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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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witterte er hinter der Geschichte einen großen Fall. Und im Mittelpunkt des Geschehens sah er natürlich sich selbst – mit der Medienmeute im Rücken, die ihm die Öffentlichkeit auf den Hals hetzte. Einen solchen Fall konnte natürlich nur Linford lösen.
    »Ich wohne in seinem Wahlkreis«, sagte Linford. »Genau genommen in Dean Village.«
    »Auch nicht schlecht.«
    Linford lachte verlegen.
    »Kein Problem«, beruhigte Rebus ihn. »In solchen Situationen redet man halt irgendwas daher, um sich selbst zu beruhigen.«
    Linford nickte.
    »Was mich interessieren würde«, sagte Rebus. »Wie viele Mordfälle haben Sie eigentlich schon bearbeitet?«
    »Kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit dem alten Ich-hab-schon-mehr-Leichen-gesehen-als-du-warme-Mahlzeiten.«
    Rebus zuckte wieder mit den Schultern. »War ja nur 'ne Frage.«
    »Ich bin ja nicht immer in der Zentrale in der Fettes Avenue gewesen, wissen Sie.« Linford trat von einem Fuß auf den anderen. »Verdammt, hoffentlich sind die bald fertig.« Die Leiche befand sich noch am Tatort – genau genommen Roddy Grieves Leiche. Seine Identität war schon bekannt. Bei einer vorsichtigen Durchsuchung seiner Taschen hatte man nämlich seine Brieftasche gefunden. Die Beamten hatten ihn aber auch so erkannt. Schließlich war Roddy Grieve nicht irgendwer.
    Er war ein Grieve, also ein Angehöriger des »Clans«, wie die Familie genannt wurde. In der Presse wurde sogar einmal von der »Ersten Familie« Schottlands gesprochen. Was natürlich Unsinn war.
    Die vornehmste Familie im Land war selbstverständlich immer noch die der Broons.
    »Wieso lächeln Sie?«
    »Ach, nichts.« Rebus drückte seine Zigarette aus und schob sie wieder in die Schachtel. Wegwerfen wollte er sie nicht, um keine Spuren zu verwischen. Er wusste nur zu gut, wie wichtig die Arbeit der Spurensicherung war. Plötzlich verspürte er unbändige Lust auf einen Drink, und zwar jenen Drink, auf den er sich am Freitag Nachmittag mit Bobby Hogan verabredet hatte. Doch dann war die erste Leiche dazwischengekommen. Ja, er hätte jetzt zu ge rne in einer Bar gehockt, über alte Zeiten geredet und sämtliche in dicken Wänden oder in Sommerhäusern versteckten Leichen vergessen. Einen Drink in einem Paralleluniversum genommen, wo es Grausamkeit und Gemeinheit einfach nicht gab.
    Einer fühlte sich durch solch selbstquälerische Gedanken offenbar angezogen: nämlich Hauptkommissar Watson, der auf Rebus zusteuerte. Er hatte Rebus schon von weitem gesehen. Jetzt verengten sich seine Augen, und er sah Rebus an, als ob er mit einer Waffe auf ihn zielte.
    »Ich hab mit der Sache nichts zu tun, Sir«, sagte Rebus, um seinem Chef von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    »Mein Gott, John, kaum sieht man Sie, und schon gibt's Ärger.« Er sprach nur halb im Scherz. Watson blieben nur noch wenige Monate bis zur Pensionierung. Und er hatte die Absicht, seine Amtszeit in Ruhe ausklingen zu lassen. In diesem Sinne hatte er sich auch Rebus gegenüber mehrmals geäußert. Deshalb hob Rebus schuldbewusst die Hände und machte seinen Chef mit Derek Linford bekannt.
    »Ah, Derek«, sagte der Hauptkommissar und streckte dem jüngeren Kollegen die Hand entgegen. »Hab natürlich schon von Ihnen gehört.« Die beiden Männer schüttelten sich etliche Sekunden die Hand, während sie sich gegenseitig taxierten.
    »Sir«, meldete sich Rebus schließlich zu Wort, »Inspektor Linford und ich…, wir sind zu der Auffassung gelangt, dass wir für den Fall hier zuständig sind. Immerhin zeichnen wir für die Sicherheit des künftigen Parlaments verantwortlich und der Tote hat sich doch um ein Mandat für das Hohe Haus beworben.«
    Watson ignorierte ihn einfach. »Schon bekannt, wie er gestorben ist?«
    »Nein, noch nicht, Sir«, antwortete Linford hastig. Rebus war beeindruckt, wie schnell der Mann umschalten konnte. Linford war jetzt ganz der unterwürfige Schmeichler, der es dem großen Boss recht machen möchte. Reine Berechnung, doch davon bekam Watson natürlich nichts mit, wollte es auch gar nicht wahrhaben.
    »Der Arzt hat ein Schädeltrauma diagnostiziert«, fügte Linford noch hinzu. »Merkwürdig, dass die Leiche in dem Kamin ganz ähnliche Verletzungen aufweist: eine Schädelfraktur plus Stichwunde.«
    Watson nickte bedächtig. »Aber von einer Stichwunde ist doch in diesem Fall keine Rede.«
    »Nein, Sir«, sagte Rebus. »Trotzdem…«
    Watson sah ihn an. »Meinen Sie wirklich, ich würde Ihnen einen solchen Fall

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