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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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und belegte sie mit Käse. Dann schob er sie wieder unter den Grill. Er stellte den Kessel auf den Herd.
    Ja, Veränderungen: zum Beispiel mit seiner Trinkerei. Obwohl er in Edinburgh ungefähr hundert Pubs kannte, war er zu Hause. Kein Bier im Kühlschrank, nur eine halbe Flasche Malt-Whisky. Vor dem Schlafengehen wollte er sich noch ein einziges Glas davon gönnen, vielleicht sogar mit Wasser verdünnt. Und dann mit einem Buch unter die Bettdecke. Er musste ja noch diese ganzen Geschichten über Edinburgh lesen. Sir Walter Scotts Tagebücher hatte er allerdings schon wieder beiseite gelegt. Viele Kneipen der Stadt waren nach Orten oder Figuren aus Scotts Werk benannt, vielleicht sogar mehr, als er wusste – er hatte ja noch nie einen Roman dieses Autors gelesen.
    Als der Grill zu qualmen anfing, wusste er, dass das Toastbrot so weit war. Er bugsierte beide Scheiben auf einen Teller und ging damit zu seinem Sessel. Der Fernseher lief, allerdings ohne Ton. Rebus' Sessel stand am Fenster, gleich daneben am Boden lagen das schnurlose Telefon und die Fernbedienung.
    Manchmal erhielt er abends Besuch von Gespenstern, die es sich auf dem Sofa oder mit gekreuzten Beinen auf dem Boden bequem machten. Nicht so viele, dass sie den ganzen Raum gefüllt hätten, trotzdem mehr, als ihm lieb waren. Kriminelle, tote Kollegen. Und jetzt war Cafferty plötzlich wieder in seinem Leben auftaucht – wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt. Rebus aß sein Abendbrot und sah zur Decke hinauf. Womit habe ich das nur verdient, lieber Gott, dachte er. Ja, dieser Gott, offenbar machte es ihm Spaß, andere Leute zu quälen, und sein Lachen hatte einen grausamen Beigeschmack.
    Toast mit Käse: Früher hatte er seinen Vater manchmal am Wochenende in Fife besucht. Genau das gleiche Bild: Auch der alte Knabe hatte damals am Tisch gesessen und ein mit Käse belegtes Toastbrot gegessen und mit Tee heruntergespült. In seiner Kindheit hatte Rebus noch mit der ganzen Familie an einem Ausziehtisch gegessen. Später hatte Rebus senior den Tisch in das Wohnzimmer verfrachtet, damit er vor der Elektroheizung und vor dem Fernseher essen konnte. Nur zwei Heizspiralen hatte das Gerät gehabt. Und einen Gasofen hatten sie auch besessen, der allerdings die Fenster beschlagen ließ. Über Nacht bildeten sich dann an den Fenstern Eisblumen, die man am nächsten Morgen entweder abkratzen oder mit einem Tuch abwischen musste, falls es in dem Raum schon warm war.
    Wenn Rebus junior zu Besuch gekommen war, hatte sein Vater irgendwas gebrummt, und Rebus hatte sich in den Sessel seiner verstorbenen Mutter gesetzt. Das Angebot, etwas mitzuessen, lehnte er jedes Mal ab. Er wollte einfach nicht mit seinem Vater an einem Tisch sitzen, der nur für eine Person gedeckt war. Seine Mutter hatte früher immer ein Tischtuch aufgelegt, ein Luxus, auf den sein Vater später verzichtete. Immer noch die alten Teller und das alte Besteck, aber eben ohne Tischtuch.
    Und er selbst war inzwischen so weit, dass er zum Essen nicht einmal mehr einen Tisch brauchte.
    Von seinen Eltern erhielt er zu dieser Geisterstunde niemals Besuch. Vielleicht hatten sie ja wirklich ihre Ruhe gefunden, anders als seine übrigen nächtlichen Besucher. An diesem Abend hatten ihn die Gespenster allerdings bisher verschont – nur das Flackern des Fernsehers an den Wänden, das Licht der Straßenlaternen und die Scheinwerfer der Autos unten auf der Straße zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Welt ohne Farben, nur das Spiel von Licht und Schatten. Und besonders bedrohlich schwebte Caffertys Schatten über ihm. Was hatte der Mann bloß vor? Wann würde er zum großen Schlag ausholen, dem letzten, entscheidenden Zug des ganzen Spiels?
    Er brauchte unbedingt einen Drink. Aber das musste noch warten. Er wollte sich nämlich beweisen, dass es auch ohne ging. Natürlich hatte Siobhan Recht gehabt. Ein kapitaler Fehler – die Geschichte mit Lorna Grieve. Schuld daran war aber nicht nur der Alkohol – sondern die Vergangenheit, eine Vergangenheit der Platten-Cover und der Illustriertenfotos. Aber klar: Auch der Alkohol hatte eine Rolle gespielt. Siobhan hatte natürlich Recht: Seine Arbeit litt jetzt schon unter der Trinkerei.
    Er nahm das Telefon und dachte kurz daran, Sammy anzurufen. Dann hielt er seine Uhr Richtung Fenster und sah, dass es schon nach zehn war. Nein, schon zu spät. Ja, immer war es gerade zu spät, wenn er daran dachte. Und wenn sie ihn dann anrief, entschuldigte er sich, und sie

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