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Der kalte Hauch der Angst

Der kalte Hauch der Angst

Titel: Der kalte Hauch der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Lemaitre
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doch!«
    Â»Nein! Alles, was ich habe, ist eine Kette von Umständen, alles basiert auf einer winzig kleinen Ausgangshypothese, und die fällt bei drei Morden nicht schwer ins
    Gewicht – darunter der Mord an einem Sechsjährigen!«
    Â»O. k. Zumindest im Moment … Etwas anderes: Wie
    kannst Du Dir so sicher sein, dass dieser Kerl auch
    tatsächlich Dein Frantz ist?«
    Â»Ich habe ihn über eine Ehevermittlung kennengelernt,
    bei der ich mich unter dem Namen Marianne Leblanc
    angemeldet habe (der Name auf der gekauften Geburtsurkunde). Er hat mich also immer nur unter diesem
    Namen gekannt.«
    Â»Und?«
    Â»Dann erklär mir, warum er, als ich mir die Pulsadern
    aufgeschnitten habe, ›Sophie‹ geschrien hat!!!«
    Â»Du hast recht. Aber … warum hast Du es überhaupt
    getan???«
    Â»Papa! Mir ist es zuvor nur ein einziges Mal gelungen zu
    flüchten; da hat er mich dann am Bahnhof abgefangen.
    Von diesem Tag an ist er immer bei mir geblieben. Ist
    er aus dem Haus gegangen, hat er mich eingeschlossen.
    Einige Tage lang ist es mir gelungen, nichts von dem
    einzunehmen, was er mir ständig verabreicht hat, und
    meine Migräne, meine Angstzustände waren weg …
    Außerdem gab es keine andere Lösung. Ich musste einen
    Ausweg finden, und in einem Krankenhaus konnte er
    mich nicht rund um die Uhr bewachen …«
    Â»Das hätte auch schlecht ausgehen können.«
    Â»Nein, es sah schlimm aus, aber es war harmlos. So einfach stirbt man nicht! Außerdem hätte er mich auch nie
    sterben lassen. Er will mich eigenhändig töten. Genau
    das will er.«
    Â»â€¦Â«
    Â»Bist Du da?«
    Â»Ja, ja, bin ich …
    Ich versuche nachzudenken, aber ich
    bin vor allem auch wütend, mein Schatz! Ich habe eine
    solche Wut, es ist entsetzlich!«
    Â»Ich auch, aber bei ihm funktioniert das mit der Wut
    nicht, bei ihm muss man ganz andere Mittel anwenden.«
    Â»Welche?«
    Â»â€¦Â«
    Â»Welche???«
    Â»Er ist intelligent, man muss mit List vorgehen.«
    Â»Und was willst Du jetzt tun?«
    Â»Ich weiß es noch nicht, aber ich gehe auf jeden Fall zu
    ihm zurück.«
    Â»Warte! Das ist Irrsinn!!! Das lasse ich nicht zu. Kommt
    gar nicht in Frage!!!«
    Â»Ich wusste, dass Du das sagen würdest.«
    Â»Ich lasse Dich nicht zu ihm, und damit basta.«
    Â»Bin ich dann wieder allein?«
    Â»Was?«
    Â»Ich frage Dich, ob ich dann wieder allein mit allem bin.
    Im Klartext: Hört Deine Hilfe hier auf? Mehr als Dein
    Mitleid und Deine Wut hast Du mir nicht zu bieten?
    Weißt Du, was ich durchgemacht habe??? Ist Dir das
    eigentlich klar??? Vincent ist tot, Papa. Er hat Vincent
    getötet. Er hat mein Leben zerstört, hat alles zerstört.
    Und nun muss ich wieder allein sein?«
    Hör zu, grüne Maus …«
    Â»Nerv mich nicht mit Deiner grünen Maus!!! Ich bin
    hier! Hilfst Du mir, ja?«
    Â»â€¦Â«
    Â»â€¦Â«
    Â»Ich liebe Dich. Ich helfe Dir.«
    Â»O Papa, ich bin so müde.«
    Â»Bleib eine Weile hier, ruh Dich aus.«
    Â»Ich muss wieder weg. Und dabei kannst Du mir helfen.
    O. k.?«
    Â»Ja, natürlich … Aber ich hab noch eine wichtige
    Frage …«
    Â»???«
    Â»Warum tut er das alles? Weißt Du den Grund? Hast Du
    das herausgefunden?«
    Â»Nein.«
    Â»Er hat Geld, Zeit und eine ganz offensichtlich krankhafte Obsession. Aber warum … Deinetwegen?«
    Â»Deshalb bin ich gekommen, Papa. Hast Du Mamas
    Akten geholt?«
    Â»???«
    Â»Ich glaube, wir müssen bis dahin zurückgehen. War er
    ein Patient von Mama? Er oder jemand, der ihm nahestand? Ich weiß nichts darüber.«
    Â»Ich habe, glaub ich, ein paar Akten. In einem Karton …
    Hab nie reingeschaut.«
    Â»Dann ist jetzt wohl der Moment gekommen!«
    Frantz hat in seinem Mietwagen geschlafen. In der ersten Nacht vier Stunden auf dem Parkplatz des Supermarkts, in der zweiten Nacht zwei Stunden auf dem Parkplatz des Busbahnhofs. Tausendmal hat er seine Strategie bereut, tausendmal hat er beschlossen umzukehren, aber jedes Mal hat er weitergemacht. Er braucht einen kühlen Kopf, das ist alles. Sophie kann nirgendwo anders hin. Sie wird kommen. Notgedrungen. Sie ist eine gesuchte Verbrecherin, sie wird nicht zur Polizei gehen, sie wird entweder nach Hause zurückkehren oder hierherkommen, sie hat keine andere Wahl. Dennoch.

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