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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wer ist unser Ansprechpartner?«, hatte Wylie gefragt.
    »Ich natürlich«, hatte er entgegnet und sich vergewissert, dass Linford gerade nicht in Hörweite war.
    Als vor ihnen eine Ampel auf Gelb umsprang, schaltete Linford in den zweiten Gang zurück. Rebus hätte an seiner Stelle natürlich Gas gegeben und wäre vielleicht gerade noch vor dem roten Signal durchgerutscht. Vielleicht hätte er aber auch gestoppt, jedenfalls, wenn er allein im Wagen gewesen wäre. Doch mit einem Beifahrer neben sich hätte er auf jeden Fall versucht, Eindruck zu schinden. Von Linford hatte er eigentlich eine ähnliche Reaktion erwartet. Der BMW stoppte vor der Ampel. Linford zog die Handbremse und sah ihn an.
    »Anlageberater, Labour-Kandidat, berühmte Familie. Was halten Sie von der Sache?«
    Rebus zuckte wie üblich mit den Achseln. »Ich weiß auch nur, was in der Zeitung steht. Offenbar hat einigen Leuten das Auswahlverfahren für die Kandidaten nicht gepasst.«
    Linford nickte. »Hat vielleicht böses Blut gegeben.«
    »Da hilft nur eins: fragen. Denkbar ist aber auch, dass wir es mit einem missglückten Raubüberfall zu tun haben – allerdings mit katastrophalen Folgen.«
    »Oder mit einem Eifersuchtsdrama?«
    Rebus sah ihn an. Linford spielte mit der Handbremse und starrte auf die Ampel. »Vielleicht findet die Spurensicherung ja was.«
    »Fingerabdrücke oder irgendwelche Fasern?« Linford klang skeptisch.
    »Ziemlich matschig auf dem Gelände. Wenn wir Glück haben, entdecken sie vielleicht irgendwelche Fußabdrücke.«
    Die Ampel schaltete auf Grün. Da sie niemanden vor sich hatten, legte der BMW rasch an Geschwindigkeit zu.
    »Der Boss hat mich schon angerufen«, sagte Linford. Rebus wusste sofort, dass damit nicht der kleine Hauptkommissar Farmer Watson gemeint war. »Genau genommen der SPP«, erklärte Linford: »Colin Carswell, der Stellvertretende Polizeipräsident. Wollte zunächst eine Spezialeinheit einschalten.«
    »Sonderermittler?«
    Diesmal zog Linford die Schultern hoch. »Handverlesen. Keine Ahnung, an wen er gedacht hat.«
    »Und was haben Sie gesagt?«
    »Ich hab zu ihm gesagt: Wenn er mir die Ermittlungen überträgt, braucht er sich keine Sorgen zu machen.« Linford warf Rebus einen Blick zu und freute sich über dessen gequältes Gesicht. Rebus wiederum gab sich redlich Mühe, möglichst keine Reaktion zu zeigen. In seiner gesamten Polizeilaufbahn hatte er bisher vielleicht zwei- oder dreimal mit dem SPP gesprochen.
    Linford lächelte. Er wusste genau, dass er unter Rebus' rauer Schale eine empfindliche Stelle getroffen hatte.
    »Als ich gesagt habe, dass Inspektor Rebus mich unterstützt…«
    »Was – unterstützt?«, schnaubte Rebus. Erst jetzt begriff er, was Linford eigentlich gesagt hatte.
    »…, war er anfangs etwas skeptisch«, redete Linford unbekümmert weiter. »Doch ich hab ihm versichert, dass Sie in Ordnung sind und dass wir gut zusammenarbeiten. Übrigens ›un-terstützen‹heißt für mich ganz einfach, dass Sie mir helfen und ich Ihnen.«
    »Aber die Ermittlungen führen Sie?«
    Linford ließ die Frage genüsslich auf sich wirken. Noch ein Hieb, der gesessen hatte. »Nicht mal Ihr eigener Vorgesetzter will, dass Sie an der Sache mitarbeiten, John. Woran liegt das eigentlich?«
    »Geht Sie nichts an.«
    »Alle wissen doch Bescheid über Sie, John. Ja, man kann ohne Übertreibung sagen, dass Ihnen ein gewisser Ruf vorauseilt.«
    »Aber wenn Sie die Ermittlungen führen, ist natürlich alles anders?«, murmelte er.
    Linford zuckte mit den Achseln und wartete einen Augenblick. »Da wir gerade so gemütlich beisammen sitzen«, sagte er dann, »vielleicht sollte ich Ihnen noch sagen, dass ich heute Abend mit Siobhan verabredet bin. Aber keine Sorge, ich bring sie vor elf wieder nach Hause.«
    Roddy Grieve hatte mit seiner Frau irgendwo in Cramond gewohnt. Seona Grieve hatte jedoch durchblicken lassen, dass sie bei Roddys Mutter anzutreffen sei. Das in seinen Dimensionen fast abweisende Haus lag am Ende einer kurzen, engen Auffahrt. Es wirkte fast ein wenig unheimlich. Vielleicht lag das an dem gestaffelten Giebel und dem Relief oberhalb der Eingangstür, das eine Distel zeigte. Der Vorplatz war leer: weit und breit kein Auto. Sämtliche Vorhänge waren zugezogen. Eine kluge Vorsichtsmaßnahme, denn die Reporter und Fotografen waren schon wieder da und warteten in einem silbernen Audi 80 am Straßenrand. Auch die ersten Fernsehteams würden gewiss nicht mehr lange auf sich warten lassen.

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