Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
hielt sich die Nase zu, um Dougie zu signalisieren, dass ihm der leicht süßliche Geruch in dem Raum nicht entgangen war.
    »Ach so«, sagte Dougie. »Unangenehme Sache. Eine ältere Dame, dürfte schon seit einer Woche in der Wohnung gelegen haben.« Er wies mit dem Kopf zu dem Raum hinüber, wo die am übelsten riechenden Leichen verwahrt wurden.
    »Hm. Die Leiche, die mich interessiert, dürfte schon wesentlich länger tot sein.«
    Dougie nickte. »Da sind Sie leider zu spät dran. Der ist schon weg.«
    »Weg?« Rebus sah auf die Uhr.
    »Zwei von meinen Jungs haben ihn ungefähr vor einer Stunde zum Western-General-Krankenhaus gefahren.«
    »Meines Wissens ist die Obduktion für elf Uhr angesetzt.«
    Dougie zuckte mit den Achseln. »Euer Mann hat es furchtbar eilig gehabt. Gehört schon einiges dazu, die Zwei Musketiere so weit zu bringen, dass sie ihren Tagesablauf ändern.«
    Die Zwei Musketiere – mit diesem Namen bezeichnete Dougie Professor Gates und Dr. Curt. Rebus legte die Stirn in Falten.
    »Unser Mann?«
    Dougie inspizierte das Blatt Papier auf dem Klemmbrett und fand schließlich den Namen. »Inspektor Linford.«
    Als Rebus im Krankenhaus eintraf, war das Gespann Gates und Curt bereits bei der Arbeit. Professor Gates beschrieb sich selbst gerne als grobknochig. Als er sich jetzt über die sterblichen Überreste beugte, wirkte er tatsächlich wie der glatte Gegentyp seines ziemlich groß gewachsenen, hageren Kollegen. Curt war rund zehn Jahre jünger als Gates und räusperte sich ständig, was Außenstehende häufig als Kritik an Gates' handwerklichen Fähigkeiten interpretierten. Allerdings wussten diese Leute nicht, dass der gute Mann am Tag bis zu dreißig Zigaretten rauchte. Jeder Augenblick, den Curt in Arbeitskleidung verbrachte, rettete ihn für eine Weile vor seiner Sucht. Rebus, der während der Fahrt hierher an ganz andere Dinge gedacht hatte, verspürte plötzlich ein unbändiges Verlangen nach einer Zigarette.
    »Morgen, John«, sagte Gates und blickte von seiner Arbeit auf. Er trug unter seiner bodenlangen Gummischürze ein blütenweißes Hemd und einen rot-gelb gestreiften Schlips. Obwohl er graue Anzüge bevorzugte, konnten ihm seine Krawatten nie bunt genug sein.
    »Kommen Sie etwa vom Joggen?«, fragte Curt. Erst jetzt bemerkte Rebus, dass er schwer atmete.
    »Nein, ich bin nur…«
    »Wenn er so weitermacht«, sagte Gates und sah Curt bedeutungsvoll an, »dann ist er der Nächste, den wir hier auf den Tisch bekommen.«
    »Stell ich mir nicht besonders witzig vor«, entgegnete Curt. »Möchte nicht wissen, wie es in dem Mann aussieht.«
    »Außerdem hat der Mann ein verdammt dickes Fell. Ohne Hackmesser geht bei dem nichts. Kann mir nicht vorstellen, dass man bei dem mit einem Skalpell viel ausrichten kann.« Die beiden Herren amüsierten sich köstlich. Nicht zum ersten Mal verfluchte Rebus die Vorschrift, dass bei einer Autopsie grundsätzlich zwei Pathologen anwesend sein mussten.
    Die Leiche bestand buchstäblich nur noch aus Haut und Knochen. Die Mumie lag auf einem Edelmetallwagen mit etlichen Abflussrinnen. Sie war reichlich verstaubt und mit Spinnweben bedeckt, doch von Körperflüssigkeiten keine Spur. Der Schädel lag auf einem kleinen Holzsockel, der unter anderen Umständen auch als etwas merkwürdiges Käsebrett hätte durchgehen können.
    »Alles zu seiner Zeit, meine Herren.« Linfords Stimme. Er war zwar jünger als die beiden Pathologen, doch der schneidende Klang seiner Stimme ließ sie verstummen. Dann sah Linford Rebus an. »Guten Morgen, John.«
    Rebus ging zu ihm hinüber. »Nett, dass Sie mich extra zum Pathologischen Institut haben fahren lassen.«
    Linford sah ihn fragend an. »Irgendwelche Probleme?«
    Rebus sah ihn böse an. »Wie kommen Sie denn darauf?« In dem Raum waren noch einige andere Leute: zwei Krankenhausangestellte, ein Polizeifotograf, jemand von der Spurensicherung und ein elegant gekleideter Herr von der Staatsanwaltschaft mit angewidertem Gesicht. Bei der Obduktion einer Leiche war immer eine Menge los. Wer nicht unmittelbar mit der Prozedur zu tun hatte, stand meist etwas hilflos herum und trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich habe mich mit unserem Freund hier schon am Wochenende etwas näher befasst«, sagte Gates zu den Anwesenden. »Sein Zustand deutet darauf hin, dass er etwa Ende der Siebziger-, Anfang der Achtzigerjahre gestorben ist.«
    »Haben Sie seine Kleider schon zur Analyse geschickt?«, fragte Linford.
    Gates

Weitere Kostenlose Bücher