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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Zuerst hatte irgendwer eine tolle Idee, und dann hat man was zusammen getrunken, und das war's dann auch schon.«
    »Haben Sie Matthew Vanderhyde gekannt?«
    »Oh ja. Jeder kannte Matthew. Lebt er eigentlich noch?«
    »Ich besuche ihn bisweilen, allerdings nicht so oft, wie ich eigentlich sollte.«
    »Matthew und Allan haben oft mit Chris Grieve über Politik diskutiert…« Sie hielt inne. »Sie wissen ja, er ist nicht mit uns verwandt.« Rebus nickte und dachte an das gerahmte Gedicht unten in der Halle. »Allan hat Chris häufig porträtiert, doch der Mann konnte einfach nicht stillsitzen. Ständig musste er herumzappeln und gestikulieren, um seinen Argumenten Nachdruck zu geben.« Sie ruderte jetzt selbst mit den Armen in der Luft herum. In der einen Hand hielt sie das Marmeladenglas, in der anderen eine Rolle Klebeband. »Von Edwin Muir war er allerdings sehr enttäuscht. Und dann war da noch die zauberhafte Naomi Mitchison. Kennen Sie ihre Arbeiten?« Rebus sagte nichts, weil er Angst hatte, durch ein Wort den Zauber zu brechen.
    »Und die Maler – Gillies, McTaggart, Maxwell.« Sie lächelte. »Da war immer was geboten. Und das Festival war das Beste, was uns passieren konnte, weil es Besucher in die Galerien brachte. Edinburgher Schule haben wir uns genannt. Das war damals ein völlig anderes Land, wissen Sie. Der Zweite Weltkrieg lag gerade hinter uns und die nächste globale Katastrophe vor uns. So hat man das jedenfalls damals empfunden. Nicht so einfach, Kinder aufzuziehen, wenn einem ständig die Atombombe über dem Kopf hängt. Ist auch nicht ohne Wirkung auf meine Arbeit geblieben.«
    »Und Ihre Kinder – haben die sich für Kunst interessiert?«
    »Lorna hat ein bisschen gemalt, tut sie vielleicht heute noch. Die Jungs nicht. Cammo hatte immer einen Haufen Freunde um sich – so eine Art Prätorianergarde. Roddy hat von Anfang an die Gesellschaft Erwachsener vorgezogen. Er war immer höflich und hat aufmerksam zugehört.«
    »Und Alasdair?«
    Sie legte den Kopf zur Seite. »Alasdair war für einen Maler ein wahrer Albtraum, ein hinreißender kleiner Rabauke. Ist mir nie richtig gelungen, dieses gewisse Etwas einzufangen. Immer führte er was im Schilde, aber daran hat sich niemand gestört, weil Alasdair nun mal so war. Verstehen Sie?«
    »Ich denke schon.« Rebus kannte selbst ein paar kleine Schurken dieser Art: charmant und frech und immer darauf bedacht, auf ihre Kosten zu kommen. »Hören Sie noch manchmal von ihm?«
    »Oh, ja.«
    »Und wieso ist er von zu Hause weggegangen?«
    »Er ist nicht von zu Hause weggegangen. Er hat in der Stadt eine eigene Wohnung gehabt – nicht weit vom Bahnhof entfernt. Als er dann weggegangen ist, haben wir herausgefunden, dass er eigentlich in einer möblierten Wohnung gelebt und dass praktisch nichts ihm dort gehört hat. Er hat nur einen Koffer voll Kleider und ein paar Bücher mitgenommen, das war alles.«
    »Aber er hat nicht gesagt, warum er weggeht?«
    »Nein, er hat nur irgendwann angerufen und gesagt, dass er sich wieder meldet.«
    Rebus hörte, wie die Eingangstür geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. Eine Stimme rief von unten: »Ich bin wieder da.«
    »Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen«, sagte er.
    Alicia Grieve hatte ihn anscheinend schon vergessen. »Wenn ich doch nur wüsste, wo es ist«, sagte sie zu sich selbst und legte das Marmeladenglas in die Schachtel zurück. »Mein Gott, wenn ich doch nur wüsste…«
    Er begegnete Seona Grieve auf halber Treppe.
    »Alles in Ordnung?«
    »Alles bestens«, beruhigte er sie. »Mrs. Grieve hat nur was verloren und findet es nicht.«
    Seona blickte die Treppe hinauf. »Inspektor, sie hat praktisch alles verloren. Sie weiß es nur noch nicht…«

15
    Das Büro hatte nichts Auffälliges an sich.
    Grant Hood und Ellen Wylie sahen sich an. Sie hatten eigentlich einen Bauhof erwartet – viel Matsch und Gebäude aus Schlackenstein, dazu einen wütend bellenden Schäferhund an einer Kette. Wylie hatte sogar für alle Fälle Gummistiefel im Kofferraum. Doch jetzt standen sie etwa auf halber Höhe des Leith Walk im dritten Stock eines Bürogebäudes aus den Sechzigerjahren. Schon im Wagen hatte Wylie Hood gefragt, ob sie hinterher noch kurz bei Valvona and Crolla's vorbeischauen könnten. Er war einverstanden, klar doch – »aber ist es dort nicht ein bisschen teuer?«
    »Qualität hat nun mal ihren Preis«, hatte sie nur geantwortet, fast wie in einem Werbespot.
    Sie hatten gerade damit angefangen,

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