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Der kalte Hauch der Angst

Der kalte Hauch der Angst

Titel: Der kalte Hauch der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Lemaitre
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über hundert Fotos von ihr. Sophie auf der Straße, in der Metro, am Steuer, Sophie, die nackt am Fenster vorbeigeht, Sophie auf Knien vor ihrem Mann, Sophie, die sich am Wohnzimmerfenster die Zehennägel feilt …
    Sophie wird mir eines Tages ganz sicher fehlen, definitiv. Aber so weit sind wir noch nicht.
    7. März
    Eine kleine technische Ungelegenheit: Ich konnte nur zwei der drei Mikros holen. Das dritte muss beim Umzug verschwunden sein, diese Geräte sind eben so klein.
    18. März
    Auf dem Land ist es höllisch kalt. Und wie trist das ist, du meine Güte! Was will Sophie hier nur? Sie ist ihrem tollen Mann gefolgt. Eine nette Frau. Ich gebe ihr drei Monate, dann wird sie sich tödlich langweilen. Als Gesellschaft hat sie ihren Bauch, aber sie wird sehr viele Sorgen haben. Gut, ihr Vincent hat eine sehr gute Stelle bekommen, aber ich finde ihn sehr egoistisch.
    Sophies Umzug ins Oise zwingt mich, viele Kilometer zurückzulegen, und das mitten im Winter! Also habe ich mich in einem kleinen Hotel in Compiègne eingemietet. Ich bin dort als Schriftsteller abgestiegen. Um einen Beobachtungsposten zu finden, habe ich allerdings länger gebraucht. Doch es ist geschafft. Ich betrete das Grundstück über die eingefallene Mauer hinter dem Haus. Das Motorrad stelle ich in einem eingestürzten Schuppen ab, dessen Dach noch ausreichend hält. Er ist weit vom Haus entfernt, und man kann das Motorrad von der Straße aus nicht sehen, aber dort fährt ohnehin kaum jemand vorbei.
    Abgesehen von der Kälte, läuft bei mir alles gut. Das kann man von Sophie nicht behaupten. Kaum ist sie eingezogen,langweilt sie sich auch schon zu Tode. Selbst wenn man sich beschäftigt, sind die Tage in diesem riesigen Haus lang. In der ersten Zeit war sie durch die Handwerker abgelenkt, aber der Frost hat unerwartet wieder eingesetzt, und die Männer haben die Arbeit eingestellt, keiner weiß, wann sie wiederkommen. Sophies Moral ist am Boden: Der Hof vor dem Haus, der von den Lastwagen ganz zerfurcht und schlammig geworden war, ist nun vollständig gefroren, und Sophie verrenkt sich regelmäßig die Knöchel, wenn sie aus dem Haus gehen muss. Und dann ist natürlich alles noch bedrückender. Das Feuerholz für den Kamin scheint in greifbarer Nähe zu sein, wenn man es nicht braucht, doch nun … Und außerdem ist sie allein. Von Zeit zu Zeit stellt sie sich mit einem Tee auf die Treppe vor dem Haus. So begeistert man auch sein mag – wenn man den ganzen Tag ganz allein arbeitet und der Mann jeden Abend spät nach Hause kommt …
    Der Beweis: Als heute Morgen die Haustür aufging, kam eine Katze heraus. Eine Katze ist eine gute Idee. Sie saß eine Weile auf der Schwelle und blickte in den Garten. Eine schwarzweiße Katze, eine schöne Katze. Kurz darauf machte sie nicht zu weit vom Haus entfernt ihr Geschäft. Sie dürfte noch nicht oft draußen gewesen sein, Sophie hat sie vom Küchenfenster aus beobachtet. Ich ging auf großem Umweg zur Rückseite des Hauses. Die Katze und ich sind uns begegnet. Ich blieb abrupt stehen. Es ist keine wilde Katze. Eine liebe Katze. Ich habe mich gebückt und sie gerufen. Sie zögerte einen Moment, dann kam sie, ließ sich streicheln und machte wie alle Katzen einen runden Buckel. Ich nahm sie in den Arm. Sie fing an zu schnurren. Ich fühlte eine Starre in mir, eine Fiebrigkeit … Die Katze ließ sich schnurrend tragen. Ich ging mit ihr in den Schuppen, wo Vincent sein Werkzeug aufbewahrt.
    25. März
    Ich war seit einigen Tagen nicht mehr dort, genau seit jenem Abend, da Sophie ihre liebe Katze gefunden hat – an die Tür des Schuppens ihres Mannes genagelt. Sie bekam einen Schock; man muss sich doch nur in ihre Lage versetzen! Ich kam so gegen 9 Uhr, als sie gerade eine Reisetasche in den Kofferraum ihres Wagens stellte. Zur Vorsicht wartete ich eine halbe Stunde, dann stemmte ich hinten am Haus einen Fensterladen auf und besichtigte das Haus.
    Sophie war nicht untätig gewesen. Sie hatte bereits einen Großteil des Erdgeschosses gestrichen, Küche, Wohnzimmer und einen anderen Raum, von dem ich nicht weiß, wozu er dienen soll. Ein schönes Hellgelb mit einem Fries in einem kräftigeren Gelb, die Balken im Wohnzimmer sind in Pistaziengrün gestrichen – soweit ich das beurteilen kann. Jedenfalls ist es sehr hübsch. Eine einsame

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