Der kalte Hauch der Angst
läuft alles bestens. Hast Du
meine Mail gelesen?«
»Bin gerade dabei. Habe sie in einem anderen Fenster,
geöffnet. Aber erst einmal: Ich liebe Dich. Du fehlst mir
sehr. Sehr! Ich liebe Dich.«
»Ich Dich auch. Es ist so schön, dass wir wieder zusammen sind. Bitte bring mich jetzt nicht zum Heulen!!!«
»O. k. Das spare ich mir für später auf. Für nachher â¦Â
Sag mal, bist Du Dir auch sicher, dass das, was wir hier
tun, etwas nützt? Wenn nicht, sehen wir beide ziemlich
blöd aus â¦Â«
»Lies meine Mail gut durch. Ich schwöre Dir, wenn er
hier ist, dann beobachtet er Dich jetzt.«
»Ich habe den Eindruck, auf der Bühne eines leeren
Theaters zu spielen.«
»Du hast einen Zuschauer, noch dazu einen sehr aufmerksamen! Das versichere ich Dir.«
»Wenn er hier ist â¦Â«
»Ich weiÃ, dass er es ist.«
»Und Du meinst, ihm entgeht nichts?«
»Ich bin der lebende Beweis dafür.«
»Da kommt mir der Gedanke â¦Â«
»Was?«
»Nichts â¦Â«
»Hallo!«
»â¦Â«
»Papa, bist Du da?«
»Ja.«
»Hast Du Deinen Gedanken zu Ende gedacht?«
»Noch nicht â¦Â«
»Was machst Du grade?«
»Irgendwas. Ich lese Deine Mail.«
»O. k.«
»Das ist alles so verrückt, und gleichzeitig komme ich
mir vor wie der letzte Trottel â¦Â«
»Was?«
»Alles. Dass Du hier bist, ich Dich sehen kann. Dass Du
lebst.«
»â¦Â und dass Du weiÃt, dass ich nichts von all dem getan
habe. Sag es!«
»Ja, auch das.«
»Du hattest Zweifel, stimmt's?«
»â¦Â«
»Hallo!«
»Ja â¦Â«
»Ich bin Dir nicht böse. Hab's ja selbst geglaubt. Und
Du â¦Â«
»â¦Â«
»Hallo?«
»Ich lese Deine Mail jetzt zu Ende â¦Â«
»â¦Â«
»O. k.. Fertig. Ich bin baff.«
»Fragen?«
»Jede Menge.«
»Zweifel?«
»Ist schwierig â¦Â«
»Hast Du Zweifel???«
»Ja, verdammt!«
»So liebe ich Dich. Fang mit den Fragen an.«
»Das mit den Schlüsseln â¦Â«
»Du hast recht: Alles beginnt damit. Anfang Juli 2000
hat mir ein Kerl auf dem Motorrad meine Tasche aus
dem Auto geklaut. Zwei Tage später konnte ich sie mir
auf dem Revier wieder abholen, er hatte also lange genug
Zeit, alle Schlüssel nachmachen zu lassen. Wohnungsschlüssel, Autoschlüssel â¦Â Er konnte in die Wohnung,
Sachen nehmen, sie anderswo hinlegen, unsere Mails
lesen. Also alles, absolut alles!«
»Deine â¦Â Probleme fingen damals an?«
»Es passt zusammen. Ich habe damals Schlafmittel auf
pflanzlicher Basis genommen. Keine Ahnung, was er
hineingetan hat, aber ich glaube, das gibt er mir seither.
Nach Vincents Tod habe ich bei den Gervais angefangen.
Kurz danach hat die Putzfrau ihren Schlüsselbund
verloren. Sie hat ihn überall gesucht, war richtig panisch und traute sich nicht, es den Gervais zu sagen.
Wie durch ein Wunder hat sie ihn am drauffolgenden
Wochenende wiedergefunden. Dasselbe Muster â¦Â Ich
glaube, er hat dieses Spielchen gespielt, um den Kleinen
zu erdrosseln. Deshalb habe ich auch geglaubt, dass die
Tür von innen verschlossen war.«
»Möglich. Und der Motorradfahrer?«
»Motorradfahrer gibt es viele, aber ich weiÃ, dass es
immer derselbe war! Der, der mir die Schlüssel geklaut
hat, der auch der Putzfrau den Schlüsselbund gestohlen
hat, der uns gefolgt ist, Vincent und mir, den Vincent
abgedrängt hat und der abgehauen ist, der, der mir in die
Falle gegangen ist, als ich mein Handy auf der Toilette
eines Cafés in Villefranche versteckt habe â¦Â«
»Gut. O. k., alles passt zusammen. Wieso schaltest Du
die Polizei nicht ein?«
»â¦Â«
»Du hast doch genügend Beweise, oder?«
»Ich habe nicht die Absicht, zur Polizei zu gehen.«
»??? Was willst Du noch?«
»Das reicht nicht.«
»???«
»Sagen wir, es reicht mir nicht.«
»Das ist doch völlig idiotisch!«
»Es ist mein Leben.«
»Dann gehe eben ich zur Polizei!«
»Papa! Ich bin Sophie Duguet, werde wegen mindestens
drei Morden gesucht! Wenn mich die Polizei jetzt findet,
werde ich verhaftet. Bekomme lebenslänglich! Meinst
Du, die Polizei wird meine Hirngespinste ohne handfeste
Beweise ernst nehmen?«
»Aber ⦠die hast Du
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