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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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prächtig.
    Jerry stand mit einem Bier in der Hand am Rand der Tanzfläche. Er spürte schon die Erregung, die wie eine dunkle Welle von ihm Besitz ergriff. Trotzdem war er nervös. Konnte man ja nie wissen, ob nicht zufällig ein Freund oder jemand aufkreuzte, der Jayne kannte. Jayne weiß doch, dass du hier bist? Nein, wusste sie nicht. Sie fragte schon gar nicht mehr. Wenn er dann um ein oder zwei Uhr früh nach Hause kam, schlief sie schon. Aber selbst wenn sie wach wurde, sagte sie nicht viel.
    »Wieder mal voll?« Oder so was.
    Dann ging er meistens wieder ins Wohnzimmer und saß mit der Fernbedienung in der Hand vor dem Fernseher, schaltete ihn aber nicht ein. Saß einfach so im Dunkeln da, wo niemand ihn sehen, niemand vorwurfsvoll mit dem Finger auf ihn zeigen konnte.
    Das hast du gemacht, du, du.
    Nein, stimmt ja gar nicht. Nic hat es getan. Immer nur Nic.
Er stand neben der Tanzfläche und hielt in seiner leicht zit-
    ternden Hand ein Bier. Innerlich betete er: Bitte, bitte lass uns heute Abend kein Glück haben!
    Aber dann steuerte Nic in seine Richtung und hatte dieses merkwürdige Strahlen in den Augen.
    »Ich kann es nicht fassen, Jer. Ich kann's einfach nicht fassen!«
    »Ganz ruhig, Mann. Was ist denn los?«
    Nic fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. » Sie ist hier!«
    »Wer?« Er blickte umher, hatte Angst, dass jemand sie belauschte. Aussichtslos: Die Musik dröhnte nahe der Schmerzgrenze.
    Nic schüttelte den Kopf. »Sie hat mich nicht gesehen.« Er dachte angestrengt nach. »Ja, das könnten wir machen.« Er sah Jerry an. »Ja, das könnten wir wirklich machen .«
    »Mein Gott, doch nicht etwa Cat?«
    »Bist du bescheuert? Nein, diese Schlampe Yvonne!«
    »Yvonne?«
    »Die Schlampe, mit der Cat damals weggegangen ist.«
    Jerry schüttelte den Kopf. »Nicht mit mir. Nicht mit mir, Mann.«
    »Aber das ist doch perfekt.«
    »Nein, perfekt ist das überhaupt nicht, Nic. Das ist Selbstmord.«
    »Könnte die Letzte sein, Jerry. Denk mal drüber nach.« Nic sah auf die Uhr. »Wir bleiben noch 'n bisschen hier. Mal sehen, ob sie jemand aufgabelt.« Er klopfte Jerry auf die Schulter. »Mann, Jerry, das wird 'ne wilde Sache.«
    Genau das befürchte ich ja, hätte Jerry am liebsten gesagt.
    Cat hatte eine Freundin, Yvonne, die sich von ihrem Mann getrennt hatte. Diese Yvonne war Mitglied in einem Single-Club. Eines Abends hatte sie Cat überredet mitzukommen. Nähere Einzelheiten wusste Jerry nicht. Er wusste auch nicht, wieso Cat mitgegangen war. Doch die Ehe war wohl schon damals kaputt. Nic hatte nie ein Wort darüber verloren. Er hatte nur Sachen gesagt wie: »Sie hat mich verraten, Jer« oder: »Das hätte ich nie von ihr gedacht.« Jedenfalls waren die beiden Frauen in einen Nachtclub gegangen – aber nicht in den hier, nein, in einen anderen –, und dann hatte irgendein Mann Cat zum Tanzen aufgefordert und dann noch ein zweiter. Und das war's dann auch schon gewesen. Sie war einfach mit dem Burschen durchgebrannt.
    Und jetzt sah Nic eine Gelegenheit, sich zu rächen – nicht an Cat, die durfte er nicht anrühren. Schließlich war sie mit Bryce Callan und mit Barry Hutton verwandt. Aber an ihrer Freundin Yvonne.
    Als Nic zurückkam und ihn anstieß, wusste Jerry, dass der Single-Trupp sich zum Aufbruch bereitmachte. Er trank sein Bier aus und ging dann mit Nic aus dem Club. Der Bedford stand rund hundert Meter entfernt. Üblicherweise verlief die Prozedur so: Nic ging zu Fuß und Jerry fuhr das Auto. An einer geeigneten Stelle griff sich Nic dann das Opfer. Jerry kam mit dem Auto hinterher und riss die hinteren Türen auf. Dann fuhr er weiter, bis er irgendwo eine verlassene Stelle fand. Nic hielt währenddessen hinten im Laderaum die Frau fest. Dabei musste Jerry darauf achten, dass er nicht bei Rot über eine Ampel fuhr oder die Polizei auf sich aufmerksam machte. Die Handschuhe und die Skimütze lagen im Handschuhfach.
    Nic schloss den Wagen auf und starrte Jerry an.
    »Heute musst du ausnahmsweise zu Fuß gehen.«
    »Wieso ich?«
    »Yvonne kennt mich doch. Wenn sie sich plötzlich umdreht, sieht sie, dass ich es bin.«
    »Dann setz doch die Maske auf.«
    »Nicht ganz dicht? Soll ich vielleicht mit 'ner Skimütze über dem Kopf in aller Öffentlichkeit hinter einer Frau herlaufen?«
    »Ich mach's jedenfalls nicht.«
    Nic knirschte wütend mit den Zähnen. »Du musst es für mich tun.«
    »Auf keinen Fall, Mann.« Er schüttelte den Kopf.
    Nic versuchte, sich wieder zu beruhigen. »Pass mal

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