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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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anvertrauen?«
    Rebus zuckte mit den Achseln.
    »Wenn es Sie interessiert, kann ich Ihnen gerne mal den Kamin zeigen«, sagte Linford zu Watson. Rebus wusste nicht recht, ob der Mann lediglich Zeit gewinnen wollte oder was er sonst bezweckte. Jedenfalls konnte er den Fall nicht einfach an sich reißen, schließlich war Rebus Mitglied des PPVK.
    »Vielleicht später, Derek«, entgegnete Watson. »Nach dem Mord an Roddy Grieve interessiert sich doch niemand mehr für ein verschimmeltes altes Skelett.«
    »So verschimmelt war Skelly gar nicht«, sagte Rebus. »Außerdem können wir ja die Ermittlungen nicht einfach einstellen.«
    »Natürlich nicht«, fuhr Watson ihn an. »Trotzdem gibt es Prioritäten, John. Das sollten selbst Sie begreifen.« Watson streckte seine umgedrehte Hand aus. »Verdammt, jetzt fängt es auch noch an zu schneien.«
    »Hoffentlich hauen dann wenigstens die Gaffer ab«, sagte Rebus.
    Watson, der wegen seines rötlichen Teints und seiner Herkunft aus dem ländlichen Nordosten des Landes den Beinamen »der Farmer« erhalten hatte, grummelte zustimmend. »Na gut, Derek. Wenn es tatsächlich anfängt zu schneien, können wir genauso gut einen Blick auf Ihren merkwürdigen Kamin werfen.«
    Derek Linford schien überglücklich und führte den »Farmer« in das Gebäude. Rebus blieb allein draußen zurück. Er zündete sich eine Zigarette an und lächelte in sich hinein. Sollte Linford den Farmer ruhig bearbeiten… Möglich, dass sie auf diese Weise sogar beide Fälle bekamen – jedenfalls genug Arbeit, um Rebus über die dunkelsten Wochen des Winters und vielleicht sogar über die Weihnachtstage zu bringen.

7
    Die Identifizierung war zwar nur eine Formsache, aber unumgänglich. Besucher der Pathologie mussten das Gebäude durch eine bestimmte Tür betreten und befanden sich dann unmittelbar vor einer zweiten Tür mit der Aufschrift »Besucherraum«. In dem Raum standen ein paar Sessel. An einem Schreibtisch saß eine Schaufensterpuppe. Jemand hatte ihr einen weißen Laborkittel angezogen und ihr einen Schnauzbart unter die Nase gemalt – eine in dieser Umgebung merkwürdig bizarre Humorbekundung.
    Gates und Curt hatten die Obduktion zwar erst für später angesetzt. Doch Dougie beruhigte Rebus und erklärte, dass »in der Kühlung noch reichlich Platz ist«. Im Empfangsbereich vor dem Besucherzimmer hingegen herrschte drangvolle Enge. Roddy Grieves Witwe war erschienen, außerdem seine Mutter und seine Schwester. Sein Bruder Cammo saß gerade im Flugzeug aus London. Nach einem ungeschriebenen Gesetz hielten sich die Medien vom Pathologischen Institut fern, mochte der Fall auch noch so sensationell sein. Trotzdem hatten sich auf der anderen Straßenseite auf dem Gehsteig ein paar besonders rücksichtslose Geier eingefunden. Als Rebus hinausging, um eine Zigarette zu rauchen, sprach er sie an. Zwei Journalisten und ein Fotograf. Junge schlaksige Kerle, die nur wenig oder überhaupt keinen Respekt vor alten Regeln kannten. Aber ihn kannten sie wenigstens. Deshalb traten sie etwas unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, machten aber keine Anstalten zu verschwinden.
    »Lassen Sie es mich zunächst im Guten versuchen«, sagte Rebus und schüttelte eine Zigarette aus der Packung. Er zündete sie an und bot dann den Journalisten ebenfalls eine an. Alle drei schüttelten den Kopf. Einer spielte mit seinem Handy herum und las irgendwelche Nachrichten auf dem winzigen Display.
    »Und was haben Sie für uns, Inspektor?«, fragte der andere Reporter. Rebus starrte ihn ungläubig an, begriff aber sofort, dass es sinnlos war, an die Vernunft der Männer zu appellieren.
    »Kann auch inoffiziell sein, wenn Ihnen das lieber ist«, fuhr der Mann völlig unbeeindruckt fort.
    »Sie können mich gerne zitieren«, sagte Rebus leise. Der Reporter zog ein Diktaphon aus der Jackentasche.
    »Ein bisschen näher, bitte.«
    Der Reporter entsprach dem Wunsch und schaltete das Gerät ein.
    Rebus sprach klar und deutlich. Bereits nach wenigen Worten schaltete der Mann das Gerät wieder aus und grinste Rebus ebenso frech wie beleidigt ins Gesicht. Seine Kollegen hinter ihm starrten verlegen auf ihre Füße.
    »Genügt Ihnen das, oder brauchen Sie noch mehr?«, sagte Rebus. Dann ging er über die Straße und verschwand wieder in der Pathologie.
    Die Identifizierungsprozedur war inzwischen erledigt. Die Angehörigen des Ermordeten wirkten wie betäubt. Selbst Linford machte einen betroffenen Eindruck. Was er damit wohl wieder

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