es

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