etwa eine Stunde lang auf der Präfektur und ist nach einem Umweg über ein Gartencenter, wo er ein paar Säcke Humus gekauft hat, die er noch immer nicht ausgeladen hat, wieder nach Hause gefahren. Der Wagen steht vor dem Schuppen, der ihm als Garage dient, es gibt zwei groÃe Tore; um hineinzufahren, muss er nur eines öffnen. Frantz muss gegen aufkeimende Zweifel ankämpfen: Nach zwei Tagen erscheint es ihm vergeblich, noch länger zu warten, und er war des Ãfteren versucht, seine Strategie zu ändern. Aber wie er die Frage auch angeht â hier und nirgendwo anders muss er Sophie vermuten. Gegen sechs Uhr abends verschloss Monsieur Auverney das Glas mit der Beize und wusch sich am AuÃenhahn die Hände. Er hat den Kofferraum aufgemacht und wollte die Säcke mit Erde ausladen, aber sie waren so schwer, dass er es sich anders überlegt hat. Er fuhr den Wagen in die Scheune, um sie dort auszuladen.
Frantz blickt in den Himmel. Im Moment ist es klar, sein Beobachtungsposten ist nicht bedroht.
Als der Wagen in der Scheune stand und Patrick Auverney den Kofferraum ein zweites Mal öffnete, schaute er seine Tochter an, die seit über fünf Stunden dort zusammengekauert lag; es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte laut gesprochen. Doch Sophie hatte bereits mit strengem Blick die Hand zu ihm ausgestreckt. Er schwieg. Als er ihr herausgeholfen hat, hat sie ein paar Dehnübungen gemacht und gleich die Scheune inspiziert. Dann wandte sie sich ihrem Vater zu. Sie hat ihn schon immer schön gefunden. Er aber kann ihr nicht sagen, dass sie kaum wiederzuerkennen ist. Abgemagert, erschöpft. Bläuliche Ringe unter den strahlenden Augen. Wie im Fieber. Ihre Haut ist wie Pergament. Er war entsetzt, und sie kann ihn verstehen. Mit geschlossenen Augen hat sie sich an ihn gedrückt und still geweint. So standen sie eine Weile da. Dann löste sich Sophie wieder von ihm, suchte ein Taschentuch und lächelte ihm unter Tränen zu. Er reichte ihr seines. Sie hat ihn schon immer stark gefunden. Sie zog einen Zettel aus der GesäÃtasche ihrer Jeans. Ihr Vater nahm die Brille aus seiner Hemdtasche und las aufmerksam. Dabei sieht er sie immer wieder bestürzt an. Den Verband an ihrem Handgelenk sieht er auch an â es macht ihn ganz krank. Er schüttelt den Kopf, als wolle er sagen: »Das gibt es nicht!« Nach dem Lesen streckt er den Daumen zu einem Okay hoch, als würde diese Anweisung so auf dem Zettel stehen. Sie lächeln einander an. Er steckt die Brille wieder ein, streicht seinen Overall glatt, atmet tief durch, verlässt den Schuppen und setzt sich in den Garten.
Als Monsieur Auverney wieder aus der Scheune kam, stellte er den Gartentisch ein paar Meter entfernt in den Schatten und ging wieder ins Haus. Durch das Fernglas sah Frantz, wie er in die Küche und dann ins Wohnzimmer lief. Kurz darauf kamer mit seinem Laptop und zwei Aktenordnern wieder heraus und setzte sich an den Gartentisch, um zu arbeiten. Er schlägt selten in den Ordnern nach, er tippt schnell. Von seinem Platz aus sieht Frantz drei Viertel von Auverneys Rücken. Von Zeit zu Zeit zieht er einen Plan heraus, rollt ihn aus, überprüft Kosten, rechnet schnell auf dem Aktendeckel etwas im Kopf zusammen. Patrick Auverney ist ein seriöser Mann.
Die Szene ist schrecklich statisch. Jede Wachsamkeit hätte nachgelassen, nicht aber die von Frantz. Egal, zu welcher Stunde, er wird seinen Posten erst verlassen, lange nachdem das letzte Licht im Haus verlöscht sein wird.
[email protected] â Sie sind eingeloggt
»Bist Du da?«
In knapp zwanzig Minuten hat sich Sophie lautlos einen passablen Arbeitsplatz eingerichtet. In einer toten Ecke hat sie Kartons gestapelt und eine alte Decke über den improvisierten Tisch gelegt. Dann hat sie ihren Laptop aufgeklappt und sich über das WLAN ihres Vaters eingeloggt.
[email protected] â Sie sind eingeloggt.
»Papa? Ich bin da.«
»Uff!«
»Denk bitte dran: Mach alles wie immer, schlag in
Deinem Ordner nach, mach irgendwas ProfimäÃiges â¦Â«
»Ich bin ein Profi!«
»Du bist ein Profi-Papa!«
»Wie geht's Dir?«
»Kein Grund zur Sorge.«
»Machst Du Witze?«
»Kein Grund mehr zur Sorge. Ich komme wieder zu
Kräften.«
»Du machst mir Angst.«
»Ich habe mir selbst Angst gemacht. Aber hör auf, Dir
Sorgen zu machen, jetzt