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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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werdet Ihr mit dem guten Mantel tun?«
    »Ihn verkaufen, natürlich! Ich lebe davon, daß die Herren mir ihre wenig getragenen Kleider schenken. Mein löchriges Hemd
     ist sozusagen mein größter Schatz – es erinnert mein Publikum daran, daß ich einen Lohn verdient habe und ihre Hilfe brauche.«
    Stilla mochte sich nicht vorstellen, was Odo nun dachte. Sicher würde er seine Truhen für die Nacht gut verschließen.
     
    Kaum hatten sie die Eingangshalle betreten, warf Odo ihr zu: »Sorgt für ein Nachtlager.« Von der Treppe herab kam noch: »Gute
     Nacht Euch, Spielmann!« Dann war er in seinen Räumen verschwunden.
    »Er hält nicht viel von fahrendem Volk, richtig?« Der Spielmann sprach leise.
    »Ich glaube nicht. Meister Odo hat viel studiert und gelesen. Nun hat er keine Ader mehr für Künste, die nicht in Büchern
     stehen.«
    »Ich verstehe.«
    Es war einen Moment ruhig. Stilla lächelte:
Die Bilder.
»Sagt, was sind das für wunderschöne Bilder hier an den
    Wänden?«
    Da ist ein Mann mit einem grünen Wams. Kräftig sieht er aus, und ihm wallen dicke Locken über die Schultern. Die Nase ist
     ein wenig zu groß, aber sie paßt natürlich zu seiner
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starken Gestalt. Mit den Händen hält er einen Pflug, den zwei Ochsen ziehen. Sie stemmen sich nach vorn, man kann beinahe
     hören, wie die Erde rauscht, in die sich das Pflugschar bohrt.
»Die waren schon im Haus, bevor Meister Odo hier eingezogen ist, hat er gesagt. Hört, ich wollte Euch noch etwas fragen. Wärt
     Ihr bereit, für eine Silbermünze noch ein Lied … nur für mich … zu singen?«
    »Die ganze Nacht, wenn Ihr wünscht!«
    Stilla fühlte, wie es warm wurde in ihrem Bauch. Sie riß sich den Ärmel auf und hielt das Geldstück in die Richtung des Spielmanns.
     Eine weiche Hand griff danach.
    »Was möchtet Ihr hören? Euch stehen alle Lieder – aber wartet.« Der Spielmann unterbrach sich. »Wird es den Gelehrten nicht
     stören?«
    »Folgt mir.«
     
    Bald saßen sie in der Küche. Von der Feuerstelle her pfiff und sang heiße Glut. Der Spielmann fügte dem ein eigenartiges Saitenzupfen
     hinzu, verbog Töne und atmete angestrengt und langsam.
    »Was tut Ihr da?«
    »Ich ändere die Länge der Saiten, damit sie gut zusammenklingen, wenn ich für Euch spiele.«
    »Aber warum habt Ihr das nicht für den Bischof auch getan?«
    »Das habe ich. Sie sind nur wieder –, wie erkläre ich das? – verzogen durch die Kälte draußen, wie sich eine Mistgabel im
     kältesten Frost biegt.« Das Biegen der Töne wurde abrupt unterbrochen. »Wollt Ihr mich wirklich mit Geld für das Lied bezahlen?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Nun, eine hübsche junge Frau wie Ihr weiß sicher noch genügend andere Wege, einen Spielmann glücklich zu machen.«
    »Unerhört!« schimpfte Stilla, aber sosehr sie sich auch bemühte, einen strengen Mund zu ziehen, sie mußte lächeln.
    |219| »Verzeiht.« Der Spielmann lachte. »Ich kann ja nichts dafür, wenn Ihr unzüchtige Gedanken hegt. Natürlich habe ich nur von
     einem Lächeln gesprochen.«
    »Natürlich.«
Er ist frech! Unglaublich frech.
»Macht Ihr das immer so mit den treuherzigen Mädchen?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«
    »Oh, ich dachte schon, Ihr hättet es auf einen Kuß angelegt. Vergebt mir, das müssen wieder die unzüchtigen Gedanken sein.
     Ihr habt natürlich nicht an so etwas gedacht.« Stilla spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß.
    »Ihr verwirrt mein Herz. Ich glaube, die unzüchtigen Gedanken sind übergesprungen. Ein Kuß? Ihr meint, meine Lippen an den
     Euren?«
    »Leicht zu verwirren seid Ihr! Meine Hand mögt Ihr küssen, allenfalls, aber nicht meinen Mund.« Sofort spürte Stilla die weichen
     Finger des Spielmanns ihre Hand in die Höhe heben, und bevor sie protestieren konnte, drückten sich sanft des Spielmanns Lippen
     auf ihren Handrücken.
    Sie hielt die Luft an.
Was ist nur in mich gefahren? Ich sollte das Gespräch auf sicheres Gebiet zurückbringen.
»Sagt, habt Ihr auch vor Suppo gesungen?«
    »Ja, das habe ich. Warum?«
    »Nun, Meister Odo … Er war der Überzeugung, daß Ihr ihn gelobt habt, vor uns aber Spottlieder singt. Das hält er für unehrlich.«
    Der Spielmann bog einen Ton nach oben. »In gewisser Weise ist es das auch. Menschen wie Suppo oder auch wie Bischof Claudius
     werden den ganzen Tag angelogen, und das wissen sie. Warum sollte ich Suppo die Wahrheit über ihn selbst sagen, wenn er mich
     dann dafür tötet?«
    In Stillas Kopf

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