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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Professionalität der Firma Kirkwall Construction in Augenschein nehmen.
    Individualität war nicht vorgesehen.
    Sie überlegte, ob Jack Kirkwalls traurig-zerfurchtes Gesicht vielleicht damit etwas zu tun hatte. So hatte er sich seinen Ruhestand ganz gewiss nicht vorgestellt. Sie war sich plötzlich ganz sicher: Die Materialien und Möbel hatte nicht Jack ausgewählt, sondern sein Sohn Peter.
    »Ihr Unternehmen«, sagte sie, »hat 1979 in Queensberry House verschiedene Arbeiten ausgeführt.«
    »Das Krankenhaus?« Sie nickte. »Angefangen haben wir '78, und '79 waren wir fertig. Eine schreckliche Zeit damals.« Er sah sie an. »Aber daran können Sie sich natürlich nicht mehr erinnern. In jenem Winter haben nicht nur die Müllarbeiter und die Lehrer gestreikt, sondern sogar die Mitarbeiter des Städtischen Leichenhauses.« Er schnaubte unwillig und sah Hood an. Dann tippte er sich mit dem Finger gegen die Stirn und sagte: »Sehen Sie, junger Mann, funktioniert noch ganz gut da oben. Kommt mir vor, als ob das alles erst gestern gewesen ist. Ja genau, im Dezember haben wir angefangen, und im März waren wir dann fertig. Am achten, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    Wylie lächelte. »Unglaublich.«
    Kirkwall nahm ihr Kompliment wohlwollend entgegen. Er war ein groß gewachsener breitschultriger Mann mit einem ausgeprägten Kinn. Wahrscheinlich war er im strikten Wortsinn nie ein attraktiver Mann gewesen, aber dass er einmal Macht und Einfluss ausgeübt hatte, war noch immer spürbar.
    »Wissen Sie, wieso ich mich daran so gut erinnere?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das können Sie nicht wissen, dazu sind Sie noch zu jung.«
    »Das Referendum?«, sagte Hood aufs Geratewohl.
    Kirkwall machte ein enttäuschtes Gesicht. Wylie warf Hood wieder einen warnenden Blick zu: Sie durften den Mann auf keinen Fall verprellen.
    »War das nicht am ersten März?«, fragte Hood.
    »Richtig, ja. Die Abstimmung haben wir zwar gewonnen, aber den Kampf verloren.«
    »War ja nur ein vorübergehender Rückschlag«, versuchte Wylie ihn zu trösten.
    Er sah sie irritiert an. »Wenn Sie zwanzig Jahre für eine kurze Zeit halten, dann mögen Sie Recht haben. Mein Gott, was hatten wir für Träume…« Wylie wollte sich schon auf die sentimentale Nummer einrichten, um so mehr überraschte sie, was er dann sagte. »Stellen Sie sich mal vor, was das für das Land bedeutet hätte: Ausbau der Infrastruktur, Wohnungsbau, neue Unternehmen.«
    »Ein gewaltiger Aufschwung für die Baubranche?«
    Kirkwall schüttelte nur den Kopf, als er an all die verpassten Chancen zurückdachte.
    »Aber im Augenblick geht es der Branche doch hervorragend, hat jedenfalls Ihr Sohn gesagt«, meinte Wylie.
    »Hmm.«
    Der Mann klang unglaublich verbittert. Hatte Jack Kirkwall sich vielleicht gar nicht freiwillig aus seinem Unternehmen zurückgezogen, sondern war von seinem Sohn dazu gedrängt worden?
    »Was uns vor allem interessiert, sind die Umbauarbeiten in dem Krankenhaus selbst«, sagte Hood. »Wissen Sie noch, welche Firmen das gemacht haben?«
    »Die Dächer hat Caspian gemacht«, sagte Kirkwall leise. Er war noch immer in Gedanken versunken. »Für den Gerüstbau war Macgregor zuständig. Den Innenausbau hat großenteils Coghill's übernommen: Innenputz und ein paar zusätzliche Trennwände.«
    »Auch im Untergeschoss?«
    Kirkwall nickte. »Eine neue Wäscherei und eine neue Heißwasseranlage.«
    »Wissen Sie noch, ob die ursprünglichen Wände teilweise freigelegt worden sind?« Wylie zeigte ihm das Foto mit den beiden Kaminen. »So wie hier?« Kirkwall betrachtete das Bild und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass die Firma Coghill's die Arbeiten im Untergeschoss ausgeführt hat.«
    Kirkwall nickte gedankenverloren. »Aber das Unternehmen existiert nicht mehr – pleite gegangen.«
    »Und Mr. Coghill selbst – lebt der noch?«
    Kirkwall zuckte mit den Achseln. »Eigentlich war das Unternehmen kerngesund. Gute Firma. Dean hat was vom Geschäft verstanden.«
    »Bestimmt nicht leicht, in der Branche zu überleben«, sagte Wylie.
    »Das ist nicht der Grund.« Er sah sie an.
    »Was dann?«
    »Vielleicht sollte ich nicht darüber sprechen.« Er überlegte kurz. »Aber in meinem Alter – was spielt das da noch für eine Rolle.« Er holte tief Luft. »Na ja: Jedenfalls hab ich gehört, dass Dean mit Mr. Big aneinander geraten ist.«
    Wylie und Hood fragten gleichzeitig: »Mr. Big?«
    Die Oxford Bar war schon ziemlich voll, als Rebus dort eintraf. Er hatte

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